«Nur mit dem Gehör habe ich etwas Mühe»
27.03.2020 AdelbodenPORTRÄT Am 28. März feiert Klara Schranz-Reber ihren 100. Geburtstag. Viele Adelbodner erinnern sich wohl noch gut an die frühere Bäckersfrau auf der «Schmitte».
CHLAUS LÖTSCHER
Ob es wohl klappen wird, eine 100 Jahre alte Frau im Pro Senectute Haus Frutigen ...
PORTRÄT Am 28. März feiert Klara Schranz-Reber ihren 100. Geburtstag. Viele Adelbodner erinnern sich wohl noch gut an die frühere Bäckersfrau auf der «Schmitte».
CHLAUS LÖTSCHER
Ob es wohl klappen wird, eine 100 Jahre alte Frau im Pro Senectute Haus Frutigen telefonisch zum Gespräch zu bitten? Die Einschränkungen wegen des Coronavirus verlangen dies. Auch für den Interviewer ist zurzeit kein Besuch erlaubt, also ruft er an. Während des Telefonats steht eine Betreuerin zur Seite. Eine kräftige Frauenstimme meldet sich mit «Schranz». Etwas überrascht von der starken Stimme fragt der Interviewer: «Sind sie Frau Schranz, die demnächst ihren 100. Geburtstag feiern kann?» «Ja, das bin ich», entgegnet sie. Mit dem Gehör habe sie zwar etwas Mühe, aber im Kopf sei sie gut. Daran kann in der Tat kein Zweifel bestehen, denn als sie aus ihrem Leben erzählt, sprudelt es munter und in einem Tempo aus ihr heraus, dass der Schreibende kaum mithalten kann. Lesen kann Frau Schranz übrigens noch ohne Brille.
13 Jahre am Personalbuffet
Klara Schranz-Reber wird am morgigen 28. März 100 Jahre alt. Seit 14 Jahren lebt sie im Pro Senectute Haus Frutigen, dem Ort wo sie auch einen Teil ihres Berufslebens verbrachte. Geboren in Gerzensee als eines von vier Kindern, arbeitete sie als junge Frau drei Jahre lang auf einem Bauernhof in Allmendingen. Darauf folgten sechs Jahre in einem Privathaushalt in Burgdorf, anschliessend ging es für ein halbes Jahr ins Welschland.
1947 heiratete sie den Adelbodner Bäcker Peter Schranz, und gemeinsam führten sie die Bäckerei auf der «Schmitte», wo heute das «Schmitte-Stübli» steht. Insgesamt bekam das Paar drei Kinder: zwei Buben und ein Mädchen. Der älteste Sohn Hanspeter lernte ebenfalls Bäcker und Konditor – zum Glück für die Mutter, denn 1968 starb Peter Schranz. Mit Hanspeter führte Klara Schranz die Bäckerei noch weitere sieben Jahre. Dann krempelten beide ihr Berufsleben um. «Mein Schwiegersohn arbeitete im Spital Frutigen. Durch ihn fand ich eine Stelle am Personalbuffet», erinnert sich die Jubilarin. Dort arbeitete sie 13 Jahre lang.
Bis ans Nordkap gefahren
«Ich bin gerne gereist», erzählt Klara Schranz, und man spürt aus ihrer Stimme gleich die Begeisterung über das Erlebte heraus. «Ich war in den USA, in Skandinavien, in Italien und auf Mallorca.» Weniger gebunden durch das eigene Geschäft und in fester Anstellung wurde ihr dies möglich. Sohn Hanspeter berichtet, dass die Mutter mit Hedi Ciccona befreundet war, die ein Auto besass. Damit reisten die beiden gerne nach Italien, insbesondere nach Südtirol. In Skandinavien reiste Klara Schranz bis hinauf ans Nordkap und war dabei auch mehrere Tage mit dem Hurtigruten-Schiff unterwegs. Mit ihrer Reisegefährtin Ciccona besuchte sie den Westen der USA, wobei Ziele wie San Francisco oder der Grand Canyon auf dem Programm standen. Am Schluss dieser Reise waren die beiden noch ein paar Tage in New Glarus, wo eine Schwester von Ciccona lebte.
«Alle sind so lieb zu mir»
Seit 2006 ist Klara Schranz im Pro Senectute Haus Frutigen daheim, wo sie, wie ihr Sohn Hanspeter sagt, «immer gut aufgestellt und fröhlich» ist. Hier verbrachte sie zunächst viel Zeit mit Stricken. Eine Pfarrerin aus dem Emmental schickte ihr immer Wolle, aus der sie 30 bis 40 Paar Socken strickte, welche dann an Bedürftige im Emmental verteilt wurden. Nun nimmt Klara Schranz es ruhiger.
Aus einer gebührenden Geburtstagsfeier wird leider wegen der Einschränkungen durchs Coronavirus vorerst nichts. Schade. Aber das kann ja nachgeholt werden. Klara Schranz ist zufrieden und meint: «Alle hier sind so lieb zu mir.» Das hat sie wohlverdient.