Wenn die Spülmaschine plötzlich streikt
12.03.2019 WirtschaftZweieinhalb Jahre lang hat Michael Lauener an einem neuen Business-Konzept gebastelt: «Notstromer». Nun will er dafür Franchise-Partner gewinnen. Profitieren sollen am Ende beide Seiten: Die angesprochenen Betriebe und ihre Kunden.
INTERVIEW MARK POLLMEIER
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Zweieinhalb Jahre lang hat Michael Lauener an einem neuen Business-Konzept gebastelt: «Notstromer». Nun will er dafür Franchise-Partner gewinnen. Profitieren sollen am Ende beide Seiten: Die angesprochenen Betriebe und ihre Kunden.
INTERVIEW MARK POLLMEIER
Ein Kurzschluss im Sicherungskasten, eine Störung in der Haustechnik: Wer solche Pannen nicht selbst beheben kann, muss sich an einen Elektriker wenden. Geht es nach Michael Lauener, soll der künftig unter dem Label «Notstromer» auftreten – und einen besseren Service bieten als bisher.
«Frutigländer»: Herr Lauener, beschreiben Sie eine typische «Notstromer»-Situation.
Michael Lauener: Kurz vor dem Wochenende gibt in einem Familienhaushalt der Geschirrspüler den Geist auf…
Das kann passieren. Warum soll ich nicht einfach meinen Elektriker anrufen? Der sieht ein defektes Haushaltsgerät sicher nicht zum ersten Mal.
Das stimmt, und in aller Regel wird er auch helfen können. Dazu ist er schliesslich ausgebildet.
Das Problem liegt offenbar woanders.
Bei solchen Einsätzen hapert es manchmal beim Auftreten und beim Service. Das ist schade, jeder Kundenkontakt bietet ja eine Chance.
Was genau meinen Sie?
Ein kaputter Herd oder ein Kurzschluss kommen immer unerwartet. In einem Elektrikerbetrieb sind die Leute aber im Tagesgeschäft engagiert, sie arbeiten vielleicht gerade draussen auf einer Baustelle.
Das heisst, die «Notfall»-Aufträge müssen dann irgendwie dazwischengequetscht werden.
Genau. Da muss dann extra einer ausrücken und sich das Problem anschauen. Oft läuft das so nebenbei. Aber selbst, wenn es nur ein kurzer Einsatz ist: Ein Auftrag erfordert im Nachgang immer einen gewissen administrativen Aufwand.
Also die Büroarbeit daheim.
Sozusagen. Für einen Betrieb ist das recht lästig. Hier wollen wir ansetzen, indem wir unseren Partnern diesen administrativen Aufwand abnehmen. Schon die telefonische Anfrage geht bei uns ein, sodass wir gleich erste Abklärungen machen können. Ist der Auftrag ausgeführt, wird er über unser Rapportierungs- und Verrechnungssystem abgewickelt. Die Partnerfirma hat damit nichts mehr zu tun, sie bekommt einfach in regelmässigen Abständen eine Übersicht über alle Vorgänge. Den Rest erledigen wir.
Rechnungen schreiben und Geldeingänge überprüfen sind eher Hintergrundarbeiten. Sie sprachen auch vom Service.
Viele Firmen machen fachlich einen guten Job. Aber gerade aus den kleinen Aufträgen könnten sie oft noch mehr herausholen. Solche Einsätze sind eigentlich super Gelegenheiten, den Kundenstamm zu pflegen oder zu erweitern.
Der Einsatz als Visitenkarte des Betriebs.
So könnte man es ausdrücken, ja. Der Kunde ruft die «Notstromer»-Hotline an, und innerhalb der vereinbarten Frist kommt jemand ins Haus, hat alles Notwendige dabei und löst unkompliziert das Problem. Die Abrechnung ist transparent, es gibt keine versteckten Kosten oder Aufschläge. Ich bin sicher: Wer hier einen professionellen Service bietet, für den wird sich das langfristig auszahlen. Einerseits in der Kundenbindung, andererseits bei eventuellen Folgeaufträgen, die dann keine Notfälle sind. Letztlich soll unser Konzept ja die Wertschöpfung steigern.
Wie wollen Sie Elektrikerfirmen fit machen für «Notstromer»-Einsätze?
Wie gesagt: Technisch sind die Mitarbeiter fit, da muss man ihnen nichts mehr beibringen. Wir schulen die Monteure im Auftreten und in Sachen Service. Von einem Auftrag, sei er noch so klein, soll am Ende sowohl der Kunde als auch der Betrieb profitieren. Natürlich beraten wir unsere Partner auch bei der technischen Ausstattung ihrer Fahrzeuge, ausserdem bieten wir die passende Werbung, Geschäftsdrucksachen und Arbeitsbekleidung.
Der Elektriker, den ich anrufe, tritt also unter dem Label «Notstromer» auf?
Einerseits ja. Wenn es schnell gehen muss und ein Kunde unsere Hotline anruft, kommt jemand in einem «Notstromer»-Fahrzeug und trägt auf seiner Jacke auch unser Logo. Andererseits bleibt er immer als lokaler Betrieb erkennbar.
Das heisst: Wer bei «Notstromer» anruft, landet am Ende immer bei einem Betrieb aus seiner Region?
Richtig, und dieser regionale Gedanke ist mir sehr wichtig. Warum sollten wir die beschriebenen Service-Aufträge den Konzernen überlassen? Wir können das auch, oft sogar besser als die Grossen von ausserhalb, weil wir die Gegend und die Leute kennen. Man darf sich da nicht unter Wert verkaufen.
Bisher gibt es erst zwei «Notstromer». Damit das Konzept aufgeht, müssten Sie ein deutlich grösseres Netzwerk aufbauen.
Wir arbeiten aktuell daran, möglichst viele Partnerfirmen zu überzeugen. Bis Ende des Jahres sollen es mindestens fünf sein. Je verbreiteter die Marke «Notstromer» wird, desto besser funktioniert unsere Idee.
Was ist, wenn ein Kunde anruft aus einer Gegend, wo es noch keinen «Notstromer»- Partner gibt?
Dann sprechen wir eine Empfehlung aus für einen Betrieb in der Nähe. Und hoffen, dass der sich vielleicht auch für unser Konzept interessiert.
Das Franchise-Konzept
Die «Notstromer»-Idee richtet sich an Elektikerbetriebe bis etwa 15 Mitarbeiter. Jeder Franchise-Partner deckt ein geografisch abgegrenztes Gebiet ab. Erreichbar sind die «Notstromer» über eine zentrale Service-Hotline, ausserdem werden sie auf einer eigenen Homepage ausgewiesen. Für die Nutzung des Konzepts fallen eine einmalige Eintrittsgebühr, eine jährliche Franchisegebühr und eine aufwandsabhängige Administrationsgebühr an.
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ZUR PERSON
Michael Lauener, Jahrgang 1986, ist ausgebildeter Elektroinstallateur EFZ, ausserdem Marketingfachmann FA und eidg. diplomierter Marketingleiter. Seit 2014 ist er Eigentümer und Geschäftsführer der Aellig + Kälin AG mit Niederlassungen in Reichenbach und Thun. Das Franchise-Konzept «Notstromer» ist in einer eigenen Firma angesiedelt, der 2017 gegründeteten Lauener Consult.
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