Der digitale Drahtzieher
01.05.2020 Coronavirus, Bildung|SchuleSpezialisten für Medien und Informatik an Volksschulen sind in Zeiten des Fernunterrichts wichtig. Doch was tun sie genau? Unser freier Mitarbeiter Martin Wenger ist einer dieser «SMI» und schildert seinen Alltag.
MARTIN WENGER
Die Aufgaben und Pflichten eines SMI ...
Spezialisten für Medien und Informatik an Volksschulen sind in Zeiten des Fernunterrichts wichtig. Doch was tun sie genau? Unser freier Mitarbeiter Martin Wenger ist einer dieser «SMI» und schildert seinen Alltag.
MARTIN WENGER
Die Aufgaben und Pflichten eines SMI sind sehr vielfältig: Unterstützung der Schulleitung, Erarbeitung eines pädagogischen Konzeptes «Medien und Informatik», Unterstützung und Schulung der Lehrpersonen und First-Level-Support der Systeme und Applikationen sind nur einige der Stichworte aus dem Pflichtenheft des Kantons.
«Du Tinel, weles isch nume no ds Passwort für ds Lehrmittel Clin d’œil?»
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Begonnen hat die Schulinformatik bei mir in den 80er-Jahren. Es fing an mit Computerkursen, in denen wir noch selbst programmierten. Dann gab es einen einzigen PC im Klassenzimmer, später Internet über ein Modem, das den Telefonverkehr für lange Zeit einfach lahmlegte. Es folgten mehrere PCs im Klassenzimmer, verbunden über ein einfaches Netzwerk. Heute haben wir ein gutes schulübergreifendes Netzwerk. Nach und nach wandelte sich so auch meine Aufgabe vom Computerfreak zum SMI. Seit meiner Teilpensionierung im letzten Sommer kann ich mich nun ganz den im neuen Lehrplan festgehaltenen Aufgaben widmen. Als SMI bin ich für elf Schulhäuser in Frutigen, Kandergrund und Kandersteg zuständig.
«Du Tinel, wie cha me im Mailprogramm e Gruppe bilde? I ha ne Stund probiert u has nid usegfunde!»
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Die Funktion als SMI bereitet mir viel mehr Freuden als Leiden. Wenn ich gefragt werde, welches die Sonnenseiten eines SMI seien, steht für mich der Kontakt zum Kollegium im Vordergrund. Wenn ich helfen kann, dass in einem Schulhaus der Drucker wieder funktioniert, dass ein Beamer in seiner vollen Pracht erstrahlt, dass auf einem iPad wieder das «Clin d’œil» erscheint … Kurz: wenn ich gewisse Stolpersteine für den geplanten Unterricht wegräumen kann, erfüllt mich dies mit grosser Freude.
Sehr gerne helfe ich auch bei der Umsetzung von IT-Projekten in diversen Klassen wie z.B. Programmieren, 3-D-Drucken, Videos erstellen und vieles mehr. Mit Interesse schaue ich unseren IT-Technikern über die Schultern, lasse mir das eine oder andere genau erklären und kann so meine technischen Kenntnisse erweitern.
«Du Tinel, chasch mer hälfe bi üsere Schuelwebsite?»
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Leiden tue ich dann, wenn ich merke, dass die IT in einem Klassenzimmer nicht rund läuft, eine Kollegin oder ein Kollege nicht zufrieden ist, und ich im Moment nicht helfen kann. Das gut funktionierende, schulübergreifende Netz und die Zusammenarbeit mit dem IT-Verantwortlichen der Gemeinde, der sich um die technischen Belange kümmert, erleichtert die Aufgaben des SMI aber sehr.
«Du Tinel, hüt han i wieder nid mit dem iPad uf e Beamer chönne!»
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Kürzlich sind die Frühlingsferien zu Ende gegangen, und die zweite Phase des Fernunterrichts hat begonnen. Die Corona-Zeit ist für die ganze Schule, alle Beteiligten und ebenfalls für mich als SMI eine ganz besondere Herausforderung. Wie alle meine Kolleginnen und Kollegen verbringe auch ich viel Zeit zu Hause am Computer (Homeoffice). Hier geht es darum, den KollegInnen in all ihren IT-Situationen beizustehen. Die Videokonferenzen mit den Schulleitungen und den Standortleitungen stellen ein wesentliches Instrument dar, um wichtige Informationen direkt weiterzugeben.
Zugleich hat die Gemeinde für die Schulen Office 365 bereitgestellt, wobei ich dem Kollegium «aus der Ferne» bei der Einarbeitung unter die Arme greifen kann. Es ist für mich interessant zu sehen, mit welchen Kanälen die Lehrpersonen ihre Schülerinnen und Schüler mit dem nötigen Schulstoff versorgen. Da werden die Kinder per «Helloclass» (einem digitalen Aufgabenbuch), per WhatsApp, mittels Telefongesprächen oder per Briefpost usw. mit den erforderlichen Aufträgen versorgt. Angesichts der Fülle der Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer ist es für mich als SMI ganz besonders wichtig, diese von all den digitalen Schwierigkeiten zu entlasten. So führe ich die Website der Bäuertschulen, auf der nun eine grosse Sammlung von Aktivitäten für den Fernunterricht aufgeschaltet ist.
«Du Tinel, chasch mer hälfe, chasch mer erkläre, chasch mer zeige …?»