KOLUMNE – WIR MÜSSEN REDEN …! - Einfach nur Danke!
14.02.2020 KolumneEinfach nur Danke!
Die Regionale Arbeits-Vermittlung, kurz RAV, ist wohl keine Anlaufstelle, die gemeinhin positive Assoziationen weckt. Schon nur der Grund, warum man sie besucht, ist kein schöner: Arbeitslosigkeit. Umso grösser ist der Segen, wenn man dann an den ...
Einfach nur Danke!
Die Regionale Arbeits-Vermittlung, kurz RAV, ist wohl keine Anlaufstelle, die gemeinhin positive Assoziationen weckt. Schon nur der Grund, warum man sie besucht, ist kein schöner: Arbeitslosigkeit. Umso grösser ist der Segen, wenn man dann an den richtigen Berater gerät.
Wenn man sich durch die heutigen Erziehungsratgeber wälzt, dann begegnet man immer wieder der Botschaft: Loben schadet. Genauso wie bestrafen. Und tatsächlich versuche auch ich, meine Kinder frei von Bestrafung und überschwänglichem Lob zu erziehen. Was dafür umso wichtiger ist: Freude zu zeigen, wenn dem Kind etwas gelingt. Oder Dankbarkeit, wenn es zum Beispiel hilft. Was uns bei Kindern ganz logisch vorkommt, geht im Umgang mit Erwachsenen so oft vergessen.
Wie schnell beklagen wir uns, wenn etwas nicht gut läuft. Beschweren uns, wenn wir in einer Telefonschlaufe warten müssen, die Bedienung im Restaurant einen schlechten Tag hat oder der Partner mal wieder alles rumliegen lässt. Ganz zu schweigen von der Politik. Was da alles schief läuft …
Warum nur fällt es uns so schwer, auch mal die positiven Dinge zu betonen? Herauszustreichen, was alles wunderbar klappt? Ich bin der Meinung, es ginge uns wesentlich besser, wenn wir öfter mit einem Lächeln auf den Lippen durch die Welt gingen. Und vor allem auch mehr über das Gute reden würden. Warum nicht spontan jemandem ein Kompliment machen im Zug, beim Einkaufen, auf der Strasse? Die Bloggerin Madame Poule schrieb letztens darüber, wie sie einer gestressten Mutter, die zwei kleine Kinder und ihre Einkäufe dabeihatte, auf dem Bahnsteig einfach mal sagte: «Es ist ein ‹Riesen-Chrampf›, und du machst das super!»
Es gibt Menschen, die hätten solche Aufmerksamkeit oder ein «Danke» ganz besonders verdient. Die allein wegen ihres Jobs immer wieder Zielscheibe sind und all den Frust und Ärger ihrer Kunden und Klientel abbekommen – dabei machen sie nichts als ihre Arbeit. Darum will ich diese Kolumne meinem RAV-Berater widmen und all denen, die jeden Tag ihr Bestes geben. Die mit Herzblut bei der Sache sind, auch dann, wenn es nicht ganz einfach ist.
Ich hatte das grosse Glück, als es nach meiner Depression um den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt ging, beim RAV auf einen Berater zu treffen, der nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch ein offenes Herz hat. Der inmitten all der Bürokratie mit Leidenschaft nach Lösungen sucht. Vielleicht habe auch ich einen kleinen Teil dazu beigetragen. Denn auch hier bin ich überzeugt: Reden hilft. Von Anfang an habe ich offen kommuniziert und ihm auch Einblick in mein Wesen und mein Privatleben gegeben, nicht nur in meine berufliche Situation. So hatte er es immer mit einem Menschen zu tun – und nicht nur mit einem Fall. So konnte er auf meine Bedürfnisse eingehen, mich erkennen und verstehen. Aber natürlich musste eben auch von ihm die Bereitschaft dazu vorhanden sein.
Mein Mann erlebte in einem ähnlichen Fall das pure Gegenteil. Dienst nach Vorschrift sozusagen. Umso dankbarer bin ich meinem RAV-Berater für all sein Engagement, seine Empathie, sein Herzblut und seine Leidenschaft. Und darum möchte ich ihm mit dieser Kolumne einfach nur «Danke» sagen. Und alle ermuntern: Wann immer uns jemand ausserordentlich bedient, begegnet, unterstützt oder wann immer jemand unsere Aufmerksamkeit verdient: Leute, öffnet den Mund, es kostet nichts! Und für den andern kann es den grössten Reichtum bedeuten. Wir müssen mehr reden. Und nicht nur denken, sondern auch mal aussprechen, wenn etwas gut läuft. Danke!
RACHEL HONEGGER
WIRMUESSENREDEN@FRUTIGLAENDER.CH