Das Traditionshotel Waldhaus-Huldi geht in neue Hände über
29.03.2019 AdelbodenSeit der Gründung der Pension Huldi 1914 hat die gleiche Familie im Hotel Huldi & Waldhaus das Zepter geführt. Die fünfte Generation verzichtet, das Haus wird vom Hotel The Cambrian übernommen.
RETO KOLLER
Es ist Margrit und Kurt Gygax anzumerken: Der Abschied ...
Seit der Gründung der Pension Huldi 1914 hat die gleiche Familie im Hotel Huldi & Waldhaus das Zepter geführt. Die fünfte Generation verzichtet, das Haus wird vom Hotel The Cambrian übernommen.
RETO KOLLER
Es ist Margrit und Kurt Gygax anzumerken: Der Abschied fällt ihnen schwer. Das Hotelierpaar alter Schule führte das Waldhaus-Huldi von 1966 bis 2001 alleine und anschliessend bis heute zusammen mit ihrer Tochter Jacqueline Ruch-Gygax und Schwiegersohn Thomas in einer Familien-AG. Der 83-jährige Kurt Gygax und seine Frau stehen auch heute noch täglich im Einsatz. Kurt tut das seit 60 Jahren, er ist der Grand Seigneur und Gastgeber des Hauses. Margrit wirkt im Hintergrund, das Waldhaus-Huldi ist ihr Lebenswerk. Jacqueline Ruch-Gygax kümmert sich um alles Administrative, und Thomas Ruch steht jeden Tag am Herd.
Das Ende einer Familientradition
Vom 1. Mai 2019 an wird es anders sein. Das Vier-Sterne-Superior-Haus The Cambrian Adelboden übernimmt den Betrieb. Eine vier Generationen alte Familientradition erlischt. Am Anfang stand die Gründerin Louise Huldi. Ihre Tochter Marguerite und ihr Schwiegersohn Eduard Nikles führten das Hotel bis 1966. Dann übernahmen Schwiegersohn Kurt und Tochter Margrit. In ihre Epoche fiel 1989 der zwei Millionen Franken teure Umbau der damaligen Dependence, die sich seither «Waldhaus» nennt. Gygax war nicht nur Hotelier mit Leib und Seele. Das Wohlergehen des Ortes lag ihm sehr am Herzen, er führte 30 Jahre den lokalen Hotelierverein und stand während mehrerer Jahre der Tourismusorganisation vor.
Keine fünfte Generation
Zwar hat Jacqueline und Thomas Ruchs Sohn Adrian die Hotelfachschule Lausanne mit Höchstauszeichnungen bestanden, aber: «Adi hat eine sehr spannende Aufgabe bei einer internationalen Hotelkette in London. Die Übernahme des Hotels war für ihn keine Option», sagt Gygax mit einem bedauernden Unterton. Deshalb sei nur der Verkauf des Drei-Sterne-Hotels infrage gekommen. «Die Weiterführung durch das ‹Cambrian› ist für alle eine gute Lösung», meint Gygax. Er ist froh, dass das Haus in ortskundige und kapitalkräftige Hände übergeht. Die Pflege des Weinkellers war eine besondere Leidenschaft des Seniorchefs. Die kostbaren Bordeaux-Weine bleiben im Besitz des ausgewiesenen Kenners französischer Spitzengewächse.
Für Kurt und Margrit Gygax ist das Meistern der späten Pensionierung die nächstliegende Aufgabe. «Ich werde künftig statt um halb sieben Uhr morgens erst um viertel vor Sieben aufstehen», meint Kurt mit einem Hauch von Sarkasmus. Für die jüngere Generation fällt der Abschied etwas leichter, obgleich auch sie ihr halbes Leben im Hotel verbracht haben. Die Zukunft von Jacqueline und Thomas Ruch-Gygax ist noch offen.
«Es ist uns eine Freude, das Haus in die Zukunft führen zu dürfen»
Anke Lock ist Direktorin vom «The Cambrian Adelboden». Sie hat viel Erfahrung mit der Leitung von grösseren Häusern und nimmt die neue Herausforderung gerne an. «Es ist eine Freude, das Traditionshaus führen zu dürfen. Wir werden es mit Leidenschaft und Begeisterung tun.»
Die britische Besitzerfamilie hätte schon seit einiger Zeit Pläne für den Erwerb eines zusätzlichen Hotels gehegt, lässt Anke Lock wissen. Die herrliche Lage des Waldhaus-Huldi am Ende des Dorfes und seine Nähe zum neu gestalteten Freibad Gruebi seien entscheidend gewesen. «Das Cambrian liegt an der Dorfstrasse 7, das Waldhaus-Huldi trägt die Nummer 77 – das passt doch!», meint sie und schmunzelt. Die Hotelière verspricht sich administrative Synergien und erwartet einiges von der Verbindung der Haustradition mit den modernen Buchungsmöglichkeiten des «Cambrian».
Die neuen Eigentümer lassen sich mit der Ausrichtung Zeit. Gemäss Anke Lock werden sie bestimmt einige Investitionen vornehmen. Vorerst soll das Hotel mit ein paar neuen Ideen, aber im bisherigen Stil weitergeführt werden. Es ist angedacht, allen MitarbeiterInnen neue Stellen anzubieten.
Abschiedsapéro
Am Samstag, 30. März, werden sich die Familien Gygax und Ruch von ihren Freunden und Partnern mit einem Apéro im Haus verabschieden. «Zu unseren Lieferanten pflegten wir teils jahrzehntelange Beziehungen. Sie sind uns Freunde geworden», sagt Gygax. Der Anlass findet von 16 bis 18 Uhr statt.
RK
Mehr Informationen zu den beiden Häusern finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html