Die Krux mit dem 29. Februar

  27.02.2024 Gesellschaft

Kalender gab und gibt es in der Geschichte mehrere, doch ganz exakt war noch keiner. Der Schalttag alle vier Jahre ist ein Versuch, unsere Zeitrechnung so gut wie möglich mit dem Sonnenlauf zu synchronisieren. Doch damit geht die Rechnung noch nicht auf.

KATHARINA WITTWER Die Mayas hatten einen, die Römer ebenfalls, und der chinesische gilt nach wie vor: Einige Kalender bezogen sich auf den Umlauf der Sonne, andere nahmen den Mondzyklus als Berechnungsgrundlage und wieder anderen diente eine Kombination von beidem. Im Jahr 622 n. Chr. – dem Jahr, in dem der Prophet Mohammed von Mekka nach Medina auswanderte – wurde der Islamische Kalender eingeführt. Nach wie vor wird er zur Festlegung des Fastenmonats Ramadan und zu weiteren religiösen Zwecken eingesetzt.

Julius Cäsars Reform
Im Römischen Reich galt der sogenannte Römische Kalender. Dieser enthielt die Schaltjahrregelung, die bereits seit 238 vor Christus im ägyptischen Verwaltungskalender galt. Da das Jahr in den meisten Regionen des Reiches am 1. März begann, wurde der Zusatztag am Schluss jedes vierten Jahres – also Ende Februar – eingeschoben.

Weil die Amtsperiode der römischen Konsuln am 1. Januar begann, liess Kaiser Julius Cäsar 45 vor Christus den offiziellen Jahresbeginn auf ebendiesen Tag verlegen. In diesem neuen, dem Julianischen Kalender, wurden Monatsnamen wie September (septem = 7), Oktober (octo = 8), November (novem = 9) sowie Dezember (decem = 10), übernommen, obwohl die Zählung durch die Vorverlegung des Jahresbeginns um zwei Monate nicht mehr korrekt war.

Ans Osterfest gekoppelt – der Gregorianische Kalender
Am Ersten Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) wurde das älteste christliche Fest, nämlich Ostern, auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond festgelegt. Die Sonne umrundet die Erde in 365 Tagen, 5 Stunden und knapp 49 Minuten. Trotz des alle vier Jahre eingeschobenen Schalttages blieb eine Differenz, welche sich jährlich vergrösserte. Im Jahr 1582 wäre der astronomische Frühlingsanfang bereits auf den 11. März gefallen. Seit dem Bestehen des Julianischen Kalenders hatten sich die astronomischen Ereignisse im Sonnenjahr um ganze 10 Kalendertage vorverschoben.

Um ein weiteres Auseinanderdriften des Kalender- und des Sonnenjahres zu verhindern und um beide besser zu synchronisieren, erliess Papst Gregor XIII 1582 eine erneute Kalenderreform. Im seither gültigen Gregorianischen Kalender gibt es nach wie vor alle vier Jahre einen Schalttag. Weil der Gregorianische Kalender in dieser Form aber zu lange dauern würde, findet in Jahren, die durch 100 teilbar sind, kein Schaltjahr statt. Die Rechnung geht aber nach wie vor nicht ganz auf, denn unter dieser Regelung wäre der Kalender wiederum etwas zu kurz. Deshalb verfügen Jahre, die durch 400 teilbar sind, über einen 29. Februar. Während 1900 kein Schaltjahr war, dauerte 2000 somit 366 Tage lang.

Wer weiss, vielleicht berechnet uns die künstliche Intelligenz (KI) bald einen Kalender, der auf die Sekunde genau mit dem Sonnenjahr übereinstimmt.


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