Reichenbach vermisst sich neu
03.05.2019 Reichenbach, Kiental, RegionFür Verwaltungen sind sie gewissermassen weisse Flecken auf der Landkarte: unvermessene Flächen, wie sie vor allem im Oberland vorkommen. Reichenbach will nun klare Grundstückgrenzen schaffen und hat dafür ein arbeitsintensives Projekt gestartet.
JULIAN ZAHND
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Für Verwaltungen sind sie gewissermassen weisse Flecken auf der Landkarte: unvermessene Flächen, wie sie vor allem im Oberland vorkommen. Reichenbach will nun klare Grundstückgrenzen schaffen und hat dafür ein arbeitsintensives Projekt gestartet.
JULIAN ZAHND
Wo genau endet das eigene Grundstück und wo beginnt jenes des Nachbarn? Nicht immer kann diese Frage exakt beantwortet werden, denn nach wie vor gibt es in der Schweiz Gebiete, die nicht vermessen sind. Ein Blick auf die Übersichtskarte des Bundes zeigt vor allem Lücken in den Berggebieten auf.
Da der Bund diese weissen Flecken möglichst rasch tilgen will, hat er seit Längerem ein Subventionsprogramm lanciert. Wer in der Zeitspanne zwischen 2016 und 2019 die Vermessung in Angriff nimmt, darf auf grosszügige finanzielle Unterstützung zählen. Davon profitiert nun auch eine Gemeinde aus dem Frutigland.
Bislang bloss eine Blitzaktion
Rund 11 000 Hektaren Land, also fast 90 Prozent des Gemeindegebietes, sind in Reichenbach noch unvermessen. Die gegenwärtigen Pläne in diesen Zonen seien lediglich in einer «Blitzaktion» entstanden und daher nicht sehr genau, sagt Simon Wandfluh von der Firma Häberli+Toneatti AG, die seit April für die Vermessung verantwortlich ist. Für die Verwaltungen von Bund, Kantonen und Gemeinden sind die Parzellengrenzen und deren Visualisierung in verschiedenen Bereichen von Bedeutung. Die Grundstückfläche dient etwa bei der Ausschüttung von Landwirtschaftssubventionen oder bei der Erhebung von Liegenschaftssteuern als Berechnungsgrundlage.
Die Kosten von 3,5 Millionen Franken übernehmen grösstenteils Bund und Kanton. Für die Gemeinde bleibt ein Restbetrag von 150 000 Franken übrig, den der Gemeinderat vor zwei Jahren bewilligt hat.
«Ein Werk für die nächsten 100 Jahre»
Dass die Prozesse nicht nur kostspielig, sondern auch langwierig sind, zeigt der Blick in die Vergangenheit. Seit 30 Jahren ist die Gemeinde gemäss eigenen Angaben daran, die Grenzen von Grundstückparzellen festzulegen. Bislang ist aber erst der Dorfkern genau vermessen.
Der Rest des Gemeindegebietes soll nun bis im Jahr 2023 erfasst sein. Geht diese Rechnung angesichts der Erfahrungen aus früheren Jahrzehnten auf? Der Projektverantwortliche Simon Wandfluh bejaht. Einerseits seien die Messungen im weniger dicht besiedelten Gebiet weniger aufwendig als jene im Dorfkern. Zudem habe man in der Vergangenheit immer wieder mehrjährige Pausen zwischen die Arbeitsprozesse geschoben, wohingegen nun eine mehrjährige Intensivphase folge.
Am nächsten Montag laden Gemeinde und Firma nun zum öffentlichen Infoanlass. Daraufhin werden sämtliche 800 Grundeigentümer schriftlich zur Ortsbegehung geladen. Orientierungspunkte sind dabei bereits bestehende Marksteine oder Grundstückskizzen. Dennoch: Dass es dabei auch zu Diskussionen zwischen Bodeneigentümern kommen kann, will Wandfluh nicht ausschliessen. In einem weiteren Schritt werden die Eckpunkte gesetzt und die Koordinaten erfasst. Daraus ensteht dann der neue Plan, der öffentlich aufgelegt und schliesslich von Bund und Kanton genehmigt werden muss. Und eine Weile gültig sein dürfte: Gemäss Häberli+Toneatti AG ist die Vermessung «ein Werk, das 100 Jahre Bestand haben soll».
Die Infoveranstaltung findet am Montag, 6. Mai, um 20 Uhr im Kirchgemeindehaus statt.
Adelboden weist ebenfalls Lücken auf
Auch im Lohnerdorf gibt es noch unvermessene Parzellen. Dabei handelt es sich um unbewohntes Gebiet. Die Arbeiten seien am Laufen, teilt die Gemeinde mit, der nötige Kredit habe der Gemeinderat bereits gesprochen.
JUZ