Reinwerfen statt rausschmeissen
Erinnern Sie sich noch an die stinkende und rauchende Abfallhalde im oberen Engstligental talaufwärts links am Gegenhang kurz vor der Abzweigung in den Boden und ins Bonderle? Sie war nur eine der vielen unappetitlichen «Zierden» an ...
Reinwerfen statt rausschmeissen
Erinnern Sie sich noch an die stinkende und rauchende Abfallhalde im oberen Engstligental talaufwärts links am Gegenhang kurz vor der Abzweigung in den Boden und ins Bonderle? Sie war nur eine der vielen unappetitlichen «Zierden» an Schweizer Dorfeingängen. Jene in Zermatt zwischen Bahntrasse und Fluss Vispa erlangte im März 1963 Weltruhm, als sie sich als Teil der Ursache einer Typhusepidemie am Fusse des Matterhorns mit über 400 Erkrankten und drei Toten entpuppte.
Zum Glück für Mensch und Umwelt ist diese einfache, gedankenlose und preiswerte Form der Abfallentsorgung im gros sen Stil längst Geschichte. Aber wenn ich heute entlang einer vielbefahrenen Stras se über Land unterwegs bin, bekomme ich den Eindruck, dass die elterlichen Gewohnheiten aus jener Epoche noch beim Nachwuchs zu finden sind. Leere Blechdosen und PET-Flaschen, fettiges Fastfood-Einweggeschirr und leere Zigarettenpackungen säumen besonders nach Wochenendnächten die Fuss- und Radwege und das angrenzende Weide- oder Ackerland. Immerhin rauchen und stinken diese Abfälle nicht, aber weder mein Auge noch der Bauer und sein Vieh schätzen die achtlos aus dem fahrenden Auto rausgeschmissenen Abfälle.
Dabei wird uns das Entsorgen heute so einfach gemacht: Den Müllhalden am Dorfrand von anno dazumal haben riesige Recyclinghallen mit teils originellen Namen – «Sammelsurium» zum Beispiel – Platz gemacht. Hier kann man nun, meist sogar gratis, «Wertstoffe» aller Art vorbeibringen und in klar etikettierte Behälter werfen, statt sie in den Wiesen zu deponieren oder in den gebührenpflichtigen Abfallsack zu stopfen. In meinem Nachbardorf hat vor einigen Wochen eine derartige Institution die Tore geöffnet und als «Einstiegsdroge» jedem Haushalt einen Gratis-60-Liter-Plastiksack für Kunststoffabfälle in den Briefkasten gelegt. Da darf man nun wirklich nahezu alles reinpacken, was aus Erdöl hergestellt ist. Das ist erstaunlich viel und wäre sonst mit CO2-Ausstoss verbrannt worden, statt als wertvoller (und immer rarer und damit teurer werdender) Rohstoff wiederverwendet zu werden. Bloss stark verschmutzte Verpackungen, Spielzeug, Gartenschläuche und leider Einweggeschirr vom Burger-Brater gehören nicht hinein. Das ist allerdings noch lange kein Grund, dies in der freien Natur zu entsorgen. Übrigens nimmt unser neuer Ökihof nebst Weinflaschen und Korkzapfen auch altes, trockenes Brot für Tiere kostenlos an. Nur die Rinde vom letzten Chäs-Znacht endet im altbewährten Ochsner-Kübel – allerdings weiterhin im 35-Liter Plastiksack!
KURT METZ
MAIL@KURTMETZ.CH