KOLUMNE - Die «guten Vorsätze»
29.12.2017 KolumneDie Tage im Jahr 2017 sind nur so an mir vorbeigeflogen. Im Leben als Profisportler geht vieles Schlag auf Schlag. Vom einen Wettkampf oder Trainingscamp zum anderen. Die immer neuen Orte oder Herausforderungen machen mir Spass und ich liebe es, wenn etwas geht. Mein Jahresrhythmus ist auf die ...
Die Tage im Jahr 2017 sind nur so an mir vorbeigeflogen. Im Leben als Profisportler geht vieles Schlag auf Schlag. Vom einen Wettkampf oder Trainingscamp zum anderen. Die immer neuen Orte oder Herausforderungen machen mir Spass und ich liebe es, wenn etwas geht. Mein Jahresrhythmus ist auf die Wettkampfsaison abgestimmt. So beginnt für mich das neue Jahr jeweils im Mai, wenn der Trainingsaufbau wieder startet. Als Skilangläufer habe ich für die guten Vorsätze also etwas mehr Zeit als die meisten anderen. Am Schluss kommt es jedoch nicht darauf an, wann ich meine Absichten definiere, sondern dass ich mir persönliche Ziele setze.
Als Leistungssportler sind Zielsetzungen ein wichtiges Mittel, um sich selbst stetig zu verbessern. Im Frühling werden jeweils auf verschiedenen Ebenen Ziele gesetzt. Von aussen denken viele, dass Sportler sich vor allem Platzierungen als Vorgaben nehmen. Natürlich sind Rangierungen auch Teil davon, aber viel wichtiger sind spezifische Ziele, die mir helfen, auf der Loipe schneller zu sein. Naheliegend dafür sind Trainingsschwerpunkte für die physische Leistungsfähigkeit oder Optimierungen der Technik. Der Fokus wird aber auch auf den mentalen Bereich und die Erholung gelegt. Eines meiner Ziele war zum Beispiel: Ruhephasen zu planen und konsequent umzusetzen! Das klingt im ersten Moment komisch für einen leistungsorientierten Sportler. Doch die Erholung ist enorm wichtig, und nur in diesen Phasen entfaltet das Training seine Wirkung. Das Gleichgewicht zwischen Belastung und Erholung muss stimmen, und dabei werden alle Aspekte miteinbezogen. Einen Tag in der Woche habe ich das Training weggelassen und darauf geachtet, mich ganzheitlich zu erholen. Damit neben dem Körper auch der Kopf ruhen kann, stellte ich die kopflastigen Arbeiten zur Seite. Für eine aktive Person wie mich war sogar das Nichtstun manchmal eine Herausforderung.
Sich gute Vorsätze zu machen ist gut und wichtig. Es ist jedoch nur der Start des Ganzen. Erst die Umsetzung bringt den Erfolg. Dazu braucht es immer wieder klare Entscheidungen und vielfach etwas Durchhaltewillen und Geduld. Vor dem Trainingsbeginn werden Jahresziele definiert und diese sind meistens nicht nach einem Tag erledigt. Es ist ein Prozess, in dem ich mich Schritt für Schritt der Wunschvorstellung nähere. Besonders eingeschliffene Bewegungsmuster in der Technik sind schwer zu ändern. Solche Anpassungen brauchen eine grosse Portion Geduld, nicht selten müssen die Abläufe Tausende Male geübt werden, bis sie sitzen. Dabei habe ich als Sportler das Privileg, einen Trainer an der Seite zu haben. Dieser unterstützt mich beim Umsetzen meiner Pläne. Gerade in der Technik und Trainingsplanung ist der Coach eine grosse Hilfe. Mit dem richtigen Support geht vieles leichter, doch die Verantwortung liegt am Schluss beim Athleten. Die Ziele motivieren mich und setzen mich in Bewegung. Auf dem Weg vom Start bis ans Ziel gibt es viele spannende Erfahrungen. Dabei geht es mal ein paar Schritte vorwärts, dann vielleicht ein, zwei zurück. Für mich ist wichtig, die kleinen Fortschritte zu sehen und mich an diesen zu freuen. Dreht das Rad auch mal rückwärts, versuche ich, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern lege meinen Fokus wieder auf das Ziel. Die erlebten Hochs und Tiefs machen das Erreichen des Ziels umso schöner.
Für das neue Jahr wünsche ich allen viel Ausdauer und Freude beim Umsetzen der persönlichen Vorsätze und hoffe, dass das «Gute» voll und ganz umgesetzt werden kann.
MATHIAS INNIGER
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