REPLIK AUF LESERBRIEFE - Stichhaltige Argumente gefragt
28.04.2020 LeserbriefStichhaltige Argumente gefragt
Als Reaktion auf Nils Fiechters Kolumne «Die politischen Lehren der Pandemie» vom 15. April sind verschiedene Leserbriefe beim «Frutigländer» eingegangen. Abschliessend geben wir dem Autor Gelegenheit, sich zu der darin ...
Stichhaltige Argumente gefragt
Als Reaktion auf Nils Fiechters Kolumne «Die politischen Lehren der Pandemie» vom 15. April sind verschiedene Leserbriefe beim «Frutigländer» eingegangen. Abschliessend geben wir dem Autor Gelegenheit, sich zu der darin vorgebrachten Kritik zu äussern.
Als Demokrat, Verfechter der Meinungsäusserungsfreiheit sowie als selbstkritischer Mensch erachte ich es als gut und nötig, auf meine Kolumnen nebst positiver auch negative Kritik hören und lesen zu dürfen. In diesem Sinne bedanke ich mich für die diversen Rückmeldungen zu meinen am 15. April in dieser Zeitung erschienenen Zeilen – egal ob diese Feedbacks nun zustimmend oder ablehnend waren. Gerade in ausserordentlichen Zeiten wie diesen ist es unerlässlich, dass die BürgerInnen als oberstes Organ unserer Demokratie im Dialog stehen und Meinungen und Entscheidungen von Politikern kritisch betrachten und hinterfragen. Der oft zitierte «Wettbewerb der Ideen» ist wichtiger denn je.
Umso enttäuschter bin ich, dass die eben erwähnten demokratischen Grundprinzipien von gewissen Leserbrief-Verfassern als Reaktion auf meine Kolumne offenbar nicht unterstützt werden – oder nur dann, wenn es ihnen gerade passend erscheint. In sämtlichen drei veröffentlichten Leserbriefen, die sich kritisch über meinen Text (oder wohl mehr über mich als Person) geäussert haben, wird praktisch ausschliesslich erwähnt, dass «politische Grabenkämpfe» in der aktuellen Lage nicht helfen würden, dass das «Gemeinwohl vor Schlagabtausch» zu setzen sei und dass man sich durch das «Geschwätz» eines «sich selbst beweihräuchernden Saubermanns» nicht beirren lassen dürfe. Doch aufmerksamen LeserInnen wird wohl nicht entgangen sein, dass inhaltlich und argumentativ zur Thematik der diversen Fehleinschätzungen von Medien und Politikern während der aktuellen Pandemie nahezu kein einziges Wort in besagten Leserbriefen zu finden war. Ein Schelm, der denkt, dass hierbei fehlende Argumente durch erst noch kritisierte «politische Grabenkämpfe» und «Schlagabtausch» kompensiert werden.
Lange Rede, kurzer Sinn: «Lockdown» bedeutet keinesfalls, dass wir uns plötzlich nicht mehr kritisch zur Sache äussern und Verfehlungen – auch einzelner Parteien oder Politiker – offenlegen dürfen. Diese Art Kontrollmechanismus einer funktionierenden direkten Demokratie muss zwingend aufrechterhalten bleiben. Ich bitte meine Kritiker deshalb, auch künftig kritisch zu sein – auch mir gegenüber. Jedoch hoffe ich, jeweils etwas stichhaltigere inhaltliche Argumente lesen zu dürfen, welche sich auf die zur Diskussion stehende Thematik beziehen.
NILS FIECHTER, OBERWIL