Der «Wetterschmöcker» für das Chuenisbärgli
11.01.2019 Adelboden, SportSeit sechs Jahren beobachtet und prognostiziert Joachim Schug das Wetter für die Weltcuprennen in Adelboden. Für die kommende Ausgabe sieht er bisher keine Hindernisse.
KATHARINA WITTWER
In der Schweiz unterhält die international tätige Firma MeteoGroup 380 eigene ...
Seit sechs Jahren beobachtet und prognostiziert Joachim Schug das Wetter für die Weltcuprennen in Adelboden. Für die kommende Ausgabe sieht er bisher keine Hindernisse.
KATHARINA WITTWER
In der Schweiz unterhält die international tätige Firma MeteoGroup 380 eigene Wetterstationen. Ab Mitte Dezember beobachtet Joachim Schug vier davon mit Argusaugen: nämlich die drei am Chuenisbärgli und diejenige beim Tropenhaus in Frutigen. Der Meteorologe ist Chef der Schweizer Zweigstelle in Appenzell und betreut seit sechs Jahren die Adelbodner Ski-Weltcuprennen. «Leider kann ich weder einen Wärmeeinbruch noch Schneefall oder Nebel verhindern», erklärt er mit einem Augenzwinkern.
Enge Zusammenarbeit mit der Pistencrew
Rennleiter Hans Pieren und Pistenchef Toni Hari werden jeweils kurz vor Weihnachten nervös. Für die Durchführung des Riesenslaloms ist eine pickelharte Piste Voraussetzung. Dafür muss rechtzeitig beschneit werden. Je näher der Anlass rückt, desto intensiver wird der Kontakt zwischen dem «Wetter-» und den «Pistenmännern».
«Fast wichtiger als das Beschneien der Piste ist das Vereisen wenige Tage vor den Rennen. Hierfür muss ich im richtigen Moment grünes Licht geben», sagt Schug. Der Knochenjob mit dem Injektionsbalken dauert einen Tag oder eine Nacht. Anschliessend sind während mindestens 24 Stunden Lufttemperaturen von wenigstens - 4 °C unabdingbar. Idealerweise ist es danach bis zu den Rennen kalt, trocken und vor allem nebelfrei. Feuchtigkeit – aus der Luft oder vom Neuschnee – bindet sich mit dem Salz in der Piste und der Kühleffekt ist dahin. Sprich: die Strecke wird ungleichmässig matschig und genügt dann nicht mehr den Anforderungen. Dank seiner langjährigen Erfahrung als alpiner Meteorologe und den Kenntnissen der lokalen topografischen Verhältnisse kann Schug inzwischen recht genau prognostizieren, was auf die Weltcup-Planer zukommt.
Gute Sicht ist unabdingbar
Ausgerüstet mit seinem Tablet reist Schug am Freitag vor dem Rennen an. «Am frühen Abend findet die erste Sitzung statt. Vertreter der FIS, des Schweizer Fernsehens SRF, OK-Mitglieder, Mannschaftsführer und ich nehmen daran teil», erzählt Schug. «Natürlich will man von mir eine möglichst genaue Wetterprognose.» Gibt es einen Wetterumsturz? Wird es oben schneien und unten regnen? Wo am Hang bläst der Wind wie heftig? Ist Nebel zu erwarten? Wenn ja, wann wird er sich auflösen? Einige dieser Fragen kann Schug beantworten, andere nur ansatzweise. Für die Sicherheit der Rennfahrer sind gute Sichtverhältnisse unabdingbar. Schlecht sind Nebel, dichtes Schneetreiben und Regen. Auch Kameraleute und Zuschauer vor Ort oder zu Hause vor dem Fernseher wollen Hirscher, Kristoffersen und Co. gern sehen, wenn sie die Piste hinuntersausen.
Dank «Burglind» im Dauereinsatz
Der Slalom am Sonntag ist weniger wetterabhängig. Das Starthäuschen des kürzeren Kurses befindet sich ungefähr auf halber Höhe des Hanges – exakt dort, wo oft der Nebel hängt. Die Fahrer kurven allerdings mit weniger Tempo um die Torstangen und finden ihre Ideallinie auch bei schlechteren Sichtverhältnissen.
Und doch müssen sich die Pistenpräparatoren auch für den Riesenslalom oft ins Zeug legen. Anfang Januar 2018 fegte der Orkan Burglind über Europa, ausgelöst durch einen Schwall sehr feuchter, milder Luft vom subtropischen Atlantik. Der starke Regen setzte der Piste arg zu. Dank des unermüdlichen Rund-um-die-Uhr-Einsatzes der Pistencrew befand sich der Hang für den Riesenslalom in gutem Zustand und hielt auch noch am Sonntag.
Was ist für 2019 zu erwarten?
«Der Dezember war zwar in Adelboden sehr niederschlagsreich und für einmal der nasseste Monat des ganzen Jahres: mit 260 Litern pro Quadratmeter fielen 250 Prozent der sonstigen Niederschlagsmenge. Trotzdem blieb das Jahr mit knapp 90 Prozent des üblichen Niederschlags zu trocken, im benachbarten Wallis war es 2018 dagegen viel zu nass», blickt Schug zurück.
«Nach der Rekordwärme des Jahres 2018 beginnt der Januar 2019 mit Nordlagen eher winterlich kalt und mit einem Hoch über Westeuropa trocken und schön. Aus Nordosten kommt zeitweise ein Schwall feuchter, kalter Polarluft und bringt jeweils etwas Schneefall.» Sturm, Starkregen und Tauwetter scheine es dieses Jahr bis zum Weltcupwochenende nicht zu geben», meint der Meteorologe.
Weitere Informationen zur MeteoGroup Schweiz AG finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html