Hochwasserschutz konzentriert sich auf Kanderbrück
29.05.2020 Frutigen, NaturAnfang der Woche informierte der Gemeinderat, welchen Hochwasserschutz an der Kander er favorisiert. Drei Konzepte lagen zuletzt vor, entschieden hat man sich für eine verkleinerte Variante.
MARK POLLMEIER
Für das sogenannte Konzept 2020 hatte man die Kander vom ...
Anfang der Woche informierte der Gemeinderat, welchen Hochwasserschutz an der Kander er favorisiert. Drei Konzepte lagen zuletzt vor, entschieden hat man sich für eine verkleinerte Variante.
MARK POLLMEIER
Für das sogenannte Konzept 2020 hatte man die Kander vom Kanderspitz bis Rybrügg «unter die Lupe genommen». Dabei wurde untersucht, wo in Zukunft Ufersanierungen notwendig werden und wo man ökologische Aufwertungen vornehmen könnte. Die so definierten Bereiche wurden in 1. und 2. Prioritäten unterteilt.
In der Variante A hätten alle Prioritäten in einem Projekt umgesetzt werden sollen, jedoch ohne Laufverkürzung und Sohlenabsenkung. Der «letzte Mäander der Kander» wäre also erhalten geblieben.
Variante B sah vor, einzelne Elemente aus dem Konzept 2020 umzusetzen. Dabei wären Ufersicherungen der 1. Priorität berücksichtigt worden, ökologische Aufwertungsmassnahmen aber nur dort, wo sie ohne grösseren Aufwand möglich gewesen wären.
«Bestvariante» der Begleitgruppe
Für Variante C wurde der Projektperimeter verkleinert. Der Hochwasserschutz konzentriert sich dabei auf Kanderbrück, um den Hochwasserschutz des «Dörflis» endlich sicherzustellen. Vorgesehen sind in dieser Variante Mauererhöhungen, Dämme sowie je eine Hubbrücke an der Wallisgasse und bei der alten Zündhölzlifabrik. Die Hubtechnik hat unter anderem den Vorteil, dass die Brücken insgesamt nicht so hoch erstellt werden müssen und der Vorplatz der Zündhölzlifabrik nutzbar bleibt.
Auch die zwischenzeitlich eingesetzte Begleitgruppe Kander hatte ein Schutzkonzept ohne Laufverkürzung und mit moderater Ufererhöhung als Bestvariante herausgearbeitet. Zusammen mit der kantonalen Denkmalpflege wurde sie auf ihre Ortsbildverträglichkeit geprüft und als genehmigungsfähig beurteilt.
Das Schutzziel bleibt
Der Gemeinderat hatte schon im letzten Jahr signalisiert, dass er dem Vorschlag der Begleitgruppe folgen und damit ein breit abgestütztes Schutzkonzept realisieren wolle. Konkret hat sich der Rat nun für die Variante C (verkleinerter Projektperimeter) entschieden. Das Schutzziel bleibt dabei dasselbe: HQ100 (also ein Hochwasserereignis, das im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren vorkommt). Deshalb sind die Mauern und Dämme in Kanderbrück nun höher geplant als in der ursprünglichen Variante.
Weil sich im Schutzkonzept bedeutende Änderungen ergeben haben, muss das Projekt nun noch einmal bei den Fachstellen von Bund und Kanton zur Vorprüfung eingereicht werden. Die Aufarbeitung des Vorprüfungsdossiers sei derzeit in Arbeit, wie Simon Bircher, Bereichsleiter Tiefbau, Verkehr und Wasserbau der Gemeinde Frutigen, bestätigt.
Wie geht es weiter?
Wenn die allfälligen Differenzen der Vorprüfung bereinigt sind, werden im Rahmen des Genehmigungsverfahrens die Amts- und Fachberichte eingeholt (ca. Frühjahr 2021). Anschliessend wird das Projekt öffentlich aufgelegt (ca. Sommer 2021). Zuletzt müssen die Schutzmassnahmen inklusive Bruttokredit im Rahmen einer Urnenabstimmung durch die Frutiger Stimmbevölkerung gutgeheissen werden (ca. Herbst 2021, je nach Einsprachen). Es folgen die Genehmigung des eigentlichen Wasserbauplans und die Subventionsbeschlüsse von Bund (Bundesamt für Umwelt BAFU) und Kanton. Diese Schritte beanspruchen ebenfalls nochmals 10 bis 12 Monate. Frühestmöglicher Baubeginn für den Hochwasserschutz an der Kander wäre somit Winter 2022/23.