Ein 20-Prozent-Mandat für die Belle Epoque der Zukunft
29.01.2019 TourismusSteigende Besucherzahlen, dazu die passende Kulisse: Die Belle-Epoque-Verantwortliche Doris Wandfluh ist nach der Jubiläumsausgabe des Events überzeugt, dass der Nostalgieboom mehr ist als nur ein Strohfeuer. Weil der Grossanlass auch nach zehn Jahren kein Selbstläufer ist, wird nun ...
Steigende Besucherzahlen, dazu die passende Kulisse: Die Belle-Epoque-Verantwortliche Doris Wandfluh ist nach der Jubiläumsausgabe des Events überzeugt, dass der Nostalgieboom mehr ist als nur ein Strohfeuer. Weil der Grossanlass auch nach zehn Jahren kein Selbstläufer ist, wird nun eine bezahlte Planungsstelle geschaffen.
Doris Wandfluh ist Leiterin des Tourist Centers Kandersteg und Belle-Epoque-Frau der ersten Stunde. Im Interview erklärt die Kanderstegerin, wie sie sich die künftige Finanzierung des Events vorstellt.
«Frutigländer:» Blicken Sie für uns auf die Jubiläumsausgabe der Belle-Epoque-Woche zurück.
Wir waren wieder überrascht vom Publikumsaufmarsch am Eröffnungstag. Geschätzte 3500 BesucherInnen säumten die Strassen. Das kalte Winterwetter hat die Outdoor-Anlässe begünstigt. Am Nostalgie-Skirennen stiegen die Teilnehmer- und die Besucherzahl. Die Übernachtungszahlen in den Hotels wurden ebenfalls gesteigert. Wir konnten dank des Wetters die Natureisbahn während der ganzen Woche betreiben. Das Angebot wurde rege benutzt, auch in historischen Kleidern. Weil wir viele Indoor-Angebote hatten, flanierten die Gäste von Lokalität zu Lokalität und belebten die Dorfstrasse.
Sie haben heuer auf ein Motto verzichtet. Tun Sie das auch für die künftigen Austragungen?
Nein, das war heuer eine Ausnahme. Wir wollten zum Zehn-Jahre-Jubiläum Rückschau halten. Künftig werden wir wieder ein Motto kreieren. Für die Ausgabe 2020 haben wir bereits eine Idee, ich behalte sie aber noch für mich, bis sie ganz ausgereift ist.
Wie geht es dem Nostalgie-Hype?
Er scheint ungebrochen zu sein. Wir sind im richtigen Augenblick aufgesprungen. Nach wie vor schauen die Leute gerne zurück in eine glorreiche Vergangenheit. Die Menschen freuen sich, schöne Kleider zur Schau zu stellen und durchs Dorf zu promenieren. Das gilt für Frauen ebenso wie für Männer und Kinder. Der Trend ist mehr als ein Strohfeuer, er hat Bestand.
Die Belle-Epoque-Woche lebt nicht nur von schön gewandeten Gästen. Das Engagement der Bevölkerung ist sehr wichtig. Wird der Anlass von den Einheimischen immer noch getragen?
Ich erlebe es so. Das Gemeindepersonal, die Postangestellten und der Arzt arbeiten vornehmlich in historischen Kleidern. Auch in den Läden trifft man entsprechend gewandetes Personal an. Mehrere Geschäfte und Restaurants bieten Traditionelles aus der Belle Epoque an. Ich erinnere mich gerne an die Aktion «Alpenreise» von Schweiz Aktuell im vergangenen Sommer. 222 KanderstegerInnen erschienen in historischem Gewand – mehr als sonstwo. Wir haben den Fotowettbewerb mit grossem Vorsprung auf die anderen zehn teilnehmenden Gemeinden gewonnen.
Wie machen die Schulen mit?
Leider werden in Kandersteg nur noch die Kindergartenstufe und die Schüler bis zur sechsten Klasse unterrichtet. Alle anderen gehen in Frutigen zur Schule. Das erschwert die Einbindung der Schulkinder ein wenig.
Wie finanziert sich die Woche zurzeit?
Unsere Hauptträger sind die Gemeinde Kandersteg, die Tourismusorganisation und natürlich unser Verein. Um die Woche weiterentwickeln zu können, möchten wir einen Hauptsponsor gewinnen.
Sie haben zusammen mit Irene Marti Bichsel das Präsidium des Organisationskomitees übernommen. Wie geht es weiter mit der Belle-Epoque-Woche?
Ich werde im Mai als Leiterin des Tourismusbüros pensioniert. Anschliessend führe ich die Belle-Epoque-Woche in einem 20-Prozent-Mandat. Die Stelle wird von der TALK AG finanziert. Wir wollen die Marke Belle Epoque klar mit Kandersteg und der Destination besetzen.
Was bedeutet das für den Anlass?
Ich werde mehr Zeit haben, um ihn weiterzuentwickeln. Wir haben bereits konkrete Ideen, damit wir die Belle-Epoque-Woche auch im Ausland positionieren können. Norditalien, Deutschland und England wären sicher interessante Partner. Auch die Ausdehnung auf den Sommer oder den Herbst können wir nun mit viel Kraft vorantreiben. Sie sehen: Die Belle-Epoque-Woche lebt!
INTERVIEW RETO KOLLER