SCHLUSSPUNKT – In (quasi-) eigener Sache

  15.07.2022 Kolumne

IN (QUASI-) EIGENER SACHE

Verehrte Leserschaft, ich brauche Ihre Hilfe! Ich bin auf der Suche nach einer Hochzeitslocation für schätzungsweise 600 Gäste. Die kulinarischen Ansprüche sind nicht besonders hoch, dafür muss es schnell gehen: Die Feier findet am 30. Juli statt. Ich bin mir bewusst, wie kurzfristig das ist. Aber die Einladungen sind leider schon raus. Ich frage auch nicht für mich, sondern für einen «Freund». Boris Johnson will seine heimliche Heirat mit Carrie Symonds im grossen Stil nachfeiern. Eigentlich hatte er dafür den offiziellen Landsitz der britischen Regierungschefs vorgesehen. Doch nachdem der Premierminister letzte Woche zum Rücktritt «motiviert» wurde, sind er und seine Festgesellschaft nun gewissermassen obdachlos – und ich fühle mich ein bisschen dafür verantwortlich. Genau genommen werde ich dafür verantwortlich gemacht.
Dass ich nicht gerade ein Johnson-Fan bin, ist kein Geheimnis. Ich wurde sogar schon von Lesern wegen meiner lästerlichen Bemerkungen gerügt. Nun habe ich kürzlich meine Sommerferien in London verbracht, wo ich mir unter anderem das britische Parlament angesehen habe. Kaum war ich zur Tür raus, machten (wieder einmal) krasse Vorwürfe gegen den Premier die Runde und zwei Minister traten aus Protest zurück. Natürlich habe ich nicht das Geringste damit zu tun. Aber keiner will mir das so recht glauben. Angeblich macht es mich umso verdächtiger, dass ich sofort nach Johnsons Rücktrittsansprache vor den Toren der Downing Street Nummer 10 inmitten eines Pulks feiernder Leute zum (wirklich sehr eingängigen) «Bye bye Boris»- Song schunkelte. Keine zwei Meter von mir entfernt stand der bekannte Anti-Brexit-Demonstrant Steve Bray. Alles reiner Zufall – und trotzdem habe ich jetzt meinen Ruf als Putschistin weg. Ein Freund schlug mir direkt vor, nach Moskau weiterzureisen ...
Zum Beweis meiner Unschuld möchte ich dafür sorgen, dass Boris und Carrie wenigstens noch eine anständige Hochzeit feiern können – und welche Kulisse würde sich besser dafür eignen als die Berner Alpen? Falls Sie also am 30. Juli einen grossen Saal und ein paar Hundert Hotelzimmer frei haben: Bitte melden! Weltweite Publicity sei Ihnen garantiert (nur nicht zwangsläufig gute).

BIANCA HÜSING

B.HUESING@FRUTIGLAENDER.CH


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