KOLUMNE – PUNKTLANDUNG - Voll mobil auf vier Pfoten
01.05.2020 KolumneVoll mobil auf vier Pfoten
Die Lastwagen brausen auch in diesen Tagen im gewohnt überhöhten Tempo die Dorfstrasse hinunter. Der Bus Nummer 60 – schon zu normalen Zeiten kaum besetzt – pendelt weiterhin morgens und abends leer aus dem Rottal an den Bahnhof Rothenburg ...
Voll mobil auf vier Pfoten
Die Lastwagen brausen auch in diesen Tagen im gewohnt überhöhten Tempo die Dorfstrasse hinunter. Der Bus Nummer 60 – schon zu normalen Zeiten kaum besetzt – pendelt weiterhin morgens und abends leer aus dem Rottal an den Bahnhof Rothenburg und wieder zurück. Er soll die direkte Linie 61 nach Luzern während der Spitzenzeiten entlasten. Doch auch diese Busse bieten gegenwärtig ausreichend Platz, um den Zwei-Meter Sicherheitsabstand zu gewähren.
Uneingeschränkt mobil sind weiterhin die Traktoren der landwirtschaftlichen Betriebe hier auf den Höhen ob Luzern: Was es da alles zu güllen, pflügen, eggen, mähen, wenden, aufladen, säen, setzen und düngen gibt, fällt mir erst jetzt richtig auf, wo fast alles andere still steht. Der Umgebungslärm hat massiv abgenommen – ausser an den Wochenenden, wenn ganze Horden schwerer Töffs mit ausserkantonalen Nummernschildern die sonst angenehme und entspannende Stille mit ihren aufheulenden Motoren unterbrechen. Dies vor allem dann, wenn sie bergauf so richtig Gas geben. Ob die Fahrer damit einen Teil ihres Frusts über die sonst eingeschränkte Mobilität zu kompensieren versuchen?
Auch am Himmel ist es ruhig geworden. Jeder der mittlerweile seltenen Kondensstreifen fällt sofort auf und verführt zur Frage: Wohin des Weges? Der Blick auf die Flightradar24-App zeigt meist einen Frachtflieger an, der da auf rund 10 000 Metern Höhe aus China kommend mit wohl dringend benötigter Ware zu einem Flughafen in Westeuropa unterwegs ist. Die atmosphärische Stille wird unter der Woche – allerdings nur während der Bürozeiten – von den Maschinen der Schweizer Flugwaffe unterbrochen. Sie unternehmen nach wie vor von Emmen aus ihre Trainingsflüge. Nur, dass jetzt ihr ohrenbetäubender Lärm auf dem Weg Richtung Payerne noch mehr als gewohnt zum Tragen kommt.
Unsere Generalabonnemente sind hinterlegt. Die Benzinkutsche steht seit Mitte März still wie ein begossener Pudel in der Garage: Die längsten Ausfahrten führen einmal pro Woche zum Einkauf im Nachbardorf und alle zehn Tage zum Entsorgen des gemähten Rasens. In Warteposition stehen die Velos: Die Pneus sind gepumpt und die Ketten geschmiert. Aber für Ausfahrten konnten wir uns trotz des schönen Wetters noch nicht erwärmen. Einerseits locken noch keine Beizchen am Sempachersee für die verdiente Verschnaufpause. Andererseits hält uns Edico in Trab, der vierjährige Cocker Spaniel eines benachbarten und bejahrten Ehepaars. Er wartet immer freudig um Punkt halb zwei für seinen zwei- bis dreistündigen Ausmarsch auf uns. Sein Mobilitätsdrang ist auch in der Krise ungebrochen. Uns tut die Bewegung auf den Wald- und Feldwegen und mit der herrlichen Aussicht – vom Napf über die Stockhornkette im Westen zum Pilatus, weiter über die Zentralalpen und Rigi bis zum Säntis im Osten – in dieser mobilitätseingeschränkten Phase ebenfalls gut. Allerdings sind wir angesichts der mittlerweile bald durchgescheuerten Schuhsohlen froh, dass die Sportgeschäfte in absehbarer Zeit wieder ihre Türen öffnen.
KURT METZ
MAIL@KURTMETZ.CH