ZEITUNGSENTEN – ODER HASEN?
Mit dem Journalismus ist es so eine Sache: Arbeitet man in diesem Beruf, muss man über alles Bescheid wissen – doch auf kaum einem Gebiet kennt man sich wirklich gut aus. Binnen weniger Stunden soll man zum Experten für Hochwasserverbauungen ...
ZEITUNGSENTEN – ODER HASEN?
Mit dem Journalismus ist es so eine Sache: Arbeitet man in diesem Beruf, muss man über alles Bescheid wissen – doch auf kaum einem Gebiet kennt man sich wirklich gut aus. Binnen weniger Stunden soll man zum Experten für Hochwasserverbauungen werden, und schon am nächsten Tag ist das Schweizer Rentensystem dran. Mit all seinen Feinheiten. So spannend das auch ist: Das Risiko für peinliche Fehler ist natürlich enorm.
Und ich behaupte, dass jede Redaktion ihre eigenen blinden Flecken hat. Bei uns gibt es zum Beispiel niemanden, der besonders firm in den gängigen Sportarten ist – auch wenn wir sie grundsätzlich sehr schätzen. So geschah es, dass ich an einem anstrengenden Produktionstag aus dem SC Langnau kurzerhand den SC Langenthal machte. Die ursprüngliche Autorin des Artikels war nicht besonders amüsiert – zu Recht!
Auch kommt es regelmässig vor, dass wir Tiere verwechseln. Mein Lieblings-Fauxpas war die Ente, die von uns als Haubentaucher identifiziert wurde, in Wahrheit aber wohl ein Blässhuhn war. Aus diesem Missverständnis ist das witzigste Korrigendum erwachsen, das wir je hatten. Titel: «Zeitungsente der anderen Art.» Zwischentitel: «Taucher wird Ente wird Huhn.»
Den Vogel abgeschossen hat aber die Schwäbische Zeitung 2018: (Mit geschultem Blick prüft der Fachjuror die unterschiedlichen Kaninchenarten und beruteilt diese nach dem Richterkatalog des Zentralverbandes Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter.)
So gross Ihre Schadenfreude nun auch sein mag, bitte ich doch um etwas Verständnis für die deutschen Kollegen. Dass sie Geflügel mit Kaninchen verwechseln, haben sie sich bestimmt von ihren Nachbarn abgeguckt. In Liechtenstein und in der Schweiz kümmern sich oft ornithologische Verbände um Kaninchenangelegenheiten – obwohl sie dem Namen nach eigentlich für Vögel zuständig sind.
BIANCA HÜSING
B.HUESING@FRUTIGLAENDER.CH