Während der Belle-Epoque-Woche demonstrierte die Trückli-Gruppe Adelboden ihr Können im Kirchgemeindehaus Kandersteg. Das rege Interesse der Besucher zeigte, dass die Herstellung der Zündholzschachteln nicht so schnell in Vergessenheit geraten dürfte.
ELSI RÖSTI
Vor mehr als 100 Jahren war das «Trücklen» im Frutigtal eine beliebte Heimarbeit. Es gab nämlich einige Zündholzfabriken in Frutigen, und diese bestellten bei den Bauernfamilien die leeren Zündholzschachteln. Bei der Heimarbeit musste die ganze Familie mithelfen. Für das Einsetzen der schmalen «Trückli-Bödeli» waren die kleinen Kinderhände oft geeigneter als eine grobe Männerhand. Mit viel Fleiss brachte es eine sechsköpfige Familie so auf 6000 bis 8000 Trückli pro Woche. Für 1000 Stück zahlte der Fabrikant 70 Rappen, später einen Franken. Zu Fuss wurden die fertigen Produkte jede Woche in die Fabrik gebracht. Wer keinen eigenen Wald besass, erhielt eine Losholztanne zugeteilt.
Sie treffen sich fünfmal pro Jahr
Die Trückligruppe Adelboden gibt es schon viele Jahre mit wechselnden Mitgliedern. Diese haben sich zum Ziel gesetzt, das alte Handwerk nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und freuen sich, etwa fünfmal pro Jahr zusammen zu «trücklen» und das Handwerk bei Gelegenheit auch öffentlich vorzustellen.
Sie zeigten den Belle-Epoque-Besucherinnen und -Besuchern mithilfe der alten Werkzeuge, wie das Holz gehobelt und anschliessend in passende Längen gestanzt wird. Sie demonstrierten auch, wie die Späne mit einem Brei aus Mehl und Wasser geleimt und nach dem Trocknen mit roter Zunderfarbe angestrichen werden.
Das Interesse der Zuschauer war gross, und sie stellten viele Fragen. Wer wollte, konnte auch eine Zündholzschachtel aus Holzspan als Erinnerungsstück erwerben.