Mit Schnellkraft und Ausdauer
15.03.2019 SportFAUSTBALL Die andernorts populäre Mannschaftssportart ist in der Region wenig bekannt. Trotzdem gibt es im Tal einige leidenschaftliche Anhänger, welche die freundschaftliche Stimmung schätzen und in den bis zu vierstündigen Partien beherzt aufspielen.
MICHAEL ...
FAUSTBALL Die andernorts populäre Mannschaftssportart ist in der Region wenig bekannt. Trotzdem gibt es im Tal einige leidenschaftliche Anhänger, welche die freundschaftliche Stimmung schätzen und in den bis zu vierstündigen Partien beherzt aufspielen.
MICHAEL MAURER
An einem Februarabend in einer Sporthalle in Thun: Das Training ist gerade zu Ende, doch ein jüngerer Mann in orangem Trikot mit Flammenmuster schlägt unbeirrt weiter Bälle durch die Lüfte. Voller Energie und Begeisterung äussert sich Michael «Mike» Grunder auch im anschliessenden Gespräch mit dem «Frutigländer» zum Thema Faustball.
Selbst wenn beim Turnverein Frutigen und an zwei weiteren Orten im Berner Oberland Faustball gespielt wird, ist die Ballsportart hier wenig bekannt. Im aargauischen Vordemwald gebe es dagegen einen Fussballplatz, der für Faustball benutzt werde, und Plakate würden publikumswirksam auf die Spiele hinweisen, verdeutlicht der 32-jährige Reichenbacher die andernorts höhere Popularität. Schliesslich hat die Mannschaftssportart, die dem aus der Schulzeit bekannten «Ball über die Schnur» ähnelt, Tradition: «Es ist eine alte Sportart», weiss Grunder.
«Komm doch ins Faustball»
Lange schon schlägt auch der Kandertaler den Ball über das Netz. Zum Faustball gelangte der ehemalige Fussballer während seiner Lehre zum Elektroinstallateur. Die häufigen Fussballtrainings liessen sich nicht mehr mit der Ausbildung vereinbaren. Die Lösung für den bewegungsliebenden Mike Grunder kam vom «Oberstift». «Komm doch ins Faustball!», schlug dieser vor.
Michael Grunder war bald begeistert, gerade auch wegen der freundschaftlichen Stimmung während und nach den Partien. «Dies ist etwas, das ich bei anderen Sportarten nicht mehr sehe. Das imponiert mir», lobt er. Trotz des oftmals hoch gewichteten Spassfaktors kommt der Sport nicht zu kurz. Bei Matches, die schon mal vier Stunden dauern können, sind gute Kondition, Reaktionsfähigkeit und starke Nerven gefragt. Ein guter Faustballer zeichnet sich überdies durch Schnellkraft aus.
Wer dabei ist, hat auch Freude daran
Letztlich zählt auch der Teamgeist. Um diesen steht es beim Faustballverein Ostermundigen, wo der Reichenbacher spielt, definitiv gut. «Es ist sehr unterhaltsam und lustig, mit Mike zusammen zu spielen», bestätigt Stefan Burri. Der 24-jährige Frutiger wurde von seinem Reichenbacher Teamkollegen zum Faustball motiviert. So fand weiter auch der in Reichenbach aufgewachsene und mittlerweile in Derendingen wohnhafte Michael Köhler über Mike Grunder zum geselligen Ballsport. Über Empfehlungen durch Kollegen und aus der Familie, funktioniert die Rekrutierung von Nachwuchs. Allzu einfach ist dies beim heutzutage üppigen Freizeitangebot nicht. «Es ist schwierig, den Jungen Faustball schmackhaft zu machen», stellt Familienvater Grunder fest. Dies trifft umso mehr zu, als es sich bei Faustball um eine Randsportart handelt. Genau diesem Status wiederum gewinnt Michael Köhler Positives ab: «Weil es eine Randsportart ist, sind nur Leute dabei, die Freude daran haben.» Köhler schätzt denn ebenfalls die jahrelangen Freundschaften, die über den in der Halle und im Freien ausgeübten Sport entstanden sind.
Für seinen Teamkollege Stefan Burri, dem es die gegenüber anderen Teamsportarten gemütlichere Gangart angetan hat, ist Faustball auf jeden Fall einen Versuch wert: «Am besten mal schauen und probieren, wie es geht», rät er.
Weitere Informationen zum Thema Faustball finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
Faustball kurz erklärt
Auf dem typischerweise 50×20 Meter messenden Feld stehen sich zwei Mannschaften mit je fünf Spielern gegenüber. Ihr Ziel ist es, den Ball so über das Netz oder Band zu schlagen, dass ein Rückschlag verhindert wird. Der Ball darf zwischen jeder Berührung durch einen Spieler einmal auf dem Boden aufspringen. Pro Spielzug darf er von maximal drei unterschiedlichen Spielern berührt werden. Begeht die eine Mannschaft einen Fehler, erhält das andere Team einen sogenannten Gutball. Sieger ist, wer am Ende die meisten Sätze gewonnen oder auf Zeit die meisten Gutbälle erzielt hat. Faustball wird in der Schweiz auf verschiedenen Niveaus bis hin zur Nationalliga A gespielt. Der Faustballverein Ostermundigen hat die vor Kurzem zu Ende gegangene Wintermeisterschaft in der regionalen Kategorie A auf dem 4. Tabellenplatz beendet. Vom 11. bis 17. August 2019 findet in Winterthur die Weltmeisterschaft der Herren statt.
MM