Ein Jahr – ein Wort
28.12.2018 KolumneSilvester ist die Zeit der Reflexion und Rückblende. Auch die «Frutigländer»-Redaktion tut das nun, hält ihre Gedanken aber knapp. Mit dem Ziel, die Vergangenheit nicht unnötig aufzubauschen, machten wir uns auf die Suche nach einem einzigen Begriff, der unser Jahr 2018 entscheidend ...
Silvester ist die Zeit der Reflexion und Rückblende. Auch die «Frutigländer»-Redaktion tut das nun, hält ihre Gedanken aber knapp. Mit dem Ziel, die Vergangenheit nicht unnötig aufzubauschen, machten wir uns auf die Suche nach einem einzigen Begriff, der unser Jahr 2018 entscheidend prägte. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir kurzweilige Feierlichkeiten und einen langen Atem fürs nächste Jahr!
Langsamkeit
Die einen fanden diese Eigenschaft nützlich – etwa bei der geplanten Einführung von Tempo 30. Die anderen fanden sie gefährlich – etwa bei der Verzögerung von Hochwasserschutzprojekten. Langsamkeit hiess für mich 2018 aber auch: Es wurde langsam Zeit, dass die Berner Young Boys mal wieder die Fussball-Meisterschaft gewinnen.
BENJAMIN HALTMEIER
Hallux
Wenn der Schuh drückt und das Grundgelenk des grossen Zehs bei jedem Schritt sticht, dann hilft nur noch die brachiale Methode: schnippeln, fräsen, schrauben und nähen. Somit ist das Rätsel gelöst, weshalb ich derzeit eine ulkige Sandale trage. Gemäss Peter Reber wünsch ich mir nun «Schueh, wo nid drücke!».
KATHARINA WITTWER
EU-Rahmenabkommen
Schon jetzt kann ich den Begriff nicht mehr hören. Dabei wird es ja im Wahljahr 2019 erst so richtig losgehen mit dem EU-Geschacher. Trübe Aussichten! Meine letzte Hoffnung ist nun der neue Bundespräsident. Kann Ueli Maurer das leidige Rahmenproblem endlich lösen? Mein Dank wäre ihm auf jeden Fall gewiss.
MARK POLLMEIER
Germania
Von Nationalstolz halte ich eigentlich nichts. Trotzdem hatte das Wort Germania in diesem Jahr eine besondere Bedeutung für mich. Wann immer ich mich auf meiner Georgienreise unterhielt, fragten Einheimische mit strahlenden Augen: «Germania?» Aus irgendwelchen Gründen ist mein Heimatland dort extrem beliebt und wir wurden überall wärmstens empfangen – ein neues Gefühl!
BIANCA HÜSING
Weitsicht
Nicht nur ich habe sie während der Arbeit mehr und mehr verloren, auch der Bundesrat bewies mit seiner Politik 2018 des Öfteren einen ziemlich verschwommenen Blick. So steht das nächste Jahr im Zeichen der Korrektur: Bei der Landesregierung in Form neuer Mitglieder, für mich durch die Anschaffung einer Brille.
BENJAMIN HOCHULI
Ent-auchen
Dieser Begriff setzte sich in meinem Kopf fest, nachdem ihn mir eine frühere Kollegin ans Herz gelegt hatte. Zuerst ein Stirnrunzeln, dann aber die Erkenntnis: Durch rigorose Ent-auchung – also dem Entfernen etlicher «auch» in meinen Texten – haben meine Zeilen (meistens jedenfalls) ziemlich an Qualität und Profil gewonnen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Linksverkehr
Zunächst fluchte ich auf alle «Falschfahrer». Doch gegen Ende meines einmonatigen Japanaufenthaltes lichtete sich die Unsicherheit und ich realisierte, dass auch die gespiegelte Verkehrsordnung tadellos funktioniert. Manchmal tut es gut, die Seite zu wechseln und zu merken, dass die eigene Wirklichkeit nicht die einzig richtige ist.
JULIAN ZAHND