Zusammen 70 Jahre in der Schule
29.11.2019 FrutigenEnde November stellen Elisabeth und Christian Schmid den Besen in die Ecke. Zählt man ihre Hauswartsdienstjahre im Oberstufenzentrum zusammen, ergibt das die stolze Zahl von sieben Dekaden. Während dieser Zeit fanden sie nicht jeden Schülerstreich lustig.
MARCEL ...
Ende November stellen Elisabeth und Christian Schmid den Besen in die Ecke. Zählt man ihre Hauswartsdienstjahre im Oberstufenzentrum zusammen, ergibt das die stolze Zahl von sieben Dekaden. Während dieser Zeit fanden sie nicht jeden Schülerstreich lustig.
MARCEL MARMET
Im Cheminée knistert ein wärmendes Feuer. Elisabeth und Christian Schmid sitzen gemütlich auf dem Sofa ihres Heims in Aeschiried und geniessen die Stimmung und die Ruhe. «Das ist etwas, auf das wir uns am meisten freuen – die Behaglichkeit und die gemeinsame Zeit zu geniessen», sagen sie übereinstimmend. Natürlich stehen auf ihrer künftigen Agenda noch andere Aktivitäten: Berg- und Skitouren sowie Städtereisen, aber vor allem mehr Zeit für Kreativität, Freunde, Bekannte und ihre Enkelkinder. Dies sei in letzter Zeit doch etwas zu kurz gekommen, bedauern sie.
Lange Tage und Lawinenräumung
Christian Schmid machte bei Bernhard Fuhrer im Simplongässli eine Lehre zum Motorradmechaniker. Anschliessend verbrachte er mit seiner Frau einige Jahre im Ausland. Später arbeitete er bei der Wandfluh AG, die damals ihren Betrieb noch in Kandergrund hatte. Als die Firma 1984 ins neue Fabrikgebäude an der Helkenstrasse umzog, stiess Schmid auf eine Stellenausschreibung. Gesucht war ein Abwart im damaligen Sekundarschulhaus. Aus 19 Mitbewerbern erhielt Schmid den Vorzug und arbeitete im ersten Jahr zusammen mit Trudi Ruch, bevor dann auch Elisabeth angestellt wurde. Gemeinsam zog das Ehepaar in die Dienstwohnung, die aktuell für andere, schulinterne Zwecke umgebaut wird. «Die Aufgaben damals waren vielfältiger, weil viele Anlässe, die heute im Schulzentrum Widi stattfinden, bei uns abgehalten wurden», erinnern sich die zwei. Sie denken da vor allem an die Kurse der Volkshochschule, die kaufmännische Berufsschule sowie zahlreiche Aktivitäten von Vereinen, welche abends in der Turnhalle und in der Aula stattfanden. «Unser Arbeitstag endete meist nach 22 Uhr. Am anderen Morgen waren wir die Ersten, die die Schulräume aufschlossen und die eingehende Post verteilten.»
Der normale Arbeitstag begann mit der Reinigung der Turnhalle. Im Winter mussten die Wege und Treppen freigeschaufelt werden. Elisabeth erinnert sich an den Lawinenwinter, als ihr Mann in der Lawinenkommission amtete und die Schneeräumung so grösstenteils an ihr hängen blieb. Die Nachmittage waren für die notwendigsten Reparaturen bestimmt, und nach Schulschluss begann die tägliche Reinigung der Treppen und der WC-Anlagen sowie der Schulräume.
Handwerkliches Geschick gefragt
Daneben gab es immer wieder kleinere und grössere Unterhaltsarbeiten und Reparaturen an Hausinstallationen, Mobiliar und Turngeräten zu erledigen. «Soweit wie möglich habe ich alles selbst erledigt. Bei den Fachgeschäften im Dorf konnte ich jederzeit auf materielle Unterstützung und fachliche Beratung zählen», sagt Christian Schmid. Angefallen sei die ganze Bandbreite von elektrischen bis zu sanitären Reparaturen. Damit die Sicherheit jederzeit gewährleistet war, seien die Fachbetriebe meist zur Endkontrolle zugezogen worden. «Wir verstanden uns immer als Dienstleister und versuchten, alle Wünsche der Lehrerschaft zu erfüllen.»
Die Aussenanlage der Schule war ebenfalls sehr wichtig. Pflegen, jäten, Sträucher schneiden und im Herbst das Laub zusammenrechen. Damals sei es noch nicht üblich gewesen, dass ein Hauswart eine berufsbegleitende Hauswartschule absolvierte, wie das heute vorgeschrieben wird.
Sie hätten immer einen guten Draht sowohl zu den Lehrpersonen als auch zu den Schülern gehabt. So seien sie mitunter auch als Begleitpersonen für Schulreisen angefragt worden und regelmässig im Skilager auf der Engstligenalp mit von der Partie gewesen. «Ab und zu wurden Schülerinnen oder Schüler zu Strafarbeit bei der Reinigung verknurrt. Doch wir haben oft festgestellt, dass sie dies lieber taten, als andere Strafaufgaben zu erledigen», sagen Schmids mit einem humorvollen Unterton.
Die Sache mit dem Rasierschaum
Eingeprägt hat sich den beiden ein Wasserschaden, welcher von einer Verstopfung der WC-Spülung verursacht wurde. «Als wir am Morgen ins Schulhaus kamen, rauschte uns ein Bach entgegen, der doch einen beträchtlichen Schaden an Gebäude und Mobiliar anrichtete.» Nicht immer waren die einfallsreichen Streiche, die die Schulabgänger nach dem Schlussfest verübten, wirklich lustig, und nicht selten arteten sie in Mehrarbeit für das Hauswartshepaar aus. Beispielsweise als im Frutigtal sämtlicher Rasierschaum ausverkauft war und die Schule eingeschäumt wurde. Oder als in einem WC ein 1.-August-Kracher explodierte. Ausser einer defekten WC-Schüssel kam glücklicherweise niemand zu Schaden.
Doch letztlich überwiegen die schönen Aspekte ihrer langjährigen Tätigkeit. Bei jedem Schulfest haben Schmids ihre legendäre Pizza gebacken und damit den Speisezettel der Festwirtschaft bereichert. Nach der Feier habe dann die Grossreinigung mit zahlreichen Mitarbeitenden angestanden. «Uns war es wichtig, dass die Räume bei Beginn des neuen Schuljahres sauber waren. Wir hofften, den Schülern damit den Start zu erleichtern.»
Wenn Schmids gefragt werden, welche bleibenden Erinnerungen sie mit in den Ruhestand nehmen, müssen sie nicht lange überlegen. Das gute Einvernehmen mit Lehrern, Schüler und Vereinen sei ihnen immer wichtig gewesen. Kinder oder Eltern, die an ihrer Haustür klingelten oder anriefen, fanden sie nie störend. Helfen war für sie selbstverständlich.