Einblick in den Bergsommer
29.10.2019 Reichenbach, KientalEinen speziellen Erntedankgottesdienst erlebten die vielen Besucher am vergangenen Sonntag in der Dorfkirche: Die Familie Rubin erzählte vom Alltag auf der Renggalp.
IRENE HEBER
«Beim Blick auf die Blüemlisalp scheinen sich Himmel und Erde zu berühren. Die ...
Einen speziellen Erntedankgottesdienst erlebten die vielen Besucher am vergangenen Sonntag in der Dorfkirche: Die Familie Rubin erzählte vom Alltag auf der Renggalp.
IRENE HEBER
«Beim Blick auf die Blüemlisalp scheinen sich Himmel und Erde zu berühren. Die Spiritualität in der Natur ist allgegenwärtig, und Gott berührt uns da auf besondere Art und Weise», eröffnete Pfarrerin Nicole Staudenmann den Gottesdienst. Es herrschte eine ganz besondere Stimmung in der voll besetzten Kirche. Christine und Marcel Rubin, begleitet von ihren drei Kindern Nina, Remo und Elin, berichteten abwechslungsweise von ihrem Familien- und Arbeitsalltag im Alpsommer auf der Renggalp.
Das Käsen ist eine Herzenssache
«Im Alpfrühling schlägt das Herz höher, man bekommt ‹Alpfieber›, möchte ‹z’ Bärg gah› und freut sich schon, die Hütte nach dem langen Winter zu öffnen», erzählten Christine und Marcel Rubin mit Begeisterung. Am Anfang müssen sie erst alles einrichten und haben noch kein Wasser. Die Wasserfassung liegt 350 Höhenmeter über der Alphütte am Aufstieg zum Dreispitz und ist bis knapp vor dem Alpauftrieb mit Schnee bedeckt.
Zuerst sind die Milchkühe in der unteren Hütte, nach einer Woche bereits «zügelt» man dann auf den «Grat» in die obere Hütte. «Für die Kinder ist dies alles ein spezielles Erlebnis», berichteten Christine und Marcel Rubin weiter. Für die Bewirtschaftung des Alpbetriebs kann die Familie Rubin auf Unterstützung zählen. «Karin Singer aus Frutigen war diesen Sommer wiederum bei uns, wie auch Familie Fränzi und Stefan Müller aus dem Seeland, im Monat Juli.»
Marcel Rubin erzählte weiter von speziellen Wetterstimmungen und wie er es geniesse, die Arbeit als Senn machen zu dürfen. «Da bin ich mein eigener Herr und weit weg von der menschengemachten Hektik. Oft kommen mir dann Liedtexte in den Sinn wie etwa ‹Dür ds Bärgland isch dr Summer cho / mit ihm o d Lüt u d Herde / Bärgblueme blüeje nandernah / ä Pracht isch da im Wärde›.»
Das Käsen ist für Rubins eine Herzenssache. Es brauche dafür Ruhe, Sanftheit, Liebe und Frieden, aber auch Glück und Gottes Segen. «Wenn die Käsekunden glücklich sind mit unseren Produkten und das entsprechend rückmelden, macht uns die Arbeit zufrieden. Es tut der Seele gut und bestätigt unseren Weg.»
Musikalische Kontraste gesetzt
Auf einer grossen Leinwand präsentierte das Ehepaar Rubin Fotos des Alpsommers, von der Natur auf dem Rengg, vom Alltag beim Käsen, den Kühen und den Schweinen, die frei herumlaufen dürfen. Und immer wieder wies das Ehepaar auf die Ehrfurcht und die Sorgfalt für die Natur Gottes und die Tiere hin.
Einen musikalischen Kontrast setzte zwischendurch das Orgelspiel von Christine Amstutz gemeinsam mit dem Handorgelspiel von Klaus Rubin. Die zugehörigen Jutze hatte Klaus Rubin selbst komponiert, davon einen seinerzeit zur Taufe seines Sohnes in dieser Kirche. Er ist nämlich der Vater von Marcel Rubin. Anschliessend wurden alle Kirchenbesucher ins Kirchgemeindehaus zu einem gemütlichen Kirchenkaffee mit Rubin-Käse und Brot eingeladen. Rösi Schneider, eine Nachbarin der Familie Rubin, sagte: «Ich musste bei der Feier in der Kirche mein Taschentuch hervorholen, weil mir vor lauter Rührung das Augenwasser kam.» Und da war sie wohl nicht die Einzige.
Weitere Infos zum Landwirtschaftsbetrieb der Familie Rubin finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html