Kandersteg soll erreichbar bleiben
02.04.2019 Kandergrund, Blausee, MitholzBis Ende Jahr dürfte die Bewilligung für eine Notumfahrung vorliegen. Diese wird wegen der Explosionsgefahr im ehemaligen Munitionslager geplant. Doch auch wenn es rasch gehen muss, braucht es rechtskräftige Verfahren.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Eigentlich will dieses ...
Bis Ende Jahr dürfte die Bewilligung für eine Notumfahrung vorliegen. Diese wird wegen der Explosionsgefahr im ehemaligen Munitionslager geplant. Doch auch wenn es rasch gehen muss, braucht es rechtskräftige Verfahren.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Eigentlich will dieses Projekt gar niemand realisieren – und dennoch wird die Planung mit Hochdruck vorangetrieben. Schliesslich will man beim Kanton und der Gemeinde Kandergrund bereit sein, sollte die Notumfahrung benötigt werden. Dies wäre der Fall, wenn sich im ehemaligen Munitionsmagazin Mitholz die Anzeichen einer Explosion verdichten oder sich überraschend eine Detonation ereignen sollte. Die einspurige und für 28 Tonnen zugelassene Notumfahrung würde die Verbindung nach Kandersteg auch dann sicherstellen, wenn vorsorglich die Kantonsstrasse sowie die Bahnlinie für Räumungsarbeiten im unterirdischen Lager gesperrt werden müssten.
Nicht für Transitverkehr geeignet
Mit der am Freitag skizzierten Notumfahrung – auf dem bestehenden Kiesweg auf der linken Talseite und möglichst weit weg vom Munitionslager – ist auch der Kandersteger Gemeinderat einverstanden. Wichtig ist, dass die Staatsstrasse im Ernstfall nicht zu lange gesperrt ist. Erfahrungen mit solchen Behinderungen hat die hinterste Gemeinde im Kandertal während Hochwasserereignissen und wegen des einsturzgefährdeten Lawinenschutztunnels in Mitholz mehrmals gemacht. Auch damals dauerte es einige Tage, bis eine Tunnel-Umfahrung erstellt war. Vereinfachend ist beim aktuellen Vorhaben, dass die Strasse nur der lokalen Erschliessung Kanderstegs dienen müsste – der Autoverlad wäre in so einem Fall eingestellt.
Bauunternehmen auf Pikett?
Der Orientierungsanlass am Freitag war gleichzeitig die öffentliche Mitwirkung. «Normalerweise werden in dieser Phase die Pläne 30 Tage aufgelegt. So viel Zeit haben wir nicht, deshalb nutzen wir diese Möglichkeit, die uns das kantonale Baugesetz bietet. Konkrete Einsprachen sind während der Mitte Jahr stattfindenden Auflage der kommunalen Überbauungsordnung und des Baugesuchs möglich», erklärte Kreisoberingenieur Markus Wyss. Der Regierungsrat drängt, er will Entscheidungsgrundlagen haben, abschliessend wird er über den Zeitpunkt der Realisierung befinden.
Sollte von der Regierung ein vorsorglicher Bau der Umfahrung angeordnet werden, will das Tiefbauamt beantragen, vorerst nur den Ausbau des bestehenden Kiesweges auf drei Meter Breite auszuführen und auf den Belagseinbau sowie das neue Teilstück noch zu verzichten. «Um die ganze Umfahrung zu erstellen, benötigen sieben Equipen etwa zehn Tage. Wenn der Weg auf drei Meter Fahrbahnbreite vorbereitet wäre, ist der Ausbau in wenigen Tagen zu schaffen», sagte Wyss. Er wies aber auch auf die logistische Herausforderung für die Bauunternehmen hin, die Mensch, Maschinen und Material quasi auf Pikett zu halten hätten. Das schliesse bei einem überraschenden Bau die kleinen lokalen Unternehmen fast automatisch aus.
Muss die Ambulanz auch warten?
Das vorliegende Projekt wurde von der Kissling + Zbinden AG ausgearbeitet. Verfasser Adrian Lauber ging bei der Präsentation in die Details: Zwei Brücken müssen verbreitert und der bestehende Kiesweg links der Kander muss meist bergseits verbreitert werden. Komplett neu wäre nur eine 500 Meter lange Zufahrt von der Staatsstrasse im Bereich Teuffematti, da der heutige Weg aufgrund seiner Nähe zum Stägebach nach Gesetz nicht ausgebaut werden darf. «Wir machen keine Geländenivellierungen, das heisst auch, dass teilweise bis zu 18 Prozent Gefälle bestehen bleiben», so Lauber. Normal sind etwa 12 Prozent. Dies könnte insbesondere im Winter zu Problemen führen, genauso wie die Schneeräumung: Die knapp 2,5 Kilometer lange Umfahrung bis zur Einmündung «Underem Bühl» oberhalb des Lawinenschutztunnels soll wechselseitig mit Lichtsignalanlagen betrieben werden. Ob in einem Notfall beispielsweise die Ambulanz dennoch über die Kantonsstrasse fahren dürfte, müsse im Einzelfall beurteilt werden, meinte Markus Wyss auf eine entsprechende Frage.
Kostenfrage noch ungelöst
Sollte dereinst das Risiko der alten Munition wegfallen, würde die Umfahrung zurückgebaut. Das heisst, der Asphalt und die neue Zufahrt würden wieder abgebrochen. Das ist so in der Überbauungsordnung festgehalten, die letztlich von der Gemeindeversammlung im Herbst dieses Jahres gutgeheissen werden muss.
Eine letzte Frage aus dem Publikum betraf die Kosten. Diese seien noch nicht im Detail bekannt, gab der Kreisoberingenieur zu. Aber sie seien sicher höher als eine halbe Million Franken. Ein Vertreter des kantonalen Krisenstabes Mitholz sagte, dass der Kanton den allfälligen Bau vorfinanzieren werde. Und dann das Verteidigungsdepartement zur Kasse bitte – auch wenn das VBS mit diesem Vorgehen derzeit noch nicht einverstanden sei.