Gute Zahlen und drei Dämpfer
03.05.2019Die Sunnbüelbahn hatte einiges vor, um das Sommergeschäft zu stärken. Doch aus den ehrgeizigen Bauprojekten wird vorläufig nichts. Nun will sich das Unternehmen aufs Marketing konzentrieren – und weiterhin solid wirtschaften.
BIANCA HÜSING
Man soll aufhören, ...
Die Sunnbüelbahn hatte einiges vor, um das Sommergeschäft zu stärken. Doch aus den ehrgeizigen Bauprojekten wird vorläufig nichts. Nun will sich das Unternehmen aufs Marketing konzentrieren – und weiterhin solid wirtschaften.
BIANCA HÜSING
Man soll aufhören, wenns am schönsten ist. Auch wenn Therese Künzi ihren Abgang nicht mit dieser volkstümlichen Weisheit begründete – passen würde sie allemal. Denn an ihre neunte und letzte Sitzung als Verwaltungsrätin der Sunnbüelbahn brachte die Finanzchefin aussergewöhnlich gute Nachrichten mit. Nicht nur schloss die Jahresrechnung erneut mit einem Gewinn ab. Auch war er mit rund 71 000 Franken diesmal hoch genug, um sogar die Bilanz ins Positive zu ziehen: 50 000 Franken konnten die Aktionäre in die Gewinnreserven überweisen. «Noch nie haben wir während meiner Zeit im Verwaltungsrat so gut abgeschlossen», freute sich Künzi. Die Luftseilbahn Kandersteg-Sunnbüel AG begründet das Resultat einerseits mit dem «wunderbaren Wetter» und andererseits mit einer vorsichtigen Ausgabenpolitik.
«Um Jahre zurückgeworfen»
Dass das einst kränkelnde Unternehmen 2015 nur mit einem Kapitalschnitt und einer gleichzeitigen Kapitalerhöhung sowie einem Sanierungsbeitrag der Gemeinde zu retten war, gehört freilich auch zur Wahrheit. Die neuen Mittel sollten der Sunnbüelbahn zudem strategische Investitionen ermöglichen: zum Beispiel in den seit Jahren angekündigten Themenspielplatz und die Erschliessung der Schwarzbachschlucht. Von beiden Projekten versprach man sich eine Steigerung des Sommergeschäfts. Doch daraus wird vorläufig wohl nichts – für den Schluchtzugang mangelt es schlicht an Geld. Gleichwohl werde man das Projekt gesuchfertig ausarbeiten und sich auf die Suche nach Sponsoren begeben.
Das Gesuch für den Spielplatz lag bereits auf, erhielt jedoch eine Abfuhr vom Kanton. Grund: Der geplante Bau würde sich in einer Landwirtschaftszone befinden und wäre «zu markant» für eine Ausnahmebewilligung. «Die Stellungnahme des Kantons war niederschmetternd und hat uns um Jahre zurückgeworfen», bedauert VR-Präsident Reto Zurbrügg. Auch von diesem Projekt muss das Unternehmen also vorläufig absehen und in den nächsten Jahren allenfalls eine Umzonung vorantreiben. Einen weiteren Dämpfer erhielt die Sunnbüelbahn von der IG Freeridetrail. Nachdem die Organisation jahrelang für den Unterhalt des 2014 eingeführten Angebots gesorgt und «viele Stunden, ja sogar ganze Ferienwochen» dafür geopfert habe, löst sie sich nun auf. «Der Trail ist mittlerweile ein schweizweit bekanntes Angebot. Uns ist es enorm wichtig, dass es erhalten bleibt», versicherte Zurbrügg. Das Unternehmen werde sich nach Kräften bemühen, eine Lösung zu finden und die IG mit neuen Mitgliedern zu besetzen.
Mehr Gäste am Skilift
Der Sunnbüelbahn bleibt also gegenwärtig nichts anderes übrig, als sich auf ihre vorhandenen Stärken zu besinnen – und diese Erkenntnis auch unter die Leute zu bringen. Zu diesem Zweck hat Verwaltungsrat Thomas Schärer ein Marketingkonzept ausgearbeitet, das er den Aktionären am Mittwoch vorstellte. Dazu gehört zum Beispiel der neue Web-Auftritt, der an die Seiten der TALK AG angelehnt ist. Ein neuer Ticket- und Gutscheinshop soll Online-Buchungen ermöglichen und eine Plakatkampagne mit dem Hashtag #feelalpine für den Sunnbüel werben. Auch taucht die Gemmi wieder im Logo des Unternehmens auf. «Der Gemmipass ist allgegenwärtig und hat grossen nostalgischen Wert», begründet VR-Präsident Zurbrügg den Entscheid. Was die Zukunft des Skilifts betrifft, so bleibt es bei der Vereinbarung mit der Gemeinde und der IG «Skilift Sunnbüel»: Die nächsten zwei Winter läuft er probeweise weiter, die Kosten dafür teilen sich alle drei Akteure. Die Nachfrage scheint jedenfalls gestiegen zu sein: von rund 17 000 auf wahrscheinlich 25 000 Nutzer. Das entspräche einer Frequenzerhöhung von immerhin 48 Prozent. Doch sowohl Zurbrügg als auch Künzi betonten mehrmals, dass dies eine «sehr vage» Schätzung sei und sie die definitiven Zahlen erst im nächsten Jahr präsentieren könnten. Klar sei aber schon jetzt, dass der Aufwand nach wie vor weit über dem Ertrag des Skilifts liege.
Neue Gesichter im Verwaltungsrat
Unter grossem Applaus wurde Reto Zurbrügg als Verwaltungsratspräsident wiedergewählt. Dieses Amt übt er seit 2015 aus.
Zurückgetreten ist Vizepräsidentin Therese Künzi, die insgesamt neun Jahre im Verwaltungsrat sass und davon sieben Jahre als Finanzchefin amtete. «Ich werde sie vermissen, wenn ihr Name nicht mehr auf meinem Handy erscheint», scherzte Zurbrügg zum Abschied. An Künzis Stelle wird sich der neu gewählte Jürg Brönnimann mit den Finanzen der Bahn befassen.
Ganze 15 Jahre engagierte sich Wolfgang Loretan als Vertreter der Gemmibahnen im Verwaltungsrat. «Mit seinem fundierten Fachwissen war er eine grosse Unterstützung», bedankte sich Zurbrügg. Für Loretan wurde Jean-Claude Mathieu, technischer Leiter der Gemmi-Bergstation, gewählt.
HÜS