Kostet ein Anruf bei Behörden demnächst Geld? Ausschliessen will der Regierungsrat das jedenfalls nicht. In seiner Antwort auf eine Interpellation betont er aber, dass die Ämter trotz der Digitalisierung auch auf klassischem Wege erreichbar bleiben.

BIANCA HÜSING
Wer einmal das Programm «TaxMe-Online» des Kantons Bern für seine Steuererklärung genutzt hat, weiss: Die Digitalisierung kann manch unliebsame Arbeit erheblich vereinfachen. Auch Behörden profitieren davon, wenn immer mehr BürgerInnen ihre Geschäfte am Computer erledigen: weniger Personal, weniger Papier und weniger Kosten.

Doch auch im Jahre 2018 hat längst nicht jeder Schweizer einen Internetanschluss. Gerade Ältere schätzen oft den persönlichen oder telefonischen Kontakt. Um diese Klientel sorgt sich denn auch SVP-Grossrat Samuel Graber. In einer Interpellation wollte er vom Regierungsrat wissen, ob der Kanton die telefonische oder briefliche Kontaktaufnahme mit Behörden abzuschaffen gedenke oder diese gar mit Gebühren «bestrafen» wolle.

In seiner Antwort bekräftigt der Regierungsrat, dass alle Dienststellen für allgemeine Anfragen ebenso auf nichtdigitalem Wege erreichbar seien – auch in Zukunft. Weil mittelfristig jedoch sämtliche Geschäftsprozesse elektronisch abgewickelt würden, wäre es laut Regierungsrat von Vorteil, wenn auch die dazu nötigen Daten von Beginn an elektronisch vorlägen: «Es ist teuer und fehleranfällig, Informationen ab Papier oder Telefon zu digitalisieren.» Für professionelle Nutzer sei die vollständige Digitalisierung ohnehin zumutbar. Für Privatpersonen müsse man jedoch umsichtiger vorgehen und die Bedürfnisse bestimmter Zielgruppen berücksichtigen – zum Beispiel durch Hilfsmassnahmen.

Einzahlungen am Schalter kosten Geld
Dass die Nutzung klassischer Kommunikationsmittel künftig etwas kosten soll, will der Regierungsrat indes nicht ausschliessen. Auch der Kanton müsse schliesslich wirtschaftlich handeln. Wer teure Dienstleistungen in Anspruch nehme, solle deshalb auch den Mehraufwand mittragen. «Eine Einzahlung am Postschalter kostet den Kanton je nach Betrag 1.50 bis 3.55 Franken oder mehr. Bei mehreren Millionen Einzahlungen jährlich würde es bedeutende Kosten verursachen, wenn alle Menschen ihre Einzahlungen am Postschalter tätigen würden», so der Regierungsrat. Es sei daher nicht auszuschliessen, dass der Kanton Gebühren für die Nutzung aufwendiger Zahlungs- oder Kommunikationsmittel erhebe. Umgekehrt könne er jedoch auch Gebühren für die elektronische Geschäftsabwicklung senken.

Alles digital beim Kanton?

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