Aus der Wirtschaft – für das Volk
30.04.2019 WirtschaftAm 25. April hielt die «Volkswirtschaft» nicht nur ihre Hauptversammlung ab, sondern hatte anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums auch einen Festakt und eine abendliche Schifffahrt auf dem Thunersee organisiert.
MARTIN NATTERER
Von Anfang an prägte Präsident Jürg ...
Am 25. April hielt die «Volkswirtschaft» nicht nur ihre Hauptversammlung ab, sondern hatte anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums auch einen Festakt und eine abendliche Schifffahrt auf dem Thunersee organisiert.
MARTIN NATTERER
Von Anfang an prägte Präsident Jürg Grossen die festlich gestimmte Zusammenkunft mit einer gut begründeten und motivierenden Ansprache. Gemeinsam mit Geschäftsführerin Susanne Huber führte er routiniert durch die 99. Hauptversammlung der «Volkswirtschaft». Erwähnenswert sind hier zwei personelle Veränderungen: Sandra Weber, die drei Jahre lang, und Urs Graf, der neun Jahre im Vorstand tätig war, gaben ihre Ämter ab. Als Nachfolger wurden die Wilderswiler Gemeindepräsidentin Marianna Lehmann und der Grossrat und Gemeindepräsident Andreas Michel aus Schattenhalb gewählt.
«Megatrends» und Oberländer Typen
Zu Beginn des Festaktes war es erneut Präsident Jürg Grossen, der die Feier mit einem Rückblick auf die bewegte Geschichte der «Volkswirtschaft» eröffnete. Besonders wies er auf die «Hilfe zur Selbsthilfe» in den Anfangsjahren der «Volkswirtschaft» hin: Heimarbeit, Eigenreparaturen und die Förderung des Obstanbaues waren in der Zeit zwischen den Weltkriegen an der Tagesordnung und hatten damals grosse Bedeutung. Die dafür notwendige Qualifizierungsinitiative ging mit auf das Konto der «Wirtschaftskammer», wie sie anfangs noch genannt wurde. Dieser Zug zur persönlichen Qualifikation habe sich, so Jürg Grossen, bis heute als eine der tragenden Säulen gehalten.
Der Steffisburger Kabarettist Gerhard Tschan moderierte die weiteren Darbietungen. Er selbst lieferte dabei eine komische und musikalisch talentierte Darstellung verschiedener «Oberländer Typen» ab. Einen nachdenklichen und klug durchdachten Vortrag hielt die Projektleiterin der «Volkswirtschaft», Jolanda Küng. Sie stellte drei «Megatrends» vor, denen sich auch die Wirtschaft des Oberlandes nicht werde entziehen können: Konnektivität (Vernetzung), Globalisierung und Digitalisierung. Allerdings werde das Oberland von diesen Trends nicht von alleine geprägt werden. Es brauche dafür Brückenbauer. Ein solcher Brückenbauer könne jeder sein, dazu seien weder eine akademische Ausbildung noch Wohlstand nötig, lediglich Sozialkompetenz, so Küng. Auch der Volkswirtschaft Berner Oberland wies sie eine solche Vermittlungsrolle zu.
Mit einem energisch vorgetragenen geschichtlichen Rückblick zeigte der Ehrenpräsident der «Volkswirtschaft», der Unternehmer Jürg Rychiger, was die einstige Wirtschaftskammer geleistet habe.
Lebendiges und aktives Miteinander
Wie meist bei solchen Anlässen waren es aber die Gespräche am Rande, die ein Gefühl dafür gaben, was die «Volkswirtschaft» sein kann: ein lebendiges und aktives Miteinander. Ob es dabei um Geschäftliches, um eine Horizonterweiterung oder um persönliche Dinge ging: Es wurde greifbar, was die Organisatoren des Volkswirtschaft-Jubiläums mit Vernetzung meinen und was einen guten Teil ihrer Tätigkeit ausmacht.
Zusammenfassend wurde deutlich: Es ist in erster Linie die Aktivität der Unternehmerinnen und Unternehmer, die der Wirtschaft den Auftrieb gibt. Und der eine oder andere im Kreis der Feiernden darf mit Fug und Recht von sich sagen, er gehöre zu den Weltmarktführern. Jürg Grossen hatte dies ausdrücklich betont: «Überall gibt es Exportschlager aus dem Oberland – für die ganze Schweiz, oft auch fürs Ausland». Man müsse mehr Mut haben, dies auch zu zeigen.
«Wir bleiben voll motiviert»
Vielleicht kam es in den Festreden gleichwohl ein wenig zu kurz, welche enorme Vielfalt das Wirtschaftsgeschehen im Oberland bereits heute hat. Und dass es im oberen Segment der Leistungsfähigen welche gibt, die seit Jahren oder gar Jahrzehnten international erfolgreich sind. Dass viele Firmen schon seit Längerem hochgradig vernetzt agieren und punkto Digitalisierung gut aufgestellt sind, diese «Megatrends» also gerade nicht verpassen. Während andere vielleicht erst damit beginnen.
Man darf gleichwohl sicher sein: Die Volkswirtschaft Berner Oberland wird das weiter betreiben, was sie bereits seit ihrer Gründung zielsicher macht und was ihrem Präsidenten zu Recht so wichtig ist: Menschen – Unternehmer wie Mitarbeitende – zu qualifizieren und zu fördern. Dies alles kann nur aus der Wirtschaft selbst heraus passieren. Und wie schon vor 100 Jahren muss es «aus der Wirtschaft für das Volk» geschehen, wie es Jürg Rychiger in einem markanten Nebensatz formulierte.Oder mit den Worten von Jürg Grossen: «Wir bleiben voll motiviert.»