Ein Dreiteiler zum Nachdenken
14.05.2019 KulturDas Festspiel «Bärgbureläbe» führte in die Vergangenheit der landwirtschaftlichen Bildung im Berner Oberland. Auch die Festreden im Vorfeld nahmen den historischen Bezug auf.
MICHAEL SCHINNERLING
«Wenn wir die Welt vor hundert Jahren mit der von heute ...
Das Festspiel «Bärgbureläbe» führte in die Vergangenheit der landwirtschaftlichen Bildung im Berner Oberland. Auch die Festreden im Vorfeld nahmen den historischen Bezug auf.
MICHAEL SCHINNERLING
«Wenn wir die Welt vor hundert Jahren mit der von heute vergleichen, dann hat sich nicht nur in der Landwirtschaft viel verändert, sondern auch in der Gesellschaft, in der Familie, in der Technik. All dies hatte immer auch Auswirkungen auf die Bildung», war von Markus Wildisen, Direktor INFORAMA, zu hören. Nach diesen enormen Entwicklungen stehe der Beruf Landwirt/Landwirtin heute auf einer ganz anderen Wissensbasis, aber: «Ziel des Hondrichs als Kompetenzzentrum ist und bleibt es, die Alp- und Berglandwirtschaft zu stärken und die Entwicklung des ländlichen Raumes zu fördern», führte Wildisen weiter aus.
Prägende Erlebnisse
Sehr persönlich wurde es bei Referentin und Bäuerin Eva Schäfer: «Mein Vater ist auf einem sehr kargen Pachtheimetli mit Nebenerwerb aufgewachsen», erzählte sie. Der Stall war eher dunkel, und es roch für sie «immer chli sträng». Dann lernte Schäfer ihren künftigen Ehemann Jürg kennen. Ein gepflegter, feiner, Mann – und ein Bauer. «Keine Spur von meinem Bild der Landwirtschaft. Alles war sauber», so die Rednerin. Sie rückte das Bild dieses Berufs ins richtige Licht und zeigte ihre Liebe zum Bauernstand.
Ebenfalls historisch ging es bei Referent Christian Hofer, Leiter Amt für Landwirtschaft und Natur, zu. Früher konnte das Futter für die Kühe nicht einfach zugekauft werden. Daher wurden auch steile Matten und kleine Flächen beweidet. Die Milch musste über lange Strecken zu Fuss oder mit einem Lasttier transportiert werden. «Dafür haben die Bewohner diese Landschaft gestaltet: mit mühevoller Arbeit wurden Trockenmauern aufgeschichtet, Wege in den Fels gehauen und abgelegene Lichtungen beweidet und somit offen gehalten», sagte Hofer. «Diese aus der Not entstandenen Arbeiten prägen das Landschaftsbild des Berner Oberlands bis heute.»
Ein Leben in drei Bildern
Ebenfalls weit zurück führte das Festspiel. «Bärgbureläbe» stammt aus der Feder von Hans von Bergen. Er war zeitlebens in Hondrich angestellt, vom Melker bis zum Verantwortlichen für die Rechnungsführung. In drei Bildern zeigte sein Werk den Start der ersten Bergbauernschule in Brienz. Perfekt eingebettet waren darin der Jodlerklub Erlenbach sowie das Muotataler Jodlerchörli Natur pur.
Die erste Szene spielt im Frühling 1920. Kurz vor der Alpauffahrt wird Franz getauft, Xander geht ins Seeland. Im zweiten Bild, welches in den Kriegsjahren spielt, hat es Franz geschafft, Urlaub vom Aktivdienst zu erhalten. Er bringt Xander ins Dorf zurück. Im dritten Abschnitt erlebt das Publikum dann Franz nach seinem ersten Sessionstag als Grossrat. Als Zuschauer bekam man einen guten Einblick in das harte und entbehrungsreiche Leben der damaligen Bauern.
«Wir hatten eine tolle Stimmung. Es war schön, so positive Worte zum INFO-RAMA zu hören», erklärte Ueli Abplanalp, Präsident Ehemalige Brienz/ Hondrich, Meisterlandwirt und Grossrat. Dass er vor und während des Anlasses dafür sorgte, dass alles reibungslos ablief, ist für den Brienzwiler nicht zentral. «Alle Helfer auf und neben der Bühne haben Grossartiges geleistet», so Abplanalp.