Wie eine Kuh, die Strom liefert

  15.03.2024 Reichenbach, Kiental

An der Hauptstrasse entsteht in diesen Tagen eine Biogasanlage. Landwirt Peter Mürner erklärt sein Projekt – und nennt Gemeinsamkeiten von Kleinkraftwerk und Vieh.

JULIAN ZAHND
Lagert Hofdünger im Freien, verpufft seine Energie und die freigesetzten Stoffe steigen in die Nase. Beides lässt sich vermeiden, und zwar mit dem Bau einer Biogasanlage. Das Prinzip funktioniert vereinfacht gesagt so: Der Hofdünger wird in einem Fermenter vergärt und produziert Methangas. Dieses wird in einen überdimensionierten Ballon geleitet. In einem so genannten Blockheizkraftwerk wird das Gas in Strom umgewandelt, zudem entsteht Abwärme, die als Heizenergie genutzt werden kann.

Solche Biogasanlagen werden in Reichenbach von der Haral GmbH um Niklaus Hari und Pius Allenbach konzipiert. Auch Landwirt Peter Mürner greift bei seinem Projekt auf das Wissen und den Service der beiden Tüftler zurück.

15 kWh pro Tier und Tag
Das «Futter» für seine Anlage stammt ausschliesslich von Mürners 30 Kühen. Natürlich könnte er auch Material von anderen Höfen beziehen, doch durch den Transport würde wiederum Diesel verbrannt, was ausdrücklich nicht sein Ziel sei. «Das Konzept dieser Kleinkraftwerke besteht darin, vor Ort Energie auf klimaneutralem Weg zu produzieren.» Pro Tier und Tag entstehen rund 5 kWh Strom und 10 kWh Abwärme. Den Strom will Mürner ins BKW-Netz einspeisen. Mit der Wärmeenergie vom Blockheizkraftwerk kann er den Fermenter und seine beiden Häuser beheizen.

Peter Mürner hat auf seinem Dach auch Solarpanels installiert. Der Vorteil der neuen Anlage gegenüber der Photovoltaik sei aber die Beständigkeit. «Das Biogaskraftwerk liefert immer – tagsüber und nachts, im Winter wie im Sommer.» Die Bedingung sei allerdings, dass man die Anlage auch täglich «füttere». Gewissermassen sei das Blockheizkraftwerk somit wie eine Kuh, die Energie produziere.

Lange Planungszeit
Das Baugesuch publizierte Mürner bereits Anfang 2023. Weshalb nahm er den Bau erst über ein Jahr später in Angriff? Grund dafür seien die Fördergelder, die vom Bundesamt für Energie für solche Anlagen bereitgestellt werden. «Der Bund verlangt zuerst eine gültige Baubewilligung, erst dann wird das Projekt überprüft und die Investitionsbeiträge werden festgelegt. Das dauert dann schnell einmal mehrere Monate.» Dafür fällt die Unterstützung meist auch grosszügig aus: Bei jenen Teilen des Projekts, die der Bund als unterstützungswürdig erachtet, übernimmt er die Hälfte. Insgesamt zahlte Mürner daher etwas mehr als 50 Prozent selbst.

Natürlich sei eine solche Anlage nach wie vor eine kostspielige Investition, sagt er. Das sei auch der Grund, weshalb Biogas im Tal erst vereinzelt produziert werde. Doch langfristig lohne sich der Bau auch finanziell: «Die Anlage wird über 20 Jahre abgeschrieben und ich rechne damit, dass die Ausgaben bereits nach 20 Jahren amortisiert sind», so der Landwirt.


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