Seit 45 Jahren ist Peter Schmid als Bergführer und Schneesportlehrer mit Gästen im In- und Ausland unterwegs. Die globale Erwärmung hat Auswirkungen auch auf seinen Job.

PETER SCHIBLI
Peter Schmid gehörte zu den Ersten, die auf die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels im Tourismus aufmerksam machten. Bergsteigen sei angesichts der neuen Gefahren schwieriger geworden. Das gelte nicht nur für den Himalaja, die Anden oder den Kilimandscharo, sondern auch für die Schweizer Alpen, warnte der Adelbodner 2012 im «Frutigländer». Inzwischen hat sich die Situation erwartungsgemäss noch zugespitzt, wie er im Interview erzählt.

Wie hat sich die Situation in den letzten zehn Jahren verändert?
Der Klimawandel ist nun auch in den Bergen gut ersichtlich. Die Gletscher gehen weiterhin massiv zurück. Steinschläge und sogar Felsstürze auf unseren Wegen sind vermehrt ein Thema. Es gibt Touren und Routen, die dadurch nicht mehr begangen werden können und dürfen. Auch sind gewisse Touren oft nach Mitte Juli bereits heikel und können nicht mehr oder nur noch erschwert genutzt werden. Blankeis sowie offene und zu grosse Gletscherspalten machen gewisse Passagen zu einem Problem und zur grossen Gefahr. Konkret heisst das für uns, die Planung der Touren den neuen Gegebenheiten anzupassen – wir haben uns danach zu richten.

Welche Touren werden heute besonders oft nachgefragt?
Hochtouren und Gletschertouren sind immer noch sehr gefragt. Felsklettern ist auch sehr beliebt, besonders bei der jüngeren Kundschaft. Anspruchsvolle Bergwanderungen sind in letzter Zeit ebenfalls zum Betätigungsfeld für Bergführer geworden.

Welche ihrer Touren hat der Klimawandel verunmöglicht oder verändert?
Da wäre zum Beispiel die Besteigung des Wildstrubels im Sommer ab Adelboden / Engstligenalp. Durch die Rückbildung des Gletschers an bestimmten Stellen und durch die Ausaperung ist die Steinschlaggefahr so gross geworden, dass wir diese Tour nur noch im Frühsommer machen können. Im Weiteren gibt es unzählige Touren, bei denen die Routenführung komplett verändert ist. Früher konnte man beispielsweise auf der Normalroute zum Mönch vom Gletscher über ein breites Felsband zum Einstieg «spazieren». Infolge des Gletscherrückgangs musste dort nun ein richtiger Klettersteig mit Eisenbügeln installiert werden, damit man an dieselbe Stelle gelangt.

Sind Ihre Gäste für den Klimawandel sensibilisiert?
Die Gäste sind sensibilisiert für den Klimawandel, haben aber oft keine Vorstellung davon, welche Auswirkungen er in den Bergen wirklich hat.

Wie reduzieren Berggänger ihren ökologischen Fussabdruck?
Das Bewusstsein für das Thema ist vorhanden. Man bildet Fahrgemeinschaften oder reist – wo möglich – heute auch vermehrt mit dem öV an.

Haben Sie eine persönliche Lieblingstour?
Ich liebe die Abwechslung und habe da keinen Favoriten. Skitouren in Norwegen mag ich allerdings besonders gerne.

Wie sieht das Bergtouren-Business in 100 bis 200 Jahren aus, sollte die Erderwärmung wie bisher fortschreiten?
Viele Touren, die wir heute noch gehen können, werden garantiert nicht mehr möglich sein. Unsere Taktik im Bergsteigen muss schon heute an die veränderte Bergwelt angepasst werden – und muss dies in Zukunft in noch viel grösserem Ausmass. Natürlich befinden sich die Strukturen des klassischen Bergführerberufes im ständigen Wandel. So gibt es heute offizielle Kletterlehrer oder auch Wanderleiter mit Berufsdiplom.

Ich wünsche mir, dass es auch in 200 Jahren noch Bergführer geben wird, die den Touristen eine schöne Bergwelt präsentieren dürfen.

Mehr über Peter Schmid erfahren Sie online unter www.frutiglaender.ch im Bereich Web-Links.

ZUR PERSON

Peter Schmid wurde 1955 geboren. Von 1972 bis 1976 machte er eine Lehre zum Elektromonteur in Adelboden. 1977 liess er sich zum Bergführer ausbilden und 1978 folgte die Ausbildung zum Schneesportlehrer. In den vergangenen 45 Jahren hat er Tausenden von in- und ausländischen Gästen eindrückliche Bergerlebnisse ermöglicht.

PS

Wie der Klimawandel den Beruf des Bergführers verändert

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