SKICROSS Seit dem Olympiasieg von Mike Schmid 2010 in Vancouver ist die Disziplin im Frutigland ein Begriff. Trotzdem bleibt der Nachwuchs aus und Skicross ist weiterhin eine Randsportart. Das will das SX Riders Team ändern.

VANESSA BIERI
Wärend Fanny Smith ihren zweiten Gesamtwelcupsieg holt, freut sich auch im Frutigland eine junge Skicrosserin über ihre sportlichen Erfolge. Die 12-jährige Nina Steudler feierte am letzten März-Wochenende ihren Gesamtsieg an der Audi Skicross Kids Tour. Die Krattigerin eifert ihren älteren Geschwistern nach, welche zu Schulzeiten auch im Skicross aktiv waren. Sie startet noch in der jüngsten Kids-Kategorie, dominiert hier aber ihre Konkurrentinnen. Dies, obwohl es nicht einfach ist, Trainingsmöglichkeiten zu finden.

Gemeinsam weiterkommen
Aus diesem Grund wurde das SX Riders Team gegründet. Ihm gehören NachwuchsathletInnen überwiegend aus dem Kanton Bern und der Innerschweiz an. Cheftrainer Dominic Reber aus Spiez und seine Crew möchten es damit jungen, skibegeisterten FahrerInnen erleichtern, mit dem Skicross anzufangen und in ein höheres Kader aufzusteigen. Unterstützt wird das Team dabei vor allem von Sponsoren und Gönnern. Denn die Nachwuchsförderung in der Schweiz beginnt erst ab dem 16. Lebensjahr mit einem BOSV- und einem Swiss Ski-Kader. Vorher sind die AthletInnen auf sich selbst gestellt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, das praktisch alle heutigen SkicrosserInnen aus dem alpinen Sport kommen.

Dies hat aber auch Vorteile, denn die alpine Technik ist sehr hilfreich und erleichtert den Einstieg in den Skicross ungemein. Auch Nina Steudler ist bei den SX Riders, der ersten Trainingsgruppe, die auch unter 16-Jährige trainiert. Ausserdem trainiert sie nebenbei noch im Skiclub Aeschi. Dieses Training in einem Skiclub ist für Steudler und ihre TeamkollegInnen Pflicht. Sie sieht aber die zwei Disziplinen nicht in einer Konkurrenz. Dies scheint jedoch in vielen Skiclubs noch der Fall zu sein: Oft wird der junge Sport eher kritisch beäugt.

Keine Nebenrolle mehr
Ski Alpin ist in der Schweiz schon lange etabliert, und als Wintersportnation hat das Land auch schon einige erfolgreiche Fahrer hervorgebracht. Die Disziplin hat den Vorteil, dass es relativ wenig braucht, um mit ihr in Kontakt zu kommen. Auch Trainingsmöglichkeiten gibt es, sobald es Schnee hat, viele. Für CrossfahrerInnen gestaltet sich dies etwas schwieriger, denn das Präparieren einer Rennstrecke ist sehr aufwendig und benötigt viel Schnee. Das hat zur Folge, dass es nur sehr wenige Trainingsstrecken gibt und diese oft erst im späten Winter einsatzfähig sind. Dieses Jahr konnte Nina Steudler mit ihrem Team darum kaum trainieren, um sich auf den ersten angesagten Wettkampf Mitte Januar vorzubereiten. Die Crew war in ihrer Not aber erfinderisch und so konnte letzten Sommer auf dem Gelände des Sportcamps Melchtal zumindest der Start geübt werden. Dafür wurden kurzerhand die Winterstartanlagen aus dem Gebiet Erzegg hertransportiert und zusammen mit etwa 15 Metern Kunstrasen montiert – eine dankbare Lösung, wie es aus dem Skicross Team heisst, denn «der Start ist das A und O».

Die Schweiz als Vorreiterin
Trotz allen Schwierigkeiten versucht Swiss Ski die Sportart mit einer Wettkampfserie zu pushen, welche international einzigartig ist. Die Audi Skicross Tour organisierte vergangene Saison fünfzehn Renntage, an welchen sowohl Kinder als auch Profis teilnahmen. Weil die Serie gerade für Kinder ab zehn Jahren einmalig ist, reisen zu jedem Rennen junge AthletInnen aus bis zu acht Nationen an, um sich mit der internationalen Konkurrenz zu messen. 1230 TeilnehmerInnen verzeichneten die Rennen 2019 insgesamt.

Trotz des Kampfes auf der Strecke verstehen sich die meisten abseits der Rennbedingungen ausgezeichnet, wie es von Seiten des SX Riders Teams heisst. Obwohl die jungen FahrerInnen grossen Ehrgeiz zeigen, sei die Stimmung immer sehr familiär.

Trotz der Begeisterung der Beteiligten, und der Vorreiterrolle der Schweiz in diesem Sport, scheint das Skicross-Fieber noch nicht sehr verbreitet zu sein. Um das zu ändern, verfolgt man verschiedene Strategien. Mit einem Schnuppertag am Tourfinale versuchte Swiss Ski die Disziplin für Interessierte zugänglich zu machen. Die SX Riders setzen wärendessen auf einen Informationsanlass in Interlaken am 20. Mai, an dem sie nicht nur die Sportart selbst, sondern vor allem auch ihr aussergewöhnliches Team vorstellen werden. Ob diese Versuche Erfolg haben werden, zeigt sich nächste Saison.

Weitere Infos zum SX Riders Team und zum Infoabend finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html

Grosses Engagement für eine junge Sportart

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