«Das Ziel wurde mehr als erreicht»
17.04.2020 Reichenbach, Kiental, SportSKI ALPIN Nadja Bircher peilte im Herbst den Aufstieg ins NLZ-Mitte an. Nach 26 Slaloms, 8 Riesenslaloms, 7 Abfahrtsläufen, 4 Super-G und einer Alpinen Kombination endete die Rennsaison im März abrupt. Nun steht die Schule im Zentrum.
MICHAEL SCHINNERLING
Am 12. ...
SKI ALPIN Nadja Bircher peilte im Herbst den Aufstieg ins NLZ-Mitte an. Nach 26 Slaloms, 8 Riesenslaloms, 7 Abfahrtsläufen, 4 Super-G und einer Alpinen Kombination endete die Rennsaison im März abrupt. Nun steht die Schule im Zentrum.
MICHAEL SCHINNERLING
Am 12. Oktober startete Nadja Bircher aus Mülenen mit zwei Super-G-Rennen in Saas-Fee in die Saison. Weiter ging es unter anderem mit Wettkämpfen in Adelboden, Zinal oder Lenzerheide. Doch die Resultate im Super-G, Slalom oder Riesenslalom waren zu Beginn nicht das, was sich Bircher vorgenommen hatte. «Ich brauchte so 17 bis 20 Rennen, bis ich voll drin war.»
Dann folgte im Januar der Slalom in Pontresina. Nach diesem Rennen wurden die Resultate immer besser, Bircher war nun zu 100 Prozent im Wettkampfmodus. «Nach dem Auf und Ab vom Anfang konnte ich nun zeigen, was ich kann», so die Athletin. Etwa 13 Rennen hätte Bircher noch absolvieren müssen, als wegen dem Coronavirus das frühe Aus kam.
80 FIS-Punkte angestrebt
«Ich bin wirklich zufrieden mit meiner Leistung», zieht Bircher nun Bilanz. Sie hatte gehört, dass man in der ersten Saison im Riesenslalom auf etwa 80 FIS-Punkte kommen sollte. Nun liegt sie bei 54. «Ich gab mein Bestes, wollte mir nicht zu viel Druck machen, einfach lockerer starten. Der Trainer unterstützte mich, wo er konnte. Ich durfte etwas ausprobieren und selber testen, das hat mir geholfen», meint die Skifahrerin. Trainer Manfred Schild sei streng, und das sei gut so. Auch der Teamgeist stimme: «Wir können so sein, wie wir wollen. Das ist eine grosse Erleichterung, wenn man so viel zusammen unterwegs ist», ergänzt Bircher.
Kein Ausruhen
Die 17-jährige Nadja Bircher sitzt derzeit zu Hause und ist per Computer mit dem Gymnasium Gstaad verbunden. Während der Saison war Bircher nur selten mal einen Tag daheim. «Da galt es dann jeweils nachzuholen, was ich in der Schule versäumt hatte.» Schule und Skifahren funktionierten gut nebeneinander. Nun liegt der Fokus jedoch auf der Schule. Der Unterricht erfolgt per Videochat, oder Bircher bekommt Aufgaben online gestellt. Eines ihrer Lieblingsfächer ist Chemie. Da schreibt sie gerade eine Grundlagenarbeit.
Daneben hält sich die Athletin mit Joggen, Biken, und vielseitigen Koordinations- und Krafttrainings fit. «Dabei gehe ich den Leuten möglichst aus dem Weg. Wenn man immer etwas macht, passt das schon.» Wie es beim Skifahren weitergeht, ist noch offen – die Selektionen sind noch nicht abgeschlossen.
Vier Fragen an Trainer Manfred Schild
«Frutigländer»: Manfred Schild, Nadja Bircher hat diverse Disziplinen absolviert. Wo sehen Sie ihre Stärken?
Nadja ist sicher im Riesenslalom am stärksten einzuschätzen, hat aber auch Potenzial im Slalom. In den Speed-Disziplinen machte sie ihre Erfahrungen. Diese Aufgaben bewältigte sie auch bravourös.
Wurden die Saisonziele und Erwartungen erfüllt?
Die Ziele wurden mehr als erreicht. Natürlich kann und will man immer noch mehr, dies zeichnet eine gute Athletin auch aus.
Trainieren Sie Bircher auch nächste Saison? Wenn ja – was kann man erwarten?
Ob Nadja nächstes Jahr wiederum im BOSV ist oder in ein NLZ aufsteigt, wissen wir, wenn die Selektionen gemacht wurden. Die Erwartungen werden sicher steigen. Wenn sie die Technik verfeinert, werden auch weitere gute Resultate folgen.
Was zeichnet eine gute Athletin aus?
Sportlich gesehen muss sie Hartnäckigkeit, Zielstrebigkeit und eine Portion Ausdauer haben. Der Weg ist lang und steinig, der Wille muss also grösser sein als das Talent.
INTERVIEW MICHAEL SCHINNERLING