10 Jahre Zeit bis zur Neubewilligung
06.06.2023 KanderstegAn ihrer Generalversammlung von letzter Woche konnte die Luftseilbahn Kandersteg-Sunnbüel ein gutes Jahresergebnis präsentieren. Solide Geschäftsjahre werden auch in naher Zukunft nötig sein, denn 2033 steht die Konzessionserneuerung an – und die dafür nötigen Investitionen wollen finanziert werden.
MARK POLLMEIER
143 Aktionäre waren am vergangenen Mittwoch in den Kandersteger Gemeindesaal gekommen, wodurch knapp 60 Prozent des Gesamtkapitals vertreten waren. Vizepräsident Jürg Brönnimann, im Verwaltungsrat zuständig für die Finanzen, konnte ihnen ein Rekordergebnis präsentieren – zumindest was den Betriebsertrag angeht. Knapp 1 852 000 Franken erzielte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr, wovon rund 1 286 000 aus dem Personentransport stammen. Die übrigen Einnahmen stammen z. B. aus dem Restaurantbetrieb oder der Parkplatzbewirtschaftung. Auch bei den Frequenzen war 2022 ein sehr gutes Jahr: Gut 114 000 Berg- oder Talfahrten von Gästen wurden absolviert. Nur im heissen Jahrhundertsommer 2003 lief die Sunnbüelbahn noch häufiger (damals waren es fast 122 000 Frequenzen, aber weniger Erträge). Nach wie vor ist das Sommergeschäft mit aktuell rund 63 Prozent der Umsätze die stärkere Saison.
Rückstellungen deutlich erhöht
«Wir haben aktuell einen Liquiditätsbestand von einer Million», informierte Jürg Brönnimann bei der Erläuterung des Jahresergebnisses. Diese schöne Zahl wecke natürlich Gelüste, «und da bin ich als Finanzer dann gefordert, darauf zu achten, dass das Geld nicht sofort wieder ausgegeben wird.»
Eine wachsende Position in der Bilanz sind die Rückstellungen, die um 171000 Franken auf über 250 000 Franken erhöht wurden. Gebraucht werden diese Reserven unter anderem, um kurzfristige Sanierungen finanzieren zu können. Brönnimann erwähnte etwa die 60 Jahre alte Wasserversorgung der Bahn, die demnächst erneuert werden müsse. Andere Ausgaben betreffen die Technik oder den Gebäudeunterhalt.
Das Ergebis der Jahresrechnung liegt etwa auf Vorjahresniveau: Der Gewinn beträgt 43 000 Franken.
Anstehende und abgeschlossene Projekte
Die Bahn hat eine Mehrjahresplanung bis zur angestrebten Erneuerung der Betriebskonzession im Jahr 2033 erstellt. Anhand einer Prioritätenliste sollen nun verschiedene Vorhaben abgearbeitet werden. Auch VR-Präsident Reto Zurbrügg erwähnte in diesem Zusammenhang die in die Jahre gekommene Wasserversorgung, die im letzten Winter Probleme bereitet habe. Derzeit laufen die Vorabklärungen zur deren Erneuerung.
Ein weiteres, schon laufendes Projekt ist der Bau einer neuen Umschlagrampe bei der Bergstation. Es werde immer mehr Material auf den Sunnbüel transportiert, erläuterte der VR-Präsident, für die Bahn selbst, aber auch für das Berghotel Schwarenbach oder die Alpschaft. Mit der neuen Umschlagrampe werde sich die logistische Situation verbessern.
Warum wird der Lift schon abgebaut?
Weil er nicht mehr rentabel zu betreiben war, hatte die Bahn den Skilift Spittelmatte stillgelegt. Reto Zurbrügg erläuterte nun, warum die Anlage schon jetzt abgebaut werden soll. «Wir sind ein gewinnorientiertes Unternehmen», so Zurbrügg, «Die Konzessionserneuerung in knapp zehn Jahren wird Millionen kosten, das kann ich jetzt schon sagen.» Der Verwaltungsrat könne es angesichts dieser Aussichten nicht verantworten, mit dem Skilift jedes Jahr Defizite einzufahren. Den Lift zu schliessen sei deshalb unumgänglich gewesen. «Ich bin Seilbahner, ich verdiene mein Geld mit dem Betrieb von Skiliften, Sesselbahnen und Gondelbahnen. Einen Lift zu schliessen, tut weh, das ist doch klar.» Nach dem Entscheid, den Skilift Spittelmatte stillzulegen, müsse man ihn nun aber auch abbrechen. Denn wollte die Sunnbüelbahn den Lift erst einmal stehen lassen, müsste sie ihn gemäss Rechtslage auch betriebsbereit halten – das aber würde weitere Kosten verursachen. Ein Skilift, der nicht mehr gewartet wird, müsse jedoch gemäss Artikel 55 der Seilbahnverordnung abgebaut werden – und genau diesen Schritt habe die Sunnbüelbahn nun eingeleitet. Zurbrügg verwies auch auf den optischen Eindruck: Eine solche «Skilift-Leiche» in der Landschaft stehen zu haben, sei eben auch kein schöner Anblick.
Die Langläufer auf den Sunnbüel holen
Die Kooperation der Sunnbüelbahn mit dem Langlaufzentrum Kandersteg soll weiter vertieft werden. «Wir wollen im Herbst parat sein, damit wir den Langläufern bei Schneemangel im Dorf auf dem Sunnbüel etwas bieten können», so Reto Zurbrügg. Es habe in der letzten Wintersaison noch nicht alles so geklappt, wie man sich das vorstelle. «Aber wir arbeiten daran, die Schnittstelle Langlaufzentrum–Sunnbüelbahn zu optimieren.»
Ein bereits abgeschlossenes Projekt ist die Verlegung der Bike-Trails im unteren Streckenabschnitt. Bisher hatten die Downhill-Fahrer in diesem Teil die Ueschinenstrasse mitgenutzt. Mit der Verlegung ist diese unbefriedigende und teils auch unsichere Lösung nun beseitigt. Reto Zurbrügg bedankte sich unter anderem bei der Alpschaft Ueschinen und Familie Reichen für die Kooperation.
Nicht nur das Bergrestaurant am Oeschinensee, auch das Restaurant der Sunnbüelbahn hat bereits teilweise auf Selbstbedienung umgestellt. Angestrebt ist, den Betrieb komplett umzustellen. Mit dieser Massnahme sollen die Wartezeiten vor allem an Spitzentagen vermieden werden.
Bichsel bleibt der Bahn erhalten
Bis Ende 2022 sass Sebastian Bichsel als Vertreter der Gemeinde Kandersteg im Verwaltungsrat der Sunnbüelbahn. Nachdem Bichsel aus dem Gemeinderat ausgeschieden war, rückte zum Jahresbeginn 2023 der neue Gemeinderat Heinz Steiner an seine Stelle nach.
Weil Verwaltungsrat Thomas Schärer im Herbst 2023 auf eigenen Wunsch aus dem Gremium ausscheidet, wählte die Versammlung Sebastian Bichsel als dessen Nachfolger. Bichsel bleibt dem Verwaltungsrat also erhalten und wechselt dort lediglich die Rolle.
Sieben Jahre lang war Marcel Hiltbrand Geschäftsführer der Luftseilbahn Kandersteg-Sunnbüel. Er verliess, wie VR-Präsident Zurbrügg betonte, das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Aus 16 Bewerbern wählte der Verwaltungsrat Jacques Isler zum neuen Geschäftsführer. Obwohl sein Vertrag offiziell erst am nächsten Tag begann, war Isler bereits an der GV im Einsatz und führte das Protokoll.
Den Gästen die Natur näherbringen
Er habe mit Seilbahnen bisher eigentlich gar nichts am Hut gehabt, bekannte Isler in seiner Vorstellung freimütig. In den letzten 40 Jahren sei er in der IT-Branche mit Schwerpunkt Software tätig gewesen. Der Ort Kandersteg ist dem neuen Geschäftsführer jedoch nicht fremd. Zusammen mit seiner Frau besitze er seit sechs Jahren eine Ferienwohnung in Kandersteg, die sie während der Pandemie häufig genutzt hätten, berichtete Isler. In dieser Zeit fiel die Entscheidung, von Brugg AG ganz ins Berner Oberland zu ziehen. Weil die Kandersteger Ferienwohnung als Dauerwohnsitz zu klein ist, wohnt das Paar inzwischen in Spiez. «Mir liegen Kandersteg und die Sunnbüelbahn sehr am Herzen», betonte Isler. Er hoffe, dass das Unternehmen 2033 die Betriebskonzession erneuern könne «und dass wir das Schöne, das wir hier haben, den Gästen näherbringen können, vor allem die Natur.»
Reto Zurbrügg dankte seinem VR-Kollegen Fritz Jost, der tatkräftig mitgeholfen hatte, das Unternehmen in der Übergangsphase zwischen dem alten und dem neuen Geschäftsführer zu leiten.
Bevor die Versammlung zum Apéro überging, erkundigte sich ein Anwesender nach der Kooperation mit den anderen Bergbahnen vor Ort, insbesondere mit der Gondelbahn zum Oeschinensee. Reto Zurbrügg informierte darüber, dass gerade vor zwei Wochen ein Treffen mit den Verantwortlichen der Oeschibahn stattgefunden habe. Das Thema Gästeinformation und Besucherlenkung im Ort sei wichtig und werde weiterverfolgt.