Der Schneebauer im «Bellevue»-Salon
05.03.2019 AdelbodenIm Rahmen der Gesprächsreihe «Berner Oberländer erzählen» nahm diesmal Snowfarming-Initiant Reto Däpp Platz und stellte sich den Fragen von Talkmaster Stefan Keller. Er gab Einblick in die Hintergründe des Projektes, verteilte Komplimente und liess kritische Bemerkungen fallen. ...
Im Rahmen der Gesprächsreihe «Berner Oberländer erzählen» nahm diesmal Snowfarming-Initiant Reto Däpp Platz und stellte sich den Fragen von Talkmaster Stefan Keller. Er gab Einblick in die Hintergründe des Projektes, verteilte Komplimente und liess kritische Bemerkungen fallen.
RETO KOLLER
Der Adelbodner Skitrainer Reto Däpp ist der Vater und der Motor des Projekts «Snowfarming» auf der Tschentenalp. Im April 2018 entwickelte er die Idee, setzte sie zusammen mit einer grossen Zahl begeisterter Helfer in die Tat um und eröffnete am 18. Oktober die 500 Meter lange, 60 Meter breite und einen Meter dicke Naturschneepiste mitten in der grünen alpinen Weidelandschaft. Der Schnee stammte von den Hängen der Tschentenalp und wurde über den Sommer vor Ort konserviert.
4500 Helferstunden als Ressource
Talkmaster Stefan Keller wollte von Däpp wissen, was denn der Sinn einer solchen Schneeschlange sei. «Es ging uns um preisgünstige und sinnvolle Vorsaison-Trainingsmöglichkeiten für unsere Nachwuchsfahrer aus dem Kanton Bern», sagte Däpp. Ski fahrende Touristen seien niemals im Vordergrund gestanden. Deshalb sei die Tschentenalp nicht vergleichbar mit Snowfarming-Projekten in Österreich, wo die Pisten dem frühen Saisonstart geschuldet seien.
Auf die Frage Kellers, ob denn auch ein ökologisches Gewissen im seinem Herzen schlage, meinte Däpp: «Wir haben nur natürlich gefallenen Schnee aufgeschichtet und mit Isolationsmaterial vor dem Abschmelzen geschützt. Das verbrennt zwar Diesel des Pistenfahrzeuges, ansonsten haben wir keine Ressourcen gebraucht – ausser rund 4500 Helferstunden.» Däpp warf ein, dass der Treibstoffverbrauch sicher mit der viel kürzeren Anreiseroute der vielen Skiclubs aufgewogen sei. «Bisher trainierten die Berner Nachwuchsfahrer auf den Gletscherpisten in Zermatt und Saas Fee», meinte er.
Zweifelnde Bahnunternehmung
Keller fragte, wie sich die Tschentenbahnen AG in das Projekt eingebracht habe. Damit traf er einen wunden Punkt. Däpp liess wissen, dass die Bahnunternehmung nicht gerade zu den Promotoren der Idee gezählt habe – eher im Gegenteil. «Wir haben die Tschentenbahnen AG ab und zu einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie musste wohl oder übel mitziehen.» Dank dem prächtigen Herbstwetter habe der Bahnbetrieb sehr viele Fahrten von Neugierigen, Wanderern und Angehörigen von trainierenden Jugendlichen verzeichnen können – mit entsprechender Konsumation im Restaurant.
Däpp freute sich sichtlich über den Erfolg seiner Idee. Die Finanzierung des rund 250 000 Franken teuren Projektes sei geglückt, und die Nachfrage hätte die Erwartungen weit übertroffen. «Wir konnten alle Betriebskosten und die Abschreibungen aus den laufenden Einnahmen decken. Es braucht noch Sponsoringgelder, um das aufwendige Verschieben der Schneemassen zu bezahlen.» Keller wollte wissen, ob er sich auch künftig auf die vielen Helfer verlassen könne. Däpp glaubt fest daran. «Wir haben im ersten Jahr viele ‹Lehrblätze› gemacht und sind sicher, den Helferaufwand mit den gewonnenen Erkenntnissen deutlich verringern zu können.» Im Anschluss an das Gespräch ging der Gedankenaustausch in der «Bellevue»-Bar munter weiter.