Starke Teams mit flotten Pfoten
19.02.2019Am Wochenende fand zum 30. Mal das internationale Schlittenhunderennen statt. Am Start stand auch die Einheimische Michèle Ryter mit ihren drei Huskys.
LINUS CADOTSCH
Wer sich beim Start- und Zielgelände vor dem Rennen etwas umsah, bekam intime Einblicke in das Leben ...
Am Wochenende fand zum 30. Mal das internationale Schlittenhunderennen statt. Am Start stand auch die Einheimische Michèle Ryter mit ihren drei Huskys.
LINUS CADOTSCH
Wer sich beim Start- und Zielgelände vor dem Rennen etwas umsah, bekam intime Einblicke in das Leben der Musher und ihrer Hunde. Dicht beieinander wohnten Mensch und Tier und bereiteten sich auf ihren Einsatz vor. Die Hunde wurden gefüttert und gestreichelt, andere mussten beruhigt und aus dem Leinenwirrwarr befreit werden. Manche bekamen Hundesocken übergestülpt, damit die Pfoten beim Rennen nicht verletzt werden. Viele jaulten aufgeregt und konnten den Start kaum erwarten. Andere Zwei- und Vierbeiner wirkten dagegen noch etwas verschlafen.
Die Autokennzeichen der Wohnwagen, aber auch das vertrauliche Zureden der Musher in verschiedensten Sprachen zeigten, dass der Anlass ein internationaler ist.
«Schlicht zu warm»
Unter den Teilnehmenden machte sich auch Michèle Ryter aus Adelboden mit ihren Siberian Huskys Sulan, Adsilla und Naluke für den Start bereit. «Heute werden keine Topleistungen drin liegen, dafür ist es schlicht zu warm», meinte die 24-Jährige vor dem ersten Lauf. Dazu kommt, dass während der Wettkampfvorbereitungen die Trainings vor allem auf den Morgen oder den späten Abend fielen, da dann am wenigsten Leute auf der Loipe unterwegs waren. Zu diesen Tageszeiten haben die Thermometer aber «angenehme» –5 Grad angezeigt. Gerade die Huskys mit ihrem dicken Fell haben gegenüber den kurzhaarigen Rassen zumindest auf kurzen Distanzen einen Nachteil. «Für die wolfsähnlichen Huskys sprechen aber ihr schönes Aussehen und ihr Charakter», so Ryter. Auch wenn ihre Hunde nicht reinrassig seien, seien sie typischerweise eigenständig und sehr loyal zu ihren Mushern. Während das Quecksilber am Wochenende für die Hunde kritisch anstieg, genossen die zahlreichen Zuschauer die frühlingshaften Temperaturen und das sonnige Wetter. Im Start- und Zielbereich übertönten starke Bässe das Jaulen, der Speaker kündigte die nächsten Teilnehmer und deren bisherige Rennerfolge an. Beim Start feuerten die Musher und ihre Helfer das eigene Gespann lautstark an. Unterwegs auf ihren Routen durch Kandersteg riefen sie dann ihrem Leithund die Richtung zu. Entlang der Loipen sammelten sich im Verlauf des Rennens immer mehr Schaulustige an. «Da chunnt wieder eine» oder «das si Schöni», bemerkten sie und zückten ihre Kameras.
Ihre erste Rennsaison
Ryter, die in Kandersteg aufgewachsen ist, genoss an diesem Wochenende einen Heimvorteil, da sie und ihr Gespann die Loipen in- und auswendig kennen. «Ich hoffe aber, dass meine Hunde nicht fälschlicherweise bei meinen Eltern abbiegen», schmunzelte sie vor dem Start. Für ihr Team war es diesen Winter die erste Rennsaison. Daher und weil Adsilla und Sulan mit sieben und acht Jahren bereits im fortgeschrittenen Alter seien, stehe die Freude am Mitmachen an erster Stelle. Und trotzdem hatte ihr Team eine lange Vorbereitungsphase hinter sich. Ab September und sobald es kälter als 15 Grad ist, beginnt das Training. Mit Joggen, dem Trottinett oder mit dem Velo werden ihre «Familienmitglieder» auf die Rennsaison trainiert.
Neben der Physis ist eine gute Kommunikation zwischen Mensch und Hund eine Grundvoraussetzung. «Der Teamgeist ist das A und O», so Ryter. Gleichzeitig sei es genau diese Zusammenarbeit, die den Reiz an diesem Sport ausmache.