Ihr erster Dirigent war der Dorfschulmeister
19.03.2019 Kandergrund, Blausee, MitholzDer Gemischte Chor kann heuer sein 75-Jahr-Jubiläum feiern. Grund genug, um einen Blick in die Vereinsgeschichte zu werfen.
ELSI RÖSTI
Die Gründungsmitglieder zogen 1944 von Haus zu Haus, um möglichst viele Männer und Frauen für den Chor zu gewinnen. Im damaligen ...
Der Gemischte Chor kann heuer sein 75-Jahr-Jubiläum feiern. Grund genug, um einen Blick in die Vereinsgeschichte zu werfen.
ELSI RÖSTI
Die Gründungsmitglieder zogen 1944 von Haus zu Haus, um möglichst viele Männer und Frauen für den Chor zu gewinnen. Im damaligen Lehrer von Kandergrund, Hans Wandfluh-Rentsch, fanden sie ihren ersten Dirigenten. Er leitete den Chor bis zu seinem Tod 1981. Die ersten Jahre dirigierte er den Chor unentgeltlich, ab 1952 erhielt er dann eine Entschädigung von fünf Franken pro Probe. Bescheiden war auch der Jahresbeitrag der Mitglieder, der gerade mal zwei Franken betrug.
Bereits ein Jahr nach der Chorgründung trat der junge Verein mit einem Unterhaltungsabend und einem kleinen Theater öffentlich auf. Weitere Auftritte an Gottesdiensten in der Kirche folgten. 1949 nahm der Chor erstmals am Amtssängertag in Krattigen teil.
Durststrecke überstanden
Anfang der 1960er-Jahre schien es beim Verein dann um Sein oder Nichtsein zu gehen: Die Singübungen wurden bedenklich schlecht besucht, eine Zusammenlegung mit der Trachtengruppe wurde bei einer Abstimmung jedoch abgelehnt. Dank treuer Sängerinnen und Sänger überstand der Verein aber auch diese Durststrecke.
Ein ganz besonderer Anlass war die Fahnenweihe 1966. Mit Spendenaufrufen und einem erstmals durchgeführten Lottomatch wurde eifrig Geld gesammelt, um die neue Fahne finanzieren zu können. Zwei Jahre später führte der Chor den Amtssängertag in Kandergrund durch.
Nach dem Tod Hans Wandfluhs leiteten in kürzeren Abständen mehrere Dirigenten und Dirigentinnen den Chor. 2017 übernahm schliesslich Anita Wäfler die Leitung. Früher wurden oft noch Volkslieder und klassische Stücke gesungen. Seit einigen Jahren haben sich die Sängerinnen und Sänger jedoch ganz dem Jodellied verpflichtet.
Musical und neue Mitglieder
Das gesellige Beisammensein war von Beginn an ein wichtiger Punkt im Vereinsleben. Der alljährliche Höck war immer gut besucht. Bereits 1945 traf man sich zum Altjahrs- und im neuen Jahr gleich nochmal zum Neujahrshöck.
In all den Jahren begaben sich die Sängerinnen und Sänger auch immer wieder auf eine kleinere Vereinsreise. Zum 50-Jahr-Jubiläum folgte ein dreitägiger Ausflug nach Österreich, und zum diesjährigen Jubiläum ist nun eine zweitägige Reise geplant. Eine schöne Zusammenarbeit mit der Trachtengruppe Kandersteg gab es 2005 anlässlich des Folklore-Musicals «So nes Dorf». Seither hat der Chor etliche neue Mitglieder aufnehmen können. Doch nicht nur Schönes, sondern auch traurige Momente gab es in all den Jahren, wenn etwa ein aktives Vereinsmitglied verstarb und eine grosse Lücke hinterliess.
65 Jahre die Treue gehalten
Hans Wandfluh-Germann ist seit 65 Jahren aktives Mitglied des Gemischten Chores. Bereits kurz nach Schulaustritt war er auf Einladung des Dirigenten – zugleich sein ehemaliger Schulmeister – dem Verein beigetreten. Ausschlaggebend zum Beitritt war damals nicht nur die Freude am Singen, sondern ebenso die Gelegenheit, einmal das Elternhaus verlassen und sich mit anderen Leuten treffen zu können, erzählt der erfahrene Sänger. Zu dieser Zeit sei der Zusammenhalt unter den Vereinsmitgliedern sehr gross gewesen, erinnert er sich. So sassen nach der Singübung meistens alle noch in der «Altels» zusammen, oder sie gingen zu später Stunde zu einem Mitglied nach Hause zum «gaffälä» (Kaffee trinken). Bei den Proben habe jedoch immer Disziplin geherrscht, war der Dorfschulmeister zu dieser Zeit doch eine Respektsperson.