Rund um die Geschichte der Tellenburg gibt es etliche ungeklärte Fragen. Ein grosser Teil davon wird im neuen Werk der Kulturgutstiftung über das Frutiger Wahrzeichen beantwortet. Erhältlich ist die Publikation ab heute.

HANS RUDOLF SCHNEIDER
Was kommt dabei heraus, wenn sich zwei pensionierte ETH-Chemiker aus dem Baselbiet mit Beziehungen zum Frutigland zusammentun? – Ein Buch über die Tellenburg. Diese ungewöhnliche Konstellation wurde von Peter Fries und Hans Egli an der Buchvernissage am Dienstagabend in der Badi Lounge erklärt. Fries wurde in Basel-Landschaft geboren, ist aber seit über 50 Jahren regelmässig im familieneigenen Haus im Tellenfeld – mit direktem Blick auf die Tellenburg. Hans Egli ist gebürtiger Frutiger und nach seiner Tätigkeit in der chemischen Industrie wieder ins Tal zurückgezogen. Wie sein Bruder Ruedi arbeitet er für die Kulturgutstiftung Frutigland und ist in diesem Zusammenhang natürlich auch mit dem bekannten Frutiger Bauwerk konfrontiert worden.

Suchen und finden
Der konkrete Anstoss für das Buch kam von Faustus Furrer, dem ersten Präsidenten des Vereins Burgfreunde Tellenburg, er brachte die beiden Autoren zusammen. Egli machte sich auf die Suche nach Informationen. An der Vernissage erzählte er, wo überall Dokumente gefunden wurden: im Gemeindearchiv, in der Burgerbibliothek Bern und vor allem im Staatsarchiv. «Dabei zeigte sich, dass die bisherigen Publikationen über die Burg – beispielsweise im Frutigbuch – nicht auf allen zugänglichen Dokumenten basierten. Etliche neue Details über die Baugeschichte, die Nutzung und auch Bilder kamen ans Licht.» Über 300 Dokumente habe er kopiert, gesichtet, und ausgewertet. Ohne Internet und digitale Fotoapparate wäre dies vor einigen Jahren fast nicht möglich gewesen. Man spürte förmlich, wie Hans Egli die Suche nach Details oder unbekannten Zusammenhängen fasziniert. So wurde auch geklärt, dass der heutige Zugang in den Turm 1750 entstand und keineswegs von Beginn an existierte.

Drucken und fräsen
Mitautor Peter Fries hat sich vor allem durch seine Rekonstruktion des Schlosses hervorgetan (der «Frutigländer» berichtete). Dieses Modell steht heute im Eingangsbereich der Gemeindeverwaltung, da die Gemeinde Besitzerin der Tellenburg ist. Die Burg, für die sich Fries seit vielen Jahren begeistert («zu jedem Aufenthalt in Frutigen gehört ein Ausflug mit Bräteln auf der Burg dazu» – hat er in technischen Zeichnungen rekonstruiert und das Modell schliesslich mithilfe eines 3D-Druckers hergestellt. «Immer wieder kam Hans mit neuen Infos oder sogar Bildern zu mir. Daraufhin mussten wir das Modell öfter anpassen, alte Teile wegfräsen und neue Treppen oder Mauern drucken», so Fries. Seine nächste Vision: «Ich wünsche mir, dass Besucher der Burg sich auf dem Mobiltelefon anschauen können, wie die Stelle, an der sie gerade stehen, früher ausgesehen haben könnte.» Das ist heute technisch machbar und würde die alte Burg ins digitale Zeitalter überführen.

Gefängnis früher und heute
Dieser Wunsch war vor allem an Thomas Egger gerichtet. Der aktuelle Vereinspräsident der Burgfreunde Tellenburg hat diesen sicher gehört. Sobald die nötige bauliche Sanierung der Ruine beginnt, ist Zeit für weitere Entwicklungsüberlegungen. In seiner Ansprache an der Vernissage nahm Egger einen Teil der Burggeschichte zum Anlass für Vergleiche: Die Tellenburg diente auch als Gefängnis und der Frutiger war etliche Jahre Direktor des Thorberg-Gefängnisses. Er habe im Buch schmunzelnd von Mörderkästen und Hexengruben gelesen und versicherte den geladenen Gästen glaubhaft, dass solche Zellen heute nicht mehr üblich seien im Schweizer Strafvollzug. Im neuen Buch über die alte Burg hat es natürlich zahlreiche weitere Anekdoten, die beim Lesen das Schloss respektive die 1885 abgebrannte Tellenburg zu neuem Leben erwecken lassen.

Das Buch «Tellenburg. Burg – Schloss – Ruine», herausgegeben von der Kulturgutstiftung Frutigland, ist am Frutigmärit am Stand der Burgfreunde Tellenburg und anschliessend im lokalen Buchhandel oder unter www.kulturgutstiftung.ch erhältlich.

Das Buch zur Ruine

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