Vor fünfzig Jahren stürzte beim Oeschinensee eine Maschine der Schweizer Luftwaffe ab. Der Versuch des jungen Piloten, sich mit dem Schleudersitz zu retten, erfolgte zu spät – und endete tödlich.
HANS HEIMANN
Die Fliegerstaffel 18 befand sich im Umschulungskurs ...
Vor fünfzig Jahren stürzte beim Oeschinensee eine Maschine der Schweizer Luftwaffe ab. Der Versuch des jungen Piloten, sich mit dem Schleudersitz zu retten, erfolgte zu spät – und endete tödlich.
HANS HEIMANN
Die Fliegerstaffel 18 befand sich im Umschulungskurs vom britischen Jagdflugzeug-Typ «Venom» auf den «Hawker Hunter». Einer der Piloten war Wachtmeister Rolf Ettlin aus Emmenbrücke. Am 20. Mai 1969 stand die Übung Nr. 7.2 auf dem Programm, eine Kehrtkurve in Patrouille. Am Vortag hatte es geregnet. Die Temperaturen waren stark zurückgegangen und es gab Schnee, teilweise bis auf 800 m ü. M.
Der 22-jährige Pilot des Überwachungsgeschwaders startete mit seinem Patrouillenführer vom Flugplatz in Payerne. Sie stiegen auf eine Flughöhe von 10 000 m ü. M. auf und sanken dann Richtung Frutigen ab.
Mit 420 km/h in den Talkessel
Im Buch «Gebrochene Flügel» des Aviatikspezialisten Peter Brotschi aus Grenchen wird im Weiteren beschrieben, wie die zwei Maschinen gegen 9.20 Uhr mit einer Geschwindigkeit von etwa 420 km/h in den Talkessel des Oeschinensees einbogen, um dort eine Kurve zu fliegen.
Ihre Flughöhe betrug zu diesem Zeitpunkt 800 bis 1200 Meter über dem Seespiegel, die Drehkurve wurde mit mehr als 300 Meter über Grund und Fels geflogen. Rolf Ettlin flog mit seinem zehnjährigen Kampfjet die Innenseite der Kurve etwas tiefer als sein Patrouillenführer. Nach dem ersten Drittel der Figur neigte sich seine Maschine stark um die Längsachse nach innen, also nach links, und begann rasch abzusinken. Das Flugzeug geriet dabei immer stärker in die Rückenlage.
Viel zu geringe Flughöhe
Jetzt erst realisierte der junge Pilot den Ernst der Lage und entschloss sich, zur eigenen Rettung den Schleudersitz zu betätigen. Blitzschnell flog die Cockpit-Haube weg und katapultierte ihn aus der Maschine.
Wäre dies in grösserer Höhe geschehen, hätte sich der Sitz irgendwann vom Piloten gelöst, worauf dieser mit entfaltetem Rettungsschirm zu Boden geschwebt wäre. Doch in diesem Moment befand sich die Hunter-Maschine nur noch rund 40 Meter über Grund. Wegen der viel zu geringen Höhe und der Lage des Flugzeuges konnte sich der Fallschirm nicht mehr entfalten. Wachtmeister Rolf Ettlin befand sich beim Aufschlag am Nordufer des Sees noch angeschnallt auf seinem Sitz. Er verunglückte tödlich. Seine Maschine vom Hawker Hunter Mk.58, die erst 635 Flugstunden hatte, stürzte um 9.24 Uhr ab.
Erste Schweizer Kampfjetpilotin
Die Fliegerstaffel 18, deren Staffeltier der schwarze Panther ist, wurde letztes Jahr 90-jährig. Ihr gehört heute Fanny Chollet an. Die 27-Jährige, genannt «Shotty», ist die erste Kampfjetpilotin der Schweiz. Fanny Chollet fliegt heute eine amerikanische F/A-18-Maschine.