Ins Musikalische hineingewachsen
04.12.2018 GesellschaftINTERVIEW Sie sind 17-jährig und haben sich der Volksmusik verschrieben: Jeanine Jenni, Fabian Schmid und Ruedi Rösti aus Kandersteg. Als Fisi-Gruess-Örgeler stehen sie vor ihrem ersten öffentlichen Auftritt.
PETER ROTHACHER
Rock ‘n’ Roll oder Techno sind ...
INTERVIEW Sie sind 17-jährig und haben sich der Volksmusik verschrieben: Jeanine Jenni, Fabian Schmid und Ruedi Rösti aus Kandersteg. Als Fisi-Gruess-Örgeler stehen sie vor ihrem ersten öffentlichen Auftritt.
PETER ROTHACHER
Rock ‘n’ Roll oder Techno sind nicht so ganz ihr Ding. Nein, die drei Jugendlichen stehen auf Volkstanz und Volksmusik. Seit einem halben Jahr erst spielen sie zusammen, haben aber offensichtlich den gemeinsamen Takt schnell gefunden. Denn am 7. Dezember ist es bereits so weit: Beim erstmals stattfindenden Kandersteger «Winterylüüte» wird auch ihre Karriere als Trio eingeläutet. Gegenüber dem «Frutigländer» sprechen sie über ihre Liebe zur Musik und den Zustand ihres Nervenkostüms.
«Frutigländer»: Für die meisten Jugendlichen ist Volksmusik nicht unbedingt «trendy». Warum ist das bei euch dreien anders?
Fabian Schmid: Mir wurde die Volksmusik buchstäblich in die Wiege gelegt. Schon der Urgrossvater spielte Akkordeon, und seither macht unsere ganze Familie Musik.
Jeanine Jenni: Bei mir zu Hause ist es ähnlich: Ich bin in einer musizierenden Familie aufgewachsen und ging deshalb in den Akkordeonunterricht.
Ruedi Rösti: Da meine Geschwister alle ein volkstümliches Instrument spielen, habe ich es vor Jahren mit dem Örgeli versucht. Das hat aber nicht geklappt. In diesem Jahr habe ich nun mit der Bassgeige einen neuen Versuch gestartet und nehme Privatunterricht.
Ihr seid alle auch in der Trachtengruppe Kandersteg aktiv. Das passt ebenfalls nicht unbedingt ins gängige Bild des heutigen Nachwuchses …
Ruedi: Meine Mutter war lange Zeit Tanzleiterin. Und da sich die anderen Familienmitglieder ebenfalls dem Trachtentanz widmeten, war es für mich logisch, mit fünf Jahren der Kindertanzgruppe beizutreten. Seither bin ich dabei.
Jeanine: Ich wollte bereits als kleines Mädchen tanzen. Das habe ich dann in der Kindertanzgruppe verwirklicht. Mittlerweile machen auch meine Schwester und die Mutter in der Trachtengruppe mit.
Fabian: Meine Grossmutter tanzt in der Trachtengruppe. Und da auch meine Mutter und der Bruder zeitweise dabei waren, hat es auch mich erwischt.
Aber sind Trachtengruppen nicht durchwegs von Überalterung und fehlenden Männern geprägt?
Ruedi: Nein, das ist das Schöne bei uns: Wir sind bei den Erwachsenen rund 30 Mitglieder und altersmässig gut durchmischt.
Fabian: Ja, immerhin gehören 14 der Kategorie U32 an – sind also unter 32-jährig. Wir Männer sind aber schon klar in der Minderheit.
Jeanine: Nebst uns drei 17-Jährigen ist eines noch jünger, und zwei sind nur knapp älter als wir.
Was macht ihr drei beruflich, und habt ihr noch andere Hobbys als Musik und Tanz?
Fabian: Ich absolviere in Interlaken eine Ausbildung zum Logistiker. Zudem spiele ich gerne Theater: Seit vier Sommern bei den Tellspielen und jetzt auch bei der Trachtengruppe. In diesem Jahr als Grossbauer und Dorfcasanova. Und ah ja: Während dem Sommer schiesse ich auch regelmässig.
Jeanine: Als Gymnasiastin in Thun habe ich mich punkto Schwerpunktfächer nicht für die Musik, sondern für Biologie und Chemie entschieden. Zu meinen Hobbys gehören Skifahren und Reiten.
Ruedi: In Reudlen/Reichenbach bin ich im zweiten Lehrjahr als Landmaschinenmechaniker. In der Freizeit fahre ich gerne Ski und arbeite oft auf unserem Landwirtschaftsbetrieb mit.
Nun steht ihr also als «Fisi-Gruess-Örgeler vor eurem ersten Auftritt. Woher stammt eigentlich der Name – und wie nervös seid ihr vor der Premiere?
Fabian: Schon vom Theater her bin ich Publikum gewöhnt. Zudem habe ich bereits öfters mit Jeanine zusammengespielt. Und wir haben gesagt: Der Neue kreiert den Namen.
Ruedi: Da ich unterhalb des Fisistocks wohne, war das für mich naheliegend. Und die beiden haben den Namen gleich akzeptiert. Auf den Auftritt bin ich sehr gespannt – aber das wird schon gehen...
Jeanine: Zu Beginn bin ich immer recht angespannt, aber nach zwei oder drei Stücken legt sich das.
Wie umfassend ist euer Repertoire, und was pflegt ihr für einen Stil?
Fabian: Vor Kurzem haben wir zusammengezählt und kamen auf insgesamt 110 Titel. Wobei nicht alle auftrittsreif sind.
Jeanine: Unser Repertoire bewegt sich vom traditionellen Berner- bis hin zum Innerschweizerstil.
Ruedi: Mit dem Grundbass kann ich bei vielen Titeln gut mithalten. Aber ich versuche auch kreativ zu sein, und beispielsweise bei einem Fox oder Schottisch zupfe ich auch schon mal die Saiten. Am heikelsten sind derzeit noch die Tonartwechsel.
Der Start als Trio ist gesetzt: Wie sehen nun eure weiteren musikalischen Ziele aus?
Ruedi: Wir stehen derzeit in der Ausbildung und erfreuen uns daneben ganz einfach am gemeinsamen Musizieren.
Fabian: Dem pflichte ich bei. Vielleicht später einmal Tanzmusik zu machen – das würde ich jetzt nicht ausschliessen.
Jeanine: Längerfristig dürfte dann mal ein einheitliches Outfit, ein Trio-Dress, auf unserer Wunschliste stehen.
Im Hotel Alpenblick Kandersteg wird am Freitag, 7. Dezember, erstmals ein «Winterylüüte» durchgeführt. Ab 20 Uhr treten in zwei Konzertblöcken auf: Das Jodlerquartett Drüspitz, das Jodlerquartett Steintal Kandersteg sowie die Fisi-Gruess-Örgeler. Reservationen: Tel. 033 675 11 29 (Regula Schmid-Ogi) oder hotel.alpenblick@gmx.ch.