Der Wald hat keine politische Lobby
Seit Ende des letzten Weltkrieges befindet sich die schweizerische Wald- und Holzwirtschaft in einem schwierigen Umfeld. Aufgrund der EFTA-Verträge wurde der Markt für den Rohstoff Holz vollständig liberalisiert. Holz geniesst weder ...
Der Wald hat keine politische Lobby
Seit Ende des letzten Weltkrieges befindet sich die schweizerische Wald- und Holzwirtschaft in einem schwierigen Umfeld. Aufgrund der EFTA-Verträge wurde der Markt für den Rohstoff Holz vollständig liberalisiert. Holz geniesst weder Zollschutz noch subventionierte Absatzmärkte im Inland wie die Landwirtschaft. Die forstlichen Bundes- und Kantonssubventionen sind in erster Linie zur Erhaltung und Pflege der Schutzwälder bestimmt. Der Bund unterstützt forstliche Massnahmen mit gegenwärtig 120 Millionen Franken (2017), ein kleiner Betrag für beinahe einen Drittel der Landesfläche. Der Wald hat effektiv keine politische Lobby wie die Landwirtschaft, das zeigt sich hier deutlich. Prekär ist die Lage auf dem Holzmarkt, weil Importe aus Nord- und Osteuropa viel billiger sind als einheimisches Holz, obschon die Holzpreise für Schweizer Holz seit Jahren im Keller sind. Für einen Kubikmeter Sagholz gibt es heute um die 100 Franken, das war aber schon vor 50 Jahren genau gleich. Heute, mit den tiefen Holzpreisen und den hohen Lohnkosten, geht die Rechnung für die Waldbesitzer oft nicht mehr auf, insbesondere im Berggebiet nicht, wo eine Holzernte mittels Vollerntemaschinen nicht zur Diskussion steht. Viele Privatwaldbesitzer lassen deshalb die Arbeit im Wald ruhen, er wächst ja von selbst weiter. So bleibt der umweltfreundliche, klimaneutrale und nachhaltig wachsende Rohstoff Holz ungenutzt – keine erfreuliche Feststellung angesichts der heutigen Umweltprobleme. Es bleibt zu hoffen, dass die angestrebte Stossrichtung der kantonalen Forstpolitik zur Stärkung der Wald- und Holzwirtschaft Erfolg haben wird.
ULRICH VOGT, FRUTIGEN