Was tun mit dem Wurf?
28.04.2020 GesellschaftHAUSTIERECKE In den letzten Wochen riefen rollige weibliche Katzen wieder nach einem Kater. Schon bald gibt es Nachwuchs – doch dieser ist nicht immer erwünscht. In Frutigen wurde dafür eine Katzenklappe eingerichtet.
Junge Kätzchen, auch Katzenwelpen genannt, sind ...
HAUSTIERECKE In den letzten Wochen riefen rollige weibliche Katzen wieder nach einem Kater. Schon bald gibt es Nachwuchs – doch dieser ist nicht immer erwünscht. In Frutigen wurde dafür eine Katzenklappe eingerichtet.
Junge Kätzchen, auch Katzenwelpen genannt, sind einfach nur süss. Wer schon einmal ein kleines Wollknäuel von ein paar Wochen in den Händen halten durfte, kennt das Gefühl: Ein so niedliches Lebewesen möchte man nicht so schnell wieder aus der Hand geben. Und wenn dieses kleine Ding dann auch noch zu schnurren beginnt, sodass die Hände vibrieren, dann wird einem richtig wohlig ums Herz.
Eigenwillig und kämpferisch
2018 lebten gemäss dem Verband für Heimtiernahrung (VHN) rund 1,6 Millionen Katzen als Haustiere in der Schweiz. In beinahe drei von zehn Schweizer Haushalten lebt ein Stubentiger. Die meisten dieser Katzen sind kastriert. Doch es gibt auch unkastrierte Tiere. Dies ist vielleicht deshalb so, weil das Kastrieren vom Tierarzt gemacht werden muss und daher kostenpflichtig ist, oder weil man es nicht für nötig erachtet. Was viele nicht wissen: Unkastrierte Kater sind eigenwilliger, markieren gerne ihr Revier oder streiten und kämpfen mit anderen Katern darum, wer stärker ist. Kätzinnen können zwei Mal im Jahr rollig werden und dann Junge bekommen. Pro Wurf können dies in der Regel zwischen zwei bis fünf kleine Katzenwelpen sein. Während drei bis vier Wochen leben sie von der Muttermilch der Kätzin, dann erhalten sie Futter dazu, und nach insgesamt acht bis zehn Wochen stehen sie auf eigenen Beinen und dürfen von der Katzenmama getrennt werden.
Zehn Tage sind die Augen zu
Nun ist es passiert: Der Bauch der Kätzin wird dicker und dicker, das kann nicht vom Futter sein. Nach etwa zwei Monaten wird sie unruhiger, zieht sich etwas zurück. Plötzlich ist der Bauch weg – und irgendwo eine Handvoll kleiner Wollknäuel. Diese noch völlig unselbstständigen Jungen haben die Augen während etwa zehn Tagen geschlossen und krabbeln in ihrem Nest umher. Die Katzenmama schaut liebevoll zu ihren Kleinen und umsorgt diese.
Nach zehn Wochen stellt sich dann die Frage: Was tun, wenn die Kleinen nicht behalten werden können? Entweder finden sich gute Plätzchen im Bekanntenkreis oder man fragt den Tierschutzverein Frutigen oder den Tierarzt und bringt den Nachwuchs vorbei. Der Tierarzt kontrolliert den Gesundheitszustand, sucht nach Anzeichen der Infektionskrankheit Katzenleukose und entwurmt die Kleinen. Wenn alles in Ordnung ist, werden neue Besitzer gesucht.
Anonymität ist gewährleistet
Leider kommt es immer noch vor, dass ein ungewollter Wurf Katzen absichtlich und oft noch lebend einfach entsorgt wird. Dies muss nicht sein. Neu gibt es die Möglichkeit, Katzenbabys bei der tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Lindenmatte in die Katzenbox zu legen. Die Katzenklappe befindet sich beim Praxiseingang linksseitig auf der Rampe, ist rund um die Uhr zugänglich und beschriftet.
Die Abgabe kann anonym erfolgen, indem die Kleinen in die warme, isolierte Box gelegt werden. Wer sich dazu entschliesst, einen Katzenwelpen abzugeben, verzichtet damit automatisch auf jegliche Rechte an diesem Tier. Das Team der Gemeinschaftspraxis kümmert sich darum, zieht es auf und versorgt es medizinisch, wenn nötig.
Die Katzenklappe wird regelmässig kontrolliert. Nachts kann der Knopf bei der Eingangstüre gedrückt werden (Notfallsäule). Besucher werden telefonisch mit einem Mitarbeiter verbunden und müssen diesem ohne Namensnennung nur das Stichwort «Katzenklappe» sagen, damit sofort jemand bei der Katzenbox vorbeigeht. Dies gibt den Welpen die bestmöglichen Überlebenschancen.
Achtung: Es ist nicht die Idee, dass kranke Tiere dort abgegeben werden, weil Besitzer nicht für eine Tierarztrechnung aufkommen möchten.
ARNOLD ODERMATT, TGP LINDENMATTE AG, FRUTIGEN
Wer einer Katze ein Zuhause geben möchte, kann sich an die Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Lindenmatte wenden. Hier gibt es regelmässig Findelkatzen und auch junge Kätzchen, welche ein neues Daheim suchen.
Empfehlungen der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin
Bei der Kätzin und beim Kater ist grundsätzlich die präpubertäre Kastration zu empfehlen. Dadurch sinkt das Erkrankungsrisiko, da gleichzeitig eine übermässige Gewichtszunahme verhindert wird. Frühkastrierte Kater markieren weniger und verhalten sich zutraulicher, bei Übergewicht steigt jedoch das Risiko für gewisse Knochenbrüche. Die Frühkastration der Kätzin verhindert effektiv eine unerwünschte Fortpflanzung und dient damit der Populationskontrolle. Ein entscheidender Vorteil der präpubertären Kastration ist die Reduktion des Mammatumorrisikos, da diese bei der Kätzin die dritthäufigsten bösartigen Tumoren darstellen. Dieser Vorteil besteht, wenn auch in geringerem Masse, ebenfalls noch nach der postpubertären Kastration, wenn sie bei der Katze vor dem Alter von einem Jahr durchgeführt wird.