Erst masslos enttäuscht, dann strahlend auf dem Podest
26.11.2019 Frutigen, SportTURNEN An einer Schweizermeisterschaft den Kanton Bern mit einem Team vertreten zu dürfen, ist eine Ehre. Das GETU Frutigen durfte das am ver gangenen Wochenende in Appenzell gleich in vierfacher Form.
Anna Kaufmann und Nina Mosimann qualifizierten sich vor einer Woche ...
TURNEN An einer Schweizermeisterschaft den Kanton Bern mit einem Team vertreten zu dürfen, ist eine Ehre. Das GETU Frutigen durfte das am ver gangenen Wochenende in Appenzell gleich in vierfacher Form.
Anna Kaufmann und Nina Mosimann qualifizierten sich vor einer Woche mit Spitzenleistungen für die Mannschaft des Kantons Bern. Zusammen mit drei weiteren Turnerinnen (BTV und GymCenter Emme) starteten sie am frühen Sonntagmorgen in der ersten von drei Abteilungen in der Kategorie 6. Die Tribüne war halbleer, die meisten Zuschauer noch nicht ganz wach, die Glocken noch stumm. Anna Kaufmann meinte am Abend rückblickend: «Ich habe einfach geturnt, weil ich turnen musste – ohne grosse Emotionen. Die so tolle, beflügelnde SM-Stimmung fehlte.»
Aus Frutigen war nur eine kleine Schar Fans angereist. Dank dem Livestream, der die SM in die Wohnstuben der ganzen Schweiz lieferte, fieberten aber viele zu Hause vor den Bildschirmen mit unseren Damen mit. Das bewiesen die zahlreichen Meldungen auf den Smartphones.
Was würden die Punkte wert sein?
An der Mannschafts-SM sind jeweils fünf Turnerinnen am Start. Das tiefste Resultat gilt als Streichnote, sodass die besten vier gerechnet werden. Den Bernerinnen gelang ein fulminanter Start am Boden. Sie erturnten sich 38 von 40 möglichen Punkten. Was für eine Ausgangslage! Auch am Reck stachen die Turnerinnen mit überdurchschnittlichen Leistungen heraus. Ringe und Sprung waren solide. Nach der ersten Abteilung standen die Bernerinnen dann auch an der Spitze des Zwischenklassements. Trainerin Anne-Kathrin Gerber war sehr zufrieden. Was würde die Schlussnote von 148.80 Wert sein? Ein Blick auf die letztjährige Rangliste zeigte, dass es damals der vierte Platz gewesen wäre.
Während es auf den Sitzplätzen im Laufe des Tages immer enger wurde, führte die GETU-Delegation Buch über die Resultate der potenziellen Gegnerinnen. Nach dem zweiten Durchgang waren die Bernerinnen von den Turnerinnen aus St. Gallen überholt worden und auf Silberkurs.
Enttäuschung in der Garderobe
In der dritten Abteilung waren dann die gefährlichen Aargauerinnen am Start. Bald war klar, dass sie Gold nach Hause tragen würden. Die beiden mitfiebernden Mütter beobachteten im Weiteren die Zürcherinnen und schrieben alle Resultate mit.
Nach dem Wettkampf begann das grosse Rechnen. Würde es reichen? Nach genauer Prüfung kam dann die Ernüchterung. Zürich lag genau 0.05 Punkte vor Bern! Während die Turnerinnen in der Garderobe wohl fassungslos vom Resultat hörten, waren die Fans nicht weniger enttäuscht! So wollten alle diese Rangverkündigung so rasch als möglich hinter sich bringen und sich auf den langen Heimweg machen.
Doch dann: welche Überraschung! Die mitfiebernden Mütter hatten sich doch tatsächlich verrechnet. Ein Tippfehler? Eine falsche Streichnote? Das war nicht zu klären, und es interessierte auch niemanden mehr. Die Hauptsache war, dass die Zürcherinnen neu zwei Zehntel hinter den Bernerinnen lagen. Und die strahlten nun doch noch als Drittplatzierte vom Podest, liessen sich die Bronzemedaille umhängen und genossen den Silberregen und die Blitzlichter der Fotografen. Mit ihnen auf dem Podest Anne-Kathrin Gerber, die die besten Turnerinnen mit ihrer ruhigen, aber fordernden Art betreut hatte. Eine Frutigerin im Dienste des Kantons Bern, drei von sechs Damen auf dem Podest aus Frutigen!
Beste Saison der Frutiger GETU-Geschichte
Ausgelassen vor Freude und Stolz wurden zum Abschluss des Tages Erinnerungsfotos gemacht. Die meisten Turnerinnen werden sich beim nächsten Wettkampf wieder als Konkurrentinnen begegnen.
Eine andere Frutigerin, die das ganze Wochenende vom Schweizerischen Turnverband aufgeboten war, stand ebenso strahlend am Rande des Geschehens: Sarah Wenger, Trainerin von Anna und Nina, war als Wertungsrichterin im Einsatz und hatte die schwierige Aufgabe, über einen ganzen Tag hinweg alle Turnerinnen gerecht und gleich zu bewerten. Eine nicht einfache Aufgabe.
Nina Mosimann und Anna Kaufmann haben einen Kategorienwechsel vor sich und werden schon in zwei Wochen in Innertkirchen im K7 antreten.
Das GETU Frutigen hat die erfolgreichste Saison seiner Geschichte hinter sich. Zwei Podestplätze und eine Auszeichnung an einer Schweizermeisterschaft. Solche Resultate treiben an. Die jungen Turnerinnen schauen bewundernd zu den Grossen auf und wollen so bald als möglich in deren Fussstapfen treten.
FRANZISKA KAUFMANN, TV FRUTIGEN