Bestes Weltcupresultat in Denver erzielt
12.03.2019 SportPORTRÄT Vor Kurzem ist die gebürtige Scharnachtalerin Laura von Allmen aus den USA zurückgekehrt. Beim letzten Eiskletter-Wettkampf der Saison hat die sportliche Allrounderin den 4. Platz belegt.
ELSI RÖSTI
Die begeisterte Bergsportlerin ist vor vier Jahren durch ...
PORTRÄT Vor Kurzem ist die gebürtige Scharnachtalerin Laura von Allmen aus den USA zurückgekehrt. Beim letzten Eiskletter-Wettkampf der Saison hat die sportliche Allrounderin den 4. Platz belegt.
ELSI RÖSTI
Die begeisterte Bergsportlerin ist vor vier Jahren durch ihren Freund zum Eisklettern gekommen, und seither hat sie das Wettkampffieber gepackt. Mittlerweile ist sie Mitglied des Schweizer Eiskletterteams (Nationalmannschaft) und bestreitet Wettkämpfe in der Schweiz, die sogenannten Swisscups, sowie auch solche im Europacup. Von Allmen gewann diese Saison den Swisscup in Winterthur und erzielte in der Gesamtwertung aller Schweizer Wettkämpfe den 2. Platz.
Mit dem 4. Platz in Denver hat Laura von Allmen nun ihr bestes Resultat an einem Weltcup-Anlass erzielt. Da ihre Resultate in dieser Serie erst nicht wie erhofft ausfielen, hatte sie anfänglich gezögert, die lange Reise überhaupt anzutreten. Nun ist sie aber glücklich über den gelungenen Wettkampf und motiviert für weitere Höchstleistungen.
Warum wird an Wettkämpfen kaum mehr am Eis geklettert?
Es mag vielleicht erstaunen, dass gerade an Wettkämpfen heute mehrheitlich an einer künstlichen Holzkonstruktion statt am Eis geklettert wird. Die Athletin erklärt dies so: «Im Wettkampf müssen die Routen möglichst schwierig, steil und technisch anspruchsvoll sein. Man muss sich vorstellen, dass das Eis in der Natur nicht viel steiler als 90 Grad sein kann. Deshalb gibt es beim Wettkampf die viel steilere Holzwand, die bis in ein horizontales Dach gehen kann.» Bei der genau definierten Route mit den Kunstgriffen ist es vorgegeben, wo die Athleten den Pickel hinsetzen müssen, und somit sind die Bedingungen für alle gleich. Beim Klettern im Eis müsste hingegen der erste Athlet alle Löcher hacken, während die nachfolgenden Wettkämpfer leichtere Bedingungen vorfinden würden. Laura von Allmen verweist auch darauf, dass beim Wettkampfklettern manche Griffe extrem klein sind. Wenn man eine falsche Bewegung macht oder den Pickel falsch belastet, fällt man sofort hinunter. Es braucht also nebst viel Kraft auch ein extremes Gespür in dieser Sportart.
Beim Sportklettern fasziniert Laura von Allmen vor allem der Prozess, den man in einer Route durchmacht. Sie meint dazu: «Am Anfang denkt man oft: ‹Da habe ich keine Chance.› Dann fängt man an, Lösungen zu suchen, versucht verschiedene Züge immer und immer wieder. Man optimiert die Bewegungen, tüftelt mit verschiedenen Tritten und Griffen, und plötzlich kann man alle Bewegungen aneinanderreihen und die Route klettern.»
Intensives und vielseitiges Training
Es liegt auf der Hand, dass solche Leistungen nur durch ein stetes Training erzielt werden können. Für von Allmen bedeutet das, ihre Freizeit neben ihrem 80-Prozent-Job als Sozialarbeiterin beim Schweizerischen Roten Kreuz hauptsächlich für das Training zu nutzen. Dieses kann stark variieren. Natürlich wird zu Beginn vor allem die Kraft aufgebaut. Später kommt das Trainingselement Maximalkraft dazu, und kurz vor dem Wettkampf gilt es, die Ausdauer zu trainieren. Das bedeutet, sehr schwierige Züge möglichst lange auszuhalten.
Laura von Allmen trainiert meistens in der Kletterhalle O’bloc in Ostermundigen, wo sie an der Aussenwand mit dem Pickel klettern kann. Oft geht sie aber auch zu Kollegen nach Hause und trainiert in einem Boulderraum. «Im Training ist Variation das A und O. Deshalb ist es wichtig, dass ich nicht nur am Seil klettere, sondern ab und zu auch bouldern gehe», erklärt sie (Bouldern ist der Begriff für Klettern ohne Seil in Absprunghöhe). Auch auf genügend Erholungszeit muss die Athletin achten, damit sie nicht schon müde zum Wettkampf antritt. Dies bedeutet für von Allmen aber nicht etwa, auf dem Sofa zu liegen, sondern vielmehr Joggen, Biken oder eine Skitour zu machen.
Viel Spass macht ihr seit Kurzem auch das Gleitschirmfliegen, da sie die Kombination von Bergsteigen und anschliessendem Hinuntergleiten sehr schätzt. Um die nötige Beweglichkeit des Körpers zu erhalten, helfen ihr Yoga-Übungen, bei denen sie viel dehnt. Laura von Allmen als Sportlerin nur auf das Eisklettern zu reduzieren, wäre also wohl etwas einseitig. Sie ist eine sportliche Allrounderin, die schon unzählige hohe Berggipfel bestiegen, aber auch ein paar abenteuerliche Radtouren unternommen hat.
Die Naturverbundenheit von den Eltern mitbekommen
Schon in ihrer Kindheit war Laura von Allmen mit ihren Eltern und ihren beiden Brüdern häufig in der Natur und in den Bergen unterwegs. Zum Klettern und Bergsteigen ist sie jedoch erst durch die JO des SAC Altels gekommen. Mit 13 Jahren nahm sie das erste Mal an einem Bergsteigerlager teil, und seither hat sie das Bergfieber gepackt, wie sie sagt. Damals faszinierte sie schon die Herausforderung, an verschiedenen Felsformationen eine schöne Route hochzuklettern.
Heute gefällt ihr besonders das Draussensein in der Natur abseits der Masse. Für sie sind es magische Momente, wenn am Morgen die Sonne aufgeht und sie auf dem Weg zum Gipfel ist. Die wohl eindrücklichsten Bergtouren waren für sie die Besteigung des Mont Blanc über den Innominatagrat oder auch die Tour auf den Mont Blanc du Tacul über den Teufelsgrat. Die Besteigung des Eigers über den Mittellegigrat oder die Besteigung der Jungfrau über den Ostgrat bleiben ihr ebenfalls in schöner Erinnerung, wie auch viele Skitouren im Jungfraugebiet.
Fast verwunderlich, dass nebst all den hohen Gipfeln der Niesen einer ihrer Lieblingsberge ist. Sie meint dazu: «Egal ob ich zu Fuss, mit den Ski oder dem Gleitschirm unterwegs bin: Dort oben zu stehen und die Aussicht zu geniessen, ist einfach wunderschön.»
ZUR PERSON
Laura von Allmen ist in Scharnachtal aufgewachsen. Die 29-jährige Sozialarbeiterin wohnt und arbeitet heute in Bern. Sie ist Mitglied der Nationalmannschaft der Eiskletterer und eine leidenschaftliche Bergsteigerin, Bikerin und Gleitschirmfliegerin. Daneben sind Lesen, Reisen und Treffen mit Freunden ihre Hobbys.
ELSI RÖSTI