Tückische Treppe
08.11.2019 GesellschaftSTATISTIK Unfälle verursachen pro Jahr Kosten in Millionenhöhe – und sorgen bei den Betroffenen für Schmerzen und teils langwierige Behandlungen. Die Gefahr lauert nicht nur im Feierabendverkehr oder beim Extremsport, sondern dort, wo wir uns am sichersten fühlen: zu Hause. ...
STATISTIK Unfälle verursachen pro Jahr Kosten in Millionenhöhe – und sorgen bei den Betroffenen für Schmerzen und teils langwierige Behandlungen. Die Gefahr lauert nicht nur im Feierabendverkehr oder beim Extremsport, sondern dort, wo wir uns am sichersten fühlen: zu Hause.
MARK POLLMEIER
In der Schweiz ereignen sich pro Jahr rund 160 000 Unfälle in Haus und Garten. Man weiss das so genau, weil die Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherungen (SSUV) alle diese Vorkommnisse dokumentiert. Die SUVA hat die Daten ausgewertet und daraus eine Top-Ten-Liste erstellt. Die gute Nachricht: Wer einige Fehler vermeidet, kann den häufigsten Unfällen wortwörtlich aus dem Weg gehen.
Platz 10: Lasten und Transportgegenstände
Irgendwo steht ein Wäschekorb herum, jemand balanciert eine Umzugskiste vor der Nase oder trägt zwei Harassen mit leeren Bierflaschen auf einmal. Kommt dann noch schlechte Beleuchtung hinzu, werden solche Gegenstände schnell zur Stolperfalle. Die Folge: Prellungen, Platzwunden, Knochenbrüche. Rund 7200 Mal pro Jahr kommt so etwas in der Schweiz vor.
Platz 9: kleinere Fremdkörper
Eigentlich weiss man es ja: Handschuhe, Schutzbrillen und allgemein die richtige Kleidung schützen vor Verletzungen. Doch bei der Arbeit in Haus und Garten nimmt man es damit häufig nicht so genau. Vor allem die Augen haben darunter zu leiden: Schnell fliegt beim Bohren, Schleifen und Hobeln ein Splitter oder ein Metallspan ins Gesicht – oder beim Heckenschneiden ein Dorn. 7600 solcher Fälle zählt die SSUV pro Jahr.
Platz 8: alles, was Scharniere hat
Nicht nur Kleinkinder quetschen sich schon mal die Finger in Türen oder Fensterflügeln, auch Erwachsene schaffen das recht häufig. Das Ergebnis: Quetschungen an Fingern und Händen. Etwas seltener sorgen Türen und Klappen für Prellungen und offene Wunden – zum Beispiel, weil jemand mit dem Kopf dagegen knallt. Mit 7900 Unfällen schaffen es Türen, Tore und Fenster auf den 8. Platz.
Platz 7: Menschen
Ja, richtig gelesen: Auch Personen sind ein Unfallrisiko. Zum Beispiel, weil sie noch recht klein sind. Ein unbedachter Schritt nach hinten, schon stossen Mutter oder Vater gegen ihren krabbelnden Nachwuchs, verlieren das Gleichgewicht und stürzen. Das ist nicht nur für die Erwachsenen, sondern auch für Kleinkinder gefährlich. Diese und ähnliche «Personen-Unfälle» ereignen sich jährlich rund 8200 Mal.
Platz 6: Tiere
Bei Lesen von Platz 7 haben Sie sich vielleicht schon gefragt: Und was ist mit Hunden und Katzen? Voilà, hier sind sie. Hunde und Katzen sorgen in über 11000 Fällen pro Jahr für Verletzungen. Einerseits, weil auch sie schnell zur Stolperfalle werden können, andererseits, weil sie beissen und kratzen können. Die gefährlichsten Tiere der Schweiz haben allerdings nicht vier, sondern sechs Beine: Die meisten Unfälle werden von Insekten verursacht. (Ja, ein Wespenstich gilt hierzulande als Unfall.)
Platz 5: Werkzeuge aller Art
Hammer, Säge, Zange – gerade der Heimwerkerbereich hält eine Fülle von Verletzungsmöglichkeiten bereit. Gemäss Statistik zählen aber auch Küchenmesser und Scheren zu den Werkzeugen. Wer also beim Kochen nicht nur eine Zwiebel, sondern gleich auch noch die eigene Fingerkuppe «schält», wird in diese Rubrik einsortiert. Insgesamt verletzen sich Herr und Frau Schweizer jährlich 12600 Mal mit irgendeinem Werkzeug.
Platz 4: sonstige Einzelgegenstände
Zugegeben, eine etwas merkwürdige Unfallursache. Besteht nicht die ganze Wohnung aus irgendwelchen Gegenständen? Offenbar wird in diese Rubrik alles eingeordnet, was sonst nirgends passt. Scherben zum Beispiel sind «sonstige Einzelgegenstände» – und verantwortlich für eine Vielzahl von Schnittverletzungen. Rund die Hälfte der 13300 Fälle in dieser Rubrik gehen auf zerbrochene Weingläser, Salatschüsseln oder Suppenteller zurück.
Platz 3: keine Gegenstände
Wie die Statistik zeigt, braucht der Mensch keine besonderen Hilfsmittel, um sich zu verletzen. Es reicht, dass er auf der eisglatten Strasse ausrutscht, beim Wandern umknickt oder sich den Zeh an der Türschwelle anschlägt. 13800 Mal passieren solche «Einfach so»-Unfälle pro Jahr – das reicht für die Bronzemedaille.
Platz 2: Raumausstattung
Daheim will man es gemütlich haben. Doch Betten und Badewannen, Stühle und Schränke bieten leider zahlreiche Möglichkeiten, sich weh zu tun. «Die Unfallhergänge sind mannigfaltig und mitunter absurd», schreibt die SUVA zu dieser Rubrik. «Es gibt nichts, was es nicht gibt.» Bei 22 000 Unfällen pro Jahr sind Möbel und Einrichtungsgegenstände im Spiel. Und wer sich etwa ein Kind vorstellt, das beim Toben vom Hochbett stürzt, erkennt das grosse Verletzungspotenzial solcher Missgeschicke.
Platz 1: Treppen
Stufen verursachen fast 29 000 Unfälle pro Jahr. Das Dumme ist: Gerade in mehrstöckigen Häusern lassen sich Treppen kaum vermeiden. Wer heil raufund runterkommen möchte, sollte sich darum angemessen verhalten. Eigentlich ist es ganz einfach: Treppen nicht als Ablagefläche missbrauchen; wenn möglich, den Handlauf benutzen; nicht pressieren und vor allem: Augen nach vorn (und nicht aufs Smartphone).
Aufmerksame Leser werden festgestellt haben: Manche Unfallart passt in mehrere Kategorien. So kann man etwa mit dem Wäschekorb in der Hand über den Hund stolpern, die Treppe hinunterstürzen und sich, unten angekommen, den Kopf am Esstisch anschlagen. «Ein Unfall kann mehrere kausal beteiligte Gegenstände haben», merkt die SUVA zu solchen Kettenreaktionen trocken an. Auf der sicheren Seite ist dann wohl derjenige, der gleich das erste Missgeschick vermeidet.
Datenquelle: Statistik der Unfallversicherungen SSUV: Unfälle in Haus und Garten nach kausal am Unfall beteiligten Gegenständen, durchschnittliche Unfallzahlen aus den Jahren 2013 bis 2017. Weitere Infos finden Sie in der Web-Link-Übersicht unter www.frutiglander.ch/web-links.ch