Der Eigenheim-Boom hält an

  13.05.2022 Wirtschaft

Wer heute ein Haus kaufen will, wird nur schwer fündig – und zahlt doppelt so viel wie vor 20 Jahren. Auch in der Region steigen die Preise kontinuierlich, ein Ende des Trends ist vorerst nicht in Sicht.

BIANCA HÜSING
Seit vielen Jahren entwickeln sich die Immobilienpreise mehr oder weniger steil nach oben. Für ein Eigenheim in der Schweiz zahlt man heute mehr als doppelt so viel wie noch 1998 (+107 Prozent). Im Kanton Bern ist der Preisanstieg zwar nicht ganz so drastisch wie im Landesschnitt, doch mit +77 Prozent ist er auch hier markant. Selbst die weltweite Finanz- und Immobilienkrise von 2008 hat hierzulande nicht zu einem Preissturz geführt, sondern lediglich zu einer vorübergehenden Stagnation. Dass der Aufwärtstrend nach wie vor anhält, zeigen die jüngsten Erhebungen der BEKB.

Wertwachstum vor allem in der Stadt
In ihrem Immobilienbarometer von Mai 2022 stellt die Kantonalbank fest, dass die Liegenschaftswerte auch im letzten Jahr gewachsen sind: Im Kanton Bern um 4,6 Prozent, schweizweit um 6,3 Prozent. Als Hauptgrund nennt die BEKB den knappen Wohnraum: «Die wenigen verfügbaren Objekte werden oft unter der Hand vergeben, und kommt eine Liegenschaft erst auf den freien Markt, melden sich unzählige Interessenten», heisst es in der Medienmitteilung.

Wer in diesem Marktumfeld bereits ein Haus oder eine Wohnung besitzt, kann sich glücklich schätzen – vor allem in den städtischen Gebieten. Im Verwaltungskreis Berner Mittelland sind die Immobilienpreise seit 1998 um 109 Prozent gestiegen. Fast bescheiden nimmt sich dagegen die Wertsteigerung in den ländlicheren Verwaltungskreisen aus. Im Emmental, im Berner Jura und im Oberaargau liegt sie bei unter 60 Prozent. Im touristisch geprägten Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental hat der Wert von Eigenheimen seit 1998 im Schnitt um 72 Prozent zugelegt.

Kandergrund ist am günstigsten, Krattigen am teuersten
Wie viel man in welcher Gemeinde für ein Haus bezahlen muss, zeigt die BEKB mithilfe einer Karte (siehe Bild) auf. Zu den teuersten Pflastern gehören demnach nicht nur Bern, Köniz und Co., sondern auch Grindelwald und Hilterfingen. In Bern kostet ein typisches Einfamilienhaus mehr als 1,6 Millionen Franken. In Oberwil zahlt man für eine vergleichbare Immobilie weniger als 650 000.

Unterschiede gibt es auch innerhalb des Verwaltungskreises Frutigen-Niedersimmental. In den meisten Gemeinden liegen die Immobilienpreise zwischen 750 000 und 850 000 Franken. In Kandergrund zahlt man rund 100 000 Franken weniger, in Adelboden 100 000 Franken mehr. Am teuersten sind Einfamilienhäuser in Krattigen: zwischen 950 000 und 1,05 Millionen Franken werden dort fällig. Die Preiskategorien werden in der BEKB-Karte mit abgestuften Grün- und Rottönen dargestellt. Je tiefer das Rot, desto teurer das Haus. Ein Grossteil des Kantonsgebiets – vor allem in ländliche Gemeinden – befindet sich im grünen Bereich.

Deutlich mehr rote Flecken finden sich in der Kategorie Eigentumswohnungen. Im Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental ist Kandergrund die einzig «grüne» Gemeinde mit Preisen um die 500 000 Franken. Besonders teuer sind Eigentumswohnungen in Adelboden und Krattigen mit bis zu 700 000 Franken. Mehr kosten sie nur ausserhalb der Region – beispielsweise in Saanen, Spiez oder im Grossraum Bern.

Nur eine markante Zinswende könnte etwas ändern
Ob Haus oder Wohnung, ob Stadt oder Land: Wohneigentum ist rar und wird immer teurer. Mit einem Platzen der Immobilienblase rechnet die BEKB bis auf Weiteres nicht. «Nur eine rasche und massive Anhebung der Zinsen dürfte das Preiswachstum in grösserem Stil eindämmen», schreibt die Kantonalbank. Doch eine radikale Zinswende sei zurzeit noch unwahrscheinlich.

Mehr Infos: www.frutiglaender.ch/web-links.html


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