Gibt es ein neues Erlebnisbad?
03.12.2019 AdelbodenZehn Traktanden der Gemeindeversammlung am Freitag erregten die Gemüter der Anwesenden nicht. Doch beim elften gab Gemeindeobmann Markus Gempeler spannende Neuigkeiten preis.
RETO KOLLER
Nachdem die 31 anwesenden Jungbürgerinnen und Jungbürger mit Jahrgang 2001 den ...
Zehn Traktanden der Gemeindeversammlung am Freitag erregten die Gemüter der Anwesenden nicht. Doch beim elften gab Gemeindeobmann Markus Gempeler spannende Neuigkeiten preis.
RETO KOLLER
Nachdem die 31 anwesenden Jungbürgerinnen und Jungbürger mit Jahrgang 2001 den staatsmännischen Worten des Gemeindepräsidenten Daniel von Allmen pflichtschuldig gelauscht hatten, ging es ans Abarbeiten der Traktandenliste. 219 Stimmberechtigte übten sich im regelmässigen Händeheben und segneten alle Vorlagen ab. Zum Abzählen der Gegenstimmen und der Enthaltungen genügten die Finger einer Hand.
Gemeinderat prüft Nevada-Dossiers
Bevor es zur Abstimmung über die Zwischennutzung des Nevada-Schuler-Areals kam, erklärte Obmann Markus Gempeler, was den Gemeinderat zu diesem Vorschlag bewogen hatte. In intensiven Vorarbeiten und Gesprächen mit verschiedenen Partnern wuchs der Wunsch nach einem Hotelprojekt der gehobenen Klasse mit teilweiser öffentlicher Nutzung. Der Rat erstellte ein Dossier und stellte es 13 möglichen Investoren zur Verfügung. «Wir wollten das Projekt nicht öffentlich ausschreiben und damit Investoren aus allen Ecken und Enden der Welt anlocken», erklärte der Gemeinderatspräsident. Die Eingabefrist ist Mitte Oktober abgelaufen, nun prüft der Gemeinderat die Rückmeldungen. Laut Gempeler werden mindestens fünf bis sieben Jahre vergehen, bis es zu einer gültigen Baugenehmigung kommen könnte. Das rechtfertigt in den Augen des Rates eine Zwischennutzung. Sie wurde vom Stimmvolk mit nur drei Gegenstimmen genehmigt.
Auch die anderen Vorlagen schlugen keine Wellen. Die Forststrukturen der Region Kander- und Engstligtal werden zusammengelegt und der Unterhalt der forstlichen Schutzbauten ist für weitere fünf Jahre sichergestellt. Sechs Bauparzellen im «Walezube» erhalten für 300 000 Franken eine Abwassererschliessung und junge Familien können sich über Betreuungsgutscheine freuen. Das entsprechende Reglement ist in Kraft gesetzt. Auch das Budget 2020 mit einem Aufwandüberschuss von 386 000 Franken wurde ohne Frage und ohne Gegenstimme genehmigt. Die Steueranlage verbleibt bei 1,99, die Abwasserentsorgung wird sogar etwas günstiger. Sie sinkt auf 60 Franken pro Bewohnergleichwert.
Hoffnung auf ein Erlebnisbad im Ortszentrum
Im Traktandum «Verschiedenes» liess Gempeler eine kleine Bombe platzen. Der Gemeinderat unterzeichnete an der letzten Sitzung eine Absichtserklärung mit den beiden Firmen Aqua Spa Resorts (Sursee) und der MLG Generalunternehmung (Bern) für ein Bad.
Die Aqua Spa Resorts AG betreibt bereits sechs Bäder, darunter das Solbad in Schönbühl, das Mineralbad in Samedan und ein Thermalbad in Locarno. Gemeinsam will man auf dem Adler-Areal unterhalb des Tourist Centers ein öffentliches Erlebnisbad entwickeln. Das Projekt geht auf die Initiative der Gruppe «Für Adelboden» zurück. Der Baufachmann Beat Oester führt eine entsprechende Arbeitsgruppe an. Diese suchte nach geeigneten Standorten und wurde bei der Investoren- und Betreibersuche fündig (der «Frutigländer» berichtete). «Die Lage mitten im Dorfzentrum beim Parkhaus ist für ein solches Projekt ideal. Es wäre eine grosse Aufwertung für unseren Ort», meinte Gempeler nach der Versammlung. Man sei optimistisch, die Freizeitanlage in vier bis fünf Jahren eröffnen zu können.
Neue Adelboden-App
Schliesslich wurde noch eine App vorgestellt: «My Local Services». Darin erfährt man zum Beispiel, wann der Kehrichtwagen kommt und welche Events anstehen. Haben Sie eine defekte Strassenlaterne entdeckt? Mit der App informieren Sie die Gemeindeverwaltung per Mausklick darüber. «My Local Services» ist eine Entwicklung der Schweizerischen Post und kann kostenlos im App Store oder bei Google Play heruntergeladen werden.
Kommissionswahlen
Schulkommission:
Andrea Hari-Oester (bisher)
Toni Germann-Zeller (neu)
Paul Müller-Gyger (neu)
Irene Wäfler-Wäfler (neu)
Finanzkommission:
Markus Hari-Tenger (neu)
RK
KOMMENTAR
Der Mehrnutzen ist offensichtlich
Seit 1991 ist Adelboden auf der Suche nach einem wetterunabhängigen Wasser-Angebot. Nach dem Scheitern des ebenso ambitiösen wie umstrittenen Alpenbad-Projektes beugten sich neue und unverbrauchte Köpfe über das inzwischen 25-jährige Dossier – anscheinend mit Erfolg. Ein Schweizer Ersteller und eine Schweizer Betreiberin, die miteinander verflochten sind, zeigen Interesse. Der Standort mitten im Dorf unterhalb des Tourist Centers ist gut gewählt, weil bestens erschlossen. Dass dabei zwei der vier Sandtennisplätze verloren gehen, mag die JägerInnen des gelben Filzballes wohl auf die Palme bringen. Doch der Mehrnutzen eines öffentlichen Erlebnisbades ist offensichtlich. Adelboden käme zudem zu einem neuen grossen Dorfplatz auf dem Dach der Anlage. Der Weg zum warmen Wasser ist allerdings noch weit und wird von vielen Wellenschlägen begleitet sein. Zurzeit hat der Gemeinderat noch nicht einmal festgelegt, ob das Areal im Baurecht weitergegeben oder verkauft werden soll.
RETO KOLLER
R.KOLLER@FRUTIGLAENDER.CH