VORSICHT MIT DEN NAMEN!
«Nomen est omen», wussten schon die alten Römer. Und tatsächlich gibt es immer wieder Namen, die wie gemacht sind für jene, die sie tragen. Dass zum Beispiel der Zahnarzt meiner Kindheit Steinhauer hiess, war keineswegs Zufall – ...
VORSICHT MIT DEN NAMEN!
«Nomen est omen», wussten schon die alten Römer. Und tatsächlich gibt es immer wieder Namen, die wie gemacht sind für jene, die sie tragen. Dass zum Beispiel der Zahnarzt meiner Kindheit Steinhauer hiess, war keineswegs Zufall – genauso fühlte sich die Behandlung bei ihm nämlich an! Als ich dann alt genug war, meinen Dentisten selbst auszusuchen, mied ich wohlweislich die Praxis eines Herrn Dr. Lücke. Dr. Pacios hingegen – paciencia ist die spanische Geduld – erwies sich als sehr rücksichtsvoll. Und auch mein heutiger Zahnarzt, ein Dr. Masoumi, macht seinem Namen alle Ehre. Auf arabisch bedeutet Masoum so viel wie unfehlbar (sagt mir zumindest Google).
Vielleicht sollte man seine Entscheidungen grundsätzlich stärker von Namen abhängig machen. Wenn ein Biersommelier Bieri heisst, dann ist er offensichtlich zu dieser Aufgabe berufen und sollte als Ratgeber unbedingt ernst genommen werden. Misstrauen ist hingegen bei allen Verkäufern angesagt, die Weibel heissen. Als Naturtalente im Weibeln sind sie bestimmt geschickt darin, uns unnütze Dinge aufzuschwatzen und dafür saftige Preise zu verlangen. Besser belässt man diese Leute in ihrer ursprünglichen Funktion: als eher verschwiegene Amtsdiener.
Wer es wirklich zu etwas bringen will, braucht Selbstbewusstsein und darf auch ruhig mal eine dicke Lippe (spanisch: bezo) riskieren. Amazon-Gründer Jeff Bezos machts vor: Der ist nicht nur einer der reichsten Menschen der Welt, er will nun auch noch das Weltall besiedeln. (Und wenn er das geschafft hat, wird er vermutlich einen Versandservice dorthin eröffnen, «amazon space» oder so etwas.) Auch von Donald Trump mag man ja halten, was man will: Ein Trumpf ist nun einmal eine mächtige Karte im Spiel. Dass Vornamen einen Einfluss darauf haben, wie erfolgreich jemand wird, ist schon lange bekannt. Doch offensichtlich sollte man auch dafür sorgen, den richtigen Nachnamen zu ergattern. Vorsicht ist dagegen geboten bei der Benennung des eigenen Unternehmens. Wie fatal man daneben greifen kann, zeigt das Schicksal der Restaurantkette Desperado, die gerade in Konkurs gegangen ist. Denn was heisst Desperado übersetzt? Verzweifelt.
BIANCA HÜSING
B.HUESING@GMAIL.COM