Der anhaltende Niederschlag der letzten Tage führte offenbar dazu, dass die Bewegungen im Gebiet «Spitzer Stein» zugenommen haben. Überraschend kommt diese Entwicklung indes nicht.
MARK POLLMEIER
«Da keine weiteren Niederschläge erwartet werden, kann die ...
Der anhaltende Niederschlag der letzten Tage führte offenbar dazu, dass die Bewegungen im Gebiet «Spitzer Stein» zugenommen haben. Überraschend kommt diese Entwicklung indes nicht.
MARK POLLMEIER
«Da keine weiteren Niederschläge erwartet werden, kann die Wahrscheinlichkeit für Lockermaterial-Abbrüche, welche sich zu Murgängen entwickeln können, herabgestuft werden.» So heisst es in einer aktuellen Information der Gemeinde Kandersteg zum Gebiet «Spitzer Stein», die auf der Einschätzung von Geologen beruht. Die Gefahrenstufe für Lockermaterial-Abbrüche bleibe vorerst aber auf Stufe 4a (gross). Die Gefahrenstufe für die Felsbereiche (also Sturzprozesse) wird weiterhin mit Stufe 3 (erheblich) angegeben.
Keine unerwarteten Vorgänge
Schon Anfang Juni hatten die Bewegungen im betroffenen Gebiet nördlich des Doldenstocks zugenommen, parallel zum Anstieg der Temperaturen und den ausgedehnten Regenschauern der letzten Tage. Seit dem 7. Juni hatten die Messungen an einigen Stellen eine Beschleunigung der Bewegungsraten gezeigt. Am 8. Juni waren deshalb Hinweistafeln zur Absperrung der Sicherheitszone «Holzspicherwald» südwestlich des Oeschinensees angebracht worden. Der Wanderweg entlang des Oeschinensees in Richtung Fründenhütte wurde am 10. Juni vorsorglich gesperrt. Am Vormittag des 11. Juni konnte die Sperrung jedoch wieder aufgehoben werden.
Die Vorgänge seit dem letzten Wochenende zeigen, dass die verstärkte Überwachung des rutschgefährdeten Gebiets funktioniert und Veränderungen zuverlässig gemessen werden können. Die Konzepte greifen; das Gemeindeführungsorgan setzt seine Vorbereitungen fort und passt die erarbeiteten Konzepte laufend an. Überraschend kam die Bewegungszunahme der letzten Tage ohnehin nicht. Schon an der Infoveranstaltung von Anfang April hatten Experten darauf hingewiesen, dass wärmere Witterung, Schneeschmelze und Regen die Stabilität der Stein- und Geröllmassen beeinflussen können. Im Winter waren vorhandene Ritzen und Klüfte durch Eis verschlossen, flüssiges Wasser als «Schmiermittel» war nicht vorhanden. Mit Beginn des Sommers haben sich diese Bedingungen nun geändert. So steigt bei starkem Regen die Wahrscheinlichkeit von Teilabbrüchen und Murgängen. Die Gesamtsituation ist jedoch grundsätzlich die gleiche wie im Frühjahr; kleinere Abbrüche und Rutschungen sind weiterhin viel wahrscheinlicher als ein grosses Abbruchereignis.
Die nächste Beurteilung der Lage ist für heute Freitag, 14. Juni, angesetzt. Aktuelle Informationen zu den Vorgängen am «Spitzen Stein» finden Sie jederzeit auf der Homepage der Gemeinde Kandersteg unter www.gemeindekandersteg.ch (Rubrik Spitzer Stein) und auf dem digitalen Dorfplatz «Crossiety» unter crossiety.app/dorfplatz/ kandersteg