Der neue Obmann heisst Willy Schranz (EDU). Mit absolutem Mehr wurde der bisherige Vize bereits im ersten Wahlgang gewählt. Auch seine zwei neuen Ratskolleginnen stehen fest: Ursula Wäfler und Mireille Trummer setzten sich knapp gegen Barbara Oester durch.

BIANCA HÜSING
Willy Schranz ist keiner, der aufdreht. Als er am Sonntagnachmittag ans Telefon geht, klingt seine Stimme unverändert ruhig und zurückhaltend. Es lässt sich kein Triumph und keine Genugtuung heraushören – obwohl er seine beiden Kontrahenten deutlich abgehängt hat. Er vereinte mehr Stimmen auf sich als Rudolf Buchser (SVP) und Hansjürg Josi (FDP) zusammen. Dabei sind beide gut vernetzt und blicken wie Schranz auf acht Jahre Gemeinderatserfahrung zurück. Als aktuell amtierender Gemeinderat und Vize-Obmann konnte der EDU-Politiker jedoch zusätzlich auf den Bisherigen-Bonus zählen. «Ich habe mir schon Chancen erhofft. Das muss ich ehrlicherweise sagen. Aber dass das Ergebnis so deutlich ist, überrascht mich», sagt Schranz. «Ich hatte das Gefühl, es würde einen zweiten Wahlgang geben.» Insgesamt sind 1511 Wahlzettel eingegangen, 12 davon waren leer. Von den übrigen 1499 Stimmen entfielen 813 auf Willy Schranz, 365 auf Rudolf Buchser und 321 auf Hansjürg Josi. Mit seinen 54,24 Prozent Stimmenanteil erreichte Schranz das absolute Mehr auf Anhieb. Bei einer Stimmbeteiligung von 60,9 Prozent ist das Ergebnis durchaus repräsentativ.

Fast alle müssen sich umgewöhnen
Die WählerInnen scheinen mit der Arbeit des Bildungs- und Finanzchefs zufrieden zu sein. Dass damit auch ein gewisser Druck einhergeht, ist ihm bewusst. «Erwartungen sind sicher da und ich hoffe, dass ich sie erfüllen kann.» Durch sein bisheriges Mandat habe er jedenfalls eine Ahnung, was auf ihn zukommt und welche Herausforderungen er anzugehen hat. Die grösste und akuteste ist aus seiner Sicht die Umsetzung der Strukturreform. Ab dem 1. Januar 2024 wird der Gemeinderat nur noch aus sieben (statt neun) Mitgliedern bestehen und gewisse Kompetenzen an die Kommissionen sowie an die neue Geschäftsleitung abgeben. «Für die neuen Gemeinderätinnen sollte das kein Problem sein, sie kennen ja noch nichts anderes. Aber die Bisherigen – also auch ich – müssen gemeinsam in ihre neuen Rollen finden.»

Vor allem Schranz selbst wird eine neue Rolle bekleiden, eine, die es so noch nie gab. Zusammen mit der Gemeindeschreiberin Mara Mazzarella und dem Finanzverwalter Mirco Palma wird er die neue Geschäftsleitung bilden. «Bis die Abläufe sitzen und die Arbeitsverteilung klar ist, wird es sicher noch dauern. Nach einem halben Jahr möchte ich eine erste Bilanz ziehen und dabei hoffentlich feststellen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.» Das Hauptziel der Reform müsse schon erfüllt werden, damit sich die ganze Übung gelohnt habe: Effizienzsteigerung.

Ein weiteres wichtiges Thema sind für den neuen Obmann die Gemeindeliegenschaften. Eine vor Kurzem gegründete Arbeitsgruppe soll sich einen Überblick über anstehende Sanierungen verschaffen und prüfen, welche Grundstücke allenfalls verkauft werden können. «Das ist eine hochspannende Angelegenheit, aber es kommt auch ein Haufen Arbeit auf uns zu.» Das Gleiche gelte beim Thema Gemeindefinanzen. «Nach einer grösseren Investitionsphase müssen wir die Ausgaben wieder zurückfahren», meint der bisherige Finanz-Ressortchef. Nebst dem Gemeinderatspräsidenten wurden am Sonntag auch zwei neue Gemeinderätinnen erkoren. Diese Wahl war allerdings um einiges knapper: Nur ein paar Stimmen trennten die beiden Siegerinnen Ursula Wäfler (853) und Mireille Trummer (848) von der unterlegenen Barbara Oester (825). Die Stimmbeteiligung war mit 59,9 Prozent indes fast so hoch wie bei der Obmannwahl.

Schranz ist froh, dass er sein Amt mit einem vollzähligen Gemeinderat antreten kann – und dass wieder zwei Frauen in den Rat gewählt wurden. «Ich hätte es sehr schade gefunden, wenn Adelboden sich wieder in die andere Richtung entwickelt hätte», meint der neu gewählte Obmann mit Blick auf Zeiten, in denen das Gremium rein männlich besetzt war.

Keine grosse Feier geplant
Eine grosse Feier plant Willy Schranz übrigens nicht. «Ich bin ein bescheidener Mensch. Ausserdem überwiegt mein Respekt vor dem, was kommt.» Gleichwohl hoffe er, an der nächsten Gemeinderatssitzung mit seinen RatskollegInnen anstossen zu können. Und ein Glas Rotwein mit seiner Frau genehmigte er sich am Sonntagabend dann doch noch.

«Es überwiegt der Respekt vor dem, was kommt»

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