DAS SALZ DER BERGE
Die Schweizer Salinen wollen 2020 seismische Messungen durchführen. Das klingt harmlos. Aber reden wir mal Klartext. Denn was die Salzindustrie eigentlich meint, ist: «Wir verursachen auf der Suche nach Salz mal eben absichtlich ein Erdbeben.» Bei der ...
DAS SALZ DER BERGE
Die Schweizer Salinen wollen 2020 seismische Messungen durchführen. Das klingt harmlos. Aber reden wir mal Klartext. Denn was die Salzindustrie eigentlich meint, ist: «Wir verursachen auf der Suche nach Salz mal eben absichtlich ein Erdbeben.» Bei der Landseismik wird der Untergrund nämlich durch künstlich erzeugte Wellen untersucht, und die stammen üblicherweise von Hammerschlägen, Fallgewichten, Knallpatronen oder gar Sprengungen. Dass auf solche künstlichen Wellen öfters mal echte Beben folgen (etwa bei der Förderung von Schiefergas und -öl), wird mit keinem Wort erwähnt. Und das können wir uns gerade nicht leisten: 2019 wurden hierzulande 1670 Erdbeben registriert – ein gefährlicher Rekord.
Also, Messungen hin oder her, lasst das Knallen und Hämmern im Boden sein! Klar, im Winter mache ich mir nicht gerade Freunde, wenn ich der Industrie die Suche nach dem weissen Gold verbieten will. Schliesslich verkaufen die Schweizer Salinen im Schnitt jährlich rund 150 000 Tonnen Auftausalz. Etwas Planungssicherheit braucht es da schon. Glücklicherweise lassen sich mit Krea tivität gerade im Frutigland viele alternative Salzquellen für den Winterdienst erschliessen.
Der ortskundige Winterwanderer etwa weiss natürlich längst, dass sich unter der Lohner-Bunderspitz-Kette neben Mergel, Ton und Gips auch Salz finden lässt (für patriotisch veranlagte Leser: diese Gesteinsschichten gehören übrigens zum Ultra helvetikum – wenn das mal nicht zum Graben einlädt). Aber ich höre schon die Schweizer Salinen monieren: «Und wie sollen wir diese Schätze orten, wenn wir keine seismischen Messungen vornehmen dürfen?»
Der Einwand ist berechtigt. Vielleicht sollten wir anstelle von neuen Salzreserven besser auf Recyclingverfahren zurückgreifen. Hierbei hülfe der Umstand, dass der geübte Wegmeister statt Streusalz mittlerweile gern auf eine Sole, also Salzwasser, zurückgreift. Spa-Hotels mit Solebad aber gibt es auch im Frutigland. Wenn der krampfgeplagte Skifahrer also demnächts abends ins Wellnessbad gleitet, kann er sich sicher sein: Der Schweiss des Sporttages war nicht umsonst – er sichert einem den Heimweg.
BENJAMIN HALTMEIER
B.HALTMEIER@FRUTIGLAENDER.CH