Christliche Blasmusik hat Tradition – man denke nur an die Posaunen von Jericho im Alten Testament. Nicht ganz so alt ist die Geschichte des Posaunenchors der Evangelisch-methodistischen Kirche. Er feiert heuer das 100-jährige Bestehen.

MARCEL MARMET
Glaubt man dem Schriftstück «Die Kirchenposuner im alten Adelboden» von Jakob Pieren, suchte der damalige Pfarrer Unterstützung für den eher schwachen Gemeindegesang, da die Kirche noch keine Orgel besass. So gründete er die «Adelbodner Kirchenposuner», die von ca. 1680 bis 1852 den Gemeindegesang begleiteten. Nach den Kriegswirren wurde dann am 13. September 1919 der Posaunenchor der Evangelischen Gemeinschaft (heute Evangelisch-methodistische Kirche EMK) gegründet, nachdem bereits 1892 in Thun und 1902 in Achseten Posaunenchöre entstanden waren. Besonders euphorisch war man bei der Gründung aber offenbar nicht, machte doch A. Allenbach, der als Tagespräsident amtete, auf verschiedene Schwierigkeiten aufmerksam und ermahnte «zu brüderlicher Harmonie und Liebe», wie es im Gründungsprotokoll heisst. Laut einem Bericht in der «Evangelischen Musikzeitung» setzte sich der «Musikverein der Evangelischen Gemeinschaft Frutigen» aus früheren Mitgliedern der Dorfmusik und der Blaukreuzmusik sowie aus Anfängern zusammen. «Bei der Auswahl der Besetzung hat sich Hans Moser, Direktor der Dorfmusik Frutigen, besondere Verdienste erworben, indem er den Gründern seine reichen Erfahrungen auf dem Gebiete der Musik zugutekommen liess und sie mit seinem weisen Rat kräftig unterstützte», ist weiter zu lesen.

Das abgestürzte Instrument
Mit grosser Freude und Eifer besuchten die Bläser die Übungen und freuten sich, monatlich an einem Gottesdienst in der Friedenskapelle zu spielen. Im Sommer wurde die Tätigkeit auf die Mitwirkung an Berggottesdiensten ausgeweitet. In dem Zusammenhang ereignete sich ein Zwischenfall, der unvergessen bleibt. Ein Angestellter der Engstligenbahnen legte 1952 den B-Bass von Emil Trummer auf das Dach der Bahnkabine, was dann zum unvermeidlichen Absturz des Instrumentes führte. Die Versicherung der Bahn übernahm den Schaden, und es konnte ein neues Instrument angeschafft werden.

Es galt aber auch, mit Schwierigkeiten umzugehen. Unregelmässiger Übungsbesuch, Austritte und Geldsorgen gehörten mitunter dazu. So musste einst wegen einer Vermögensverminderung von 3.99 Franken der monatliche Bläserbeitrag von 20 auf 30 Rappen erhöht werden. Die Bläser wurden angehalten, zu ihren Instrumenten Sorge zu tragen, um teure Reparaturen zu vermeiden. Während des Zweiten Weltkriegs waren einzelne Bläser im Militärdienst, während andere zu Hause viel Arbeit und kaum noch Zeit zum Üben hatten. Dies wurde zu einer ernsthaften Bewährungsprobe für den Verein.

Eduard Allenbach gehört zum Posaunenchor Frutigen wie kaum ein zweiter. Er amtete mit Unterbrüchen mindestens 38 Jahre als leidenschaftlicher Dirigent und prägte die musikalische Richtung des Musikvereins massgeblich. Folgender Bibelvers ist seine Triebfeder: «Es ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster.»

Frauen in einer Männerdomäne
Ab der Gründungszeit spielten ausschliesslich Männer im Posaunenchor mit. Gut 60 Jahre später, seit 1982, spielten die ersten zwei musikbegabten Frauen mit. Seitdem konnten in den folgenden Jahren weitere Frauen gewonnen werden. Mit Vroni Walter als Präsidentin und Beatrice Meyer als Sekretärin amten seit vielen Jahren auch Frauen im Vorstand. Regelmässig wurde der Posaunentag, der vom Verband Schweizerischer Posaunenchöre alle vier Jahre durchgeführt wird, von den Frutigern besucht. «Die unterschiedlichen Musikrichtungen und Chorbesetzungen kommen da gut zur Geltung und öffnen den Blick auf die Vielfalt der Musikstile», so Fritz Allenbach, ehemaliger Präsident und langjähriger Musikant. «An diesen Anlässen sind nebst der musikalischen Weiterentwicklung auch die vielen Begegnungen mit alten Freunden und Bekannten wertvoll.»

Seit der Gründung bis ins Jahr 1969 waren die jeweiligen Prediger der Evangelischen Gemeinschaft quasi von Amtes wegen zugleich Präsident des Posaunenchores. Später wurde dieses Amt von ehrenamtlichen Mitgliedern ausgeübt. Seit dem Jahr 2000 obliegt auch diese Verantwortung einer Frau. Vroni Walter amtete bereits von 1994 bis 1996 und seit der Jahrtausendwende als umsichtige Präsidentin.

Das Jubiläumskonzert findet am Samstag, 27. April, um 20 Uhr in der Kapelle der EMK statt.

«Dem Herrn danken und lobsingen»

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