Ein Blick vor und hinter die Kulissen

  23.04.2024 Frutigen

«Und Action!», hiess es am vergangenen Wochenende am historischen Bahnhof. Die ersten Aussenproben für das Freilichttheater «Lötschberg» standen an. Trotz Schneefalls übten die SchauspielerInnen und StatistInnen in voller Kostümierung. Ein Augenschein.

MARIA STEINMAYR
Am letzten Samstag konnte man sich am alten Bahnhof in Frutigen wie in einer anderen Zeit fühlen. Die Mitglieder des Vereins Belle Epoque waren in ihren Kostümen erschienen und versetzten die Umgebung um mehr als 100 Jahre zurück. Zum ersten Mal wurde das Stück «Lötschberg – Ein Tal im Aufbruch» unter freiem Himmel geprobt. Anfangs waren manche Szenen noch etwas holprig, weil sich alle erst einmal an den Schauplatz gewöhnen mussten, doch mit der Zeit lief es immer besser. Seit Januar wurde bereits geübt, vor allem in Kleingruppen, und der Einsatz der SchauspielerInnen machte sich nun bezahlt.

Den Auftrittsort kennenlernen
Am letzten Wochenende lag der Fokus darauf, die Örtlichkeiten kennenzulernen und sich an die Gegebenheiten anzupassen. Zwar passt der Standort am alten Bahnhof perfekt zum Thema des Stücks. Dennoch mussten die SchauspielerInnen sich erst einmal zurechtfinden: Wie muss man sich bewegen? Wie weit sind die Wege? Wie lange braucht man, um sie zurückzulegen und gleichzeitig die Texte zu sprechen? Besonders wichtig sind Aufstellung und Laufwege der DarstellerInnen, welche Bewegung ins Bild bringen sollen.

Froh um klare Anweisungen
Regisseur Mitja Staub ruft selten dazwischen, aber wenn er es tut, gibt er klare Anweisungen. Manche Szenen gelingen sofort, andere hingegen erfordern mehrere Wiederholungen, bis er zufrieden ist. Vor allem die Statisten sind froh um die Anleitung, spielen doch manche zum ersten Mal Theater.

Beim Freilichttheater muss man sich an die Gegebenheiten anpassen, was eine gewisse Flexibilität erfordert und für manche eine Herausforderung darstellt, weiss der Regisseur. Die erste Probe diene als Standortbestimmung und zeige auf, wo noch Verbesserungsbedarf besteht.

Staub war bisher bei allen Proben anwesend, um einen Überblick zu bekommen und das Stück nach seinen Vorstellungen in Szene zu setzen. Auf die Frage, ob er selbst gerne mitspielen möchte, antwortete er klar mit Nein. Er konzentriere sich lieber ganz auf die Regie.

Ein Traum geht in Erfüllung
Während sich manche DarstellerInnen zum ersten Mal auf die Freilichtbühne wagen, haben die beiden Hauptdarsteller schon Theatererfahrung: Fatima Gerisch als Belinda und Pascal Zumbach in der Rolle des Daniel. Für beide ist es zwar die erste Hauptrolle in einem Stück, doch scheinen sie sich damit wohlzufühlen. «Ich kann mich sehr gut mit meiner Figur identifizieren», so Gerisch.

Für Zumbach geht mit der Rolle sogar ein kleiner Traum in Erfüllung: «Ich habe mich mit der Hoffnung auf die Hauptrolle für das Stück beworben. Dass es wirklich geklappt hat, freut mich sehr.»

Die Hauptdarstellerin spielt ein aus Italien stammendes Mädchen, das in der Zeit des Tunnelbaus hier lebt. Es ist spannend zu beobachten, wie sie im Laufe des Stücks ihren Akzent nach und nach ablegt und immer mehr «Frutigdütsch» spricht.

Lacher über kleine Patzer
Während den Proben mussten viele SchauspielerInnen und vor allem die StatistInnen in ihren Kostümen frieren. Die charakteristischen Kleider der Belle-Epoque-Zeit sind zwar elegant, aber nicht unbedingt aus den wärmsten Stoffen gefertigt. Neben der Kälte erschwerte auch der immer wieder einsetzende Schneefall die Probebedingungen zusätzlich, und so kam es vor, dass ab und zu eine Textzeile vergessen wurde. Doch das Theaterteam nahm es mit Humor, solche kleinen «Wackler» sorgten für manchen Lacher.

Es bleibt noch genügend Zeit, textsicher zu werden: Die Premiere wird erst am 3. Juli stattfinden. Insgesamt sind 23 Aufführungen geplant, somit steht allen Mitwirkenden ein intensiver Sommer bevor.

«Merci vielmal, das wär’s gsy!», ruft der Regisseur, als am Nachmittag die letzte Szene geprobt ist – worauf alle ins Warme stürzen, um sich bei Tee oder Kaffee aufzuwärmen.


Lötschberg und Liebe

Im neuen Stück der Freilichtspiele Tellenburg verbindet der Autor Ueli Schmid ein wichtiges Stück Frutigländer Technikgeschichte mit der dramaturgischen Freiheit des Theaters. Die Premiere wird am Mittwoch, 3. Juli, 2024, stattfinden. Weitere Aufführungen folgen bis zum 10. August.

REDAKTION

Infos u. Tickets: freilichtspiele-tellenburg.ch


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